Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0303
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
24. Kirchenordnunge zum anfang, für die pfarherrn in herzog Heinrichs zu Sachsen fürstenthum. 1539. 275

in dem leben sind wir mit dem tod umb-
fangen, etc.
Ist on not, das man auf dem kirchof bei
dem grabe ein predigt halte.

latinisch agnus dei etc., so man der deutschen gesenge
(als Jesus Christus unser heiland u. s. w., item, das
deudsche sanctus, Esaia dem propheten das geschah,
item den psalm ich danke dem herrn von ganzem
herzen u. s. w.) eines oder mehr gesungen hat, mag man
mit dem folgenden deutschen agnus dei beschliessen:
[folgen die Noten zu Christe du lamb gottes, der du
tregst die sünd der welt, erbarm dich unser. Verleih
uns deinen frieden.] Folgend lese der priester diese
collecten zu beschluss der communio. Wir danken dir
almechtiger herr gott, das du uns durch diese heilsame
gabe hast erquicket, und bitten deine barmherzigkeit,
das du uns solchs gedeien lassest zu starkem glauben
gegen dir und zu brünstiger liebe unter uns allen, durch
Jesum Christum, deinen son unsern herrn. Antwort:
Amen. Oder diese: Ach, du lieber herr gott, der du
uns bei diesem wunderbarlicken sakrament deines leidens
zu gedenken und predigen befolhen hast, verleihe uns,
das wir solch deines leibs und bluts sacrament, also
mügen brauchen, das wir deine erlösung in uns teglich
fruchtbarlich empfinden. Antwort: Amen. Benediktion
gegen dem volk: Der herr segne dich u. s. w. Antwort:
Amen. So mag man das volk singen lassen den gesang:
gott sei gelobet und gebenedeiet und damit heim gehen.
Folgen etliche collecten oder gebet, so man in der
kirchen unter den ampt der messe (vor der epistel) und
auch sonst lesen mag. Gemeine collect. Lasst
uns beten. [Folgen die collecten, wie oben im texte
nämlich: allmechtiger gott, der du bist ein beschützer
u. s. w.; herr gott himmlischer vater, von dem wir on
unterlas u. s. w.; allmechtiger gott, der du durch deinen
heiligen geist u. s. w.,] herr allmechtiger gott der du
der elenden seufzen nicht verschmehest u. s. w.; herr
gott der du nicht lust hast an der armen sünder tod;
item diese: herr gott, himlischer vater, du weissest, das
wir in so mancher und grosser fahr für menschlicher
schwachheit u. s. w. Diese drei findestu droben nach
der litania. [Folgen die Collekten, wie im Text: Im
advent. Auf weihenachten. Auf purificationis. Von
dem leiden Christi. Von der auferstehung. Auf pfingsten.
In B weichen diese Collekten insofern etwas ab, als
ihnen jedesmal ein Spruch vorhergeht: nämlich „Be-
reitet dem herrn den weg, macht seine steige richtig;
ein kind ist uns geborn, ein herr ist uns gegeben“;
vor der zweiten Collecte „Vom leiden Christi“ : Christus
ist um unser missethat willen verwundet, und um unser
sünde willen zu schlagen.] Diese collecten mag man
auch zu ander zeit lesen de spiritu sancto, obmissa
parenthesi (an diesem tage) u. s. w. Von der heiligen
dreifaltigkeit. Allmechtiger ewiger gott, der du uns
geleret hast, im rechten glauben zu wissen und be-
kennen, das du in drei personen gleicher macht und
ehren ein einiger ewiger gott und dafür anzubeten bist.
Wir bitten dich, du wöllest uns bei solchem glauben
alle zeit feste erhalten, wider alles, das dagegen uns
mag anfechten, der du lebest und regierest von ewigkeit
zu ewigkeit. Amen. Von dem begrebniss der
todten. In stedten sollen die leichen — endlich und
gewisser trost ist [wie oben im Text]. Wo man schuler
hat, lasse man sie erstlich ein latinisch reponsorium
singen, als si bona suscepimus etc.
Darnach singe das volk mit inen etliche deudsche
gesang, als aus tiefer not, mitten wir im leben sind,
und bei dem grabe den gesang des heiligen Simeonis,

In stedten sollen die leichen ehrlich durch
den schulmeister und schuler geleitet werden,
nach gelegenheit, mit obangezeigten gesengen,
dergleichen aufn dörfern, durch den pfarherr und

mit fried und freud etc. item (so man zeit hat) wir
gleuben all an einen gott etc.
Ist on not, das man bei der begrebnis ein sondere
predigt thue, so aber ein priester fürhanden, mag er
mit dieser collect beschliessen.
Allmechtiger gott, der du durch den tod deines
sons die sünd und tod zu nicht gemacht und durch
sein auferstehung unschuld und ewiges leben wider-
bracht hast, auf das wir von der gewalt des teufels er-
löset und durch die kraft derselbigen auferstehung auch
unsere sterbliche leibe von den todten auferwecket
sollen werden, verleihe uns gnediglich, das wir solches
festiglich und von ganzem herzen gleuben und die frö-
liche auferstehung unsers leibs mit allen seligen er-
langen mügen, durch denselbigen deinen son, Jesum
Christum, unsern herrn, amen.
Beschlus.
Am end sol jederman wissen, das diese kirchen-
ordnung also gestellet ist, nicht der meinung, als müste
es aus not alles eben also gehalten werden, wie bisher
unter dem bapstumb die gewissen mit menschen leren
und geboten verstricket sind, sondern allein darumb,
das die einfeltigen pfarrher, so sich selbs nicht wissen
drein zu schicken, ein form und weise hetten, wie sie
sich in irem ampt und handlung der heiligen sakrament
halten mügen, damit niemand gewehret noch benomen,
wer es für sich selbs besser weis zu machen. Doch
sollen auch andere pfarrher und prediger vermanet
sein, das sie sich wolten mit den andern, so viel müg-
lich gleichförmig und eintrechtig halten umb gemeiner
liebe willen, und damit nicht ursach und raum gegeben
werde, das ein jeglicher aus seinem kopf ein eigens
und sonders mache (wie zu weilen etliche störrige, un-
gelerte und unerfarne pflegen zu thun). Daraus denn
zwitracht und ander ergernis folget.
Auf den sonnabent zu der vesper.
Allmechtiger herr gott, der du bist ein beschützer
aller, die auf dich hoffen, ohn welchs gnade niemand
ichtes vermag noch etwas vor dir gilt, las deine barm-
herzigkeit uns reichlich widerfaren auf das wir durch
dein heiliges eingeben denken,' was recht ist, und durch
deine hülfe dasselbige vor bringen, umb Jesu Christ
deines sones unsers herrn willen.
Ein ander auf den sonnabend zu der vesper.
Allmechtiger ewiger gott, der du durch deinen
heiligen geist die ganze christenheit heiligest und re-
gierest, erhöre unser gebet und gib uns gnediglich, das
sie mit allen iren gliedern in reinem glauben durch
deine gnade dir diene, umb Jesu Christ, deines lieben
sons, unsers herrn willen.
Auf den sonnabent zu der vesper pro pace.
Gott gib fried in deinem lande. Glück und heil
zu allem stande. Herr gott himlischer vater, der du
heiligen mut, guten raht und rechte werk schaffest, gib
deinen dienern friede, welchen die welt nicht kan geben,
auf das unsere herzen an deinen geboten hangen und
wir unsere zeit stille und sicher für feinden leben,
durch Jesum Christ deinen son unsern herrn.
35 *
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften