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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0327
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28. Die Cellischen Ordnungen. 1545.

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Das dritte. Du solt den feiertag heiligen;
do gebeut mir got, ich sol den feiertag mit heiligen
werken zubringen, als mit beten, danken, gottes
wort hören, das heilige sacrament empfahen, ader
darbei sein, under christlicher versammlung er-
scheinen, und den rechten gottes dienst mit helfen
verbrengen ect.
Das habe ich leider auch nicht gethan.
Beschlus der ersten tafel.
Dis und anders mehr, was mich got schuldig
weiss, vorklage ich mich selber.
Wider die ander tafel.
Das vierde gebot. Du solt deinen vater
und deine mutter ehren, das du lange lebest auf
erden.
Do gebeut mir got, das ich meine leipliche
eldern, meine geistliche, und weltliche obrikeit,
ehren sölle, das ist hoher und mehr, kluger, weiser,
frommer und gerechter, dan ich bin, halten, und
derhalben mich ihnen underwerfen, gehorsam und
dienstlich sei, fur ihnen von herzen furchten, auch
eusserliche ererbietung erzeigen.
Das hab ich leider auch nicht gethan, sundern
manchfeldiglich ubergangen, und in gottes er-
schreckliche drauung gefallen.
Das funfte. Du solt nicht töten. Do ver-
beut mir got allen grol, neid, hass, und wider-
willen im herzen kegen meinen nechsten nicht
zutragen, auch dasselbe eusserlich weder mit worten
noch werken kegen ihme zuerzeigen, sunder ihn
von herzen liben, ehren, fordern, sein leib und
leben schutzen und helfen erhalten.
Sölchs habe ich leider auch nicht gehalten,
sundern bin neidisch, hessig ect.
Das sechste. Du solt nicht ehebrechen.
Do verbeut mir got alle böse luste meines herzen,
auch unzuchtige wort und werk kegen meines
nechsten weib, kind, gesind, und fordert, das ich
ihre ehre, helfe schuzen retten fördern und er-
halten ect.
Das habe ich leider auch nicht gethan, sun-
dern bin mit gedanken, worten und werken so
und so ect.
Das siebende. Du solt nicht stelen. Do
verbeut mir got allen geiz im herzen, und alle
unrechte hantirung, damit ich meinen nechsten
verfortheile, und umb das seine mit unrecht
betrige,
und gebeut, das ich meines nechsten gut und
habe sal helfen erhalten, bessern, und bewahren.
Das habe ich leider auch nicht gethan, sun-
dern meinen nechsten hiermit und darmit oftmals
felschlich umb das seine betrogen ect .
Das achte. Du solt nicht falsch gezeukniss
reden wider deinen nechsten.

Da gebeut mir got, das ich meines nechsten
ehre, guten leumat nicht vorletzen, sundern
schutzen, retten und allethalben werben und
reden soll.
Das habe ich leider auch nicht gethaen,
sundern da, und da, meinen nechsten felschlich
belogen, beruchtiget und geschmehet etc.
ln den letzten zweien geboten ver-
merke ich, das mir got alle bese luste und
neigung meines herzen vorbeut, welche ich in
meinem herzen leider al zuviel befinde.
Und erkenne, das ich den erschrecklichen
zorn gottes, uber mich gereizet, und der ewigen
verdamnis schuldig wurden bin, dafur ich er-
schrecken, und mich herzlich furchte, und bitte
euch liber herr, ihr woltet mich von diesen und
allen meinen sunden, an stadt gottis los sprechen
und entpinden und wider mit gott versuhnen
und wider einsetzen in die zahl der ausser-
welten, das ich auch möchte ein kind der selikeit
werden.
Auf diese und dergleichen weise solten das
volk durch die predigten gelernet werden, das sie
ihre beichte, also kegen dem beichtvater theten
und nicht kegen dem beichtvater alleine, sunder
alle tage, ja alle augenblick, also gotte beichten,
für got sich also erkennen und demutigen,
Das gefelt gote wohl, psalmo XXXII. Der
herr hat einen wolgefallen an denen, die ihnen
furchten und auf seine barmherzikeit hoffen.
Solchs weren rechte ubungen eines christen
menschens, zu gottes forcht, sunst gehen die leute
röhisch dahin und gerathen in ein röhisch wildes
gotlos wesen. Die nimmer an got gedenken,
sundern alzeit ihres herzen lusten nach leben,
die musten zu letzte verzweifeln und vorterben.
Die forma der beicht aber ist nicht dero
meinung also gestelt, das man nun dise und keine
andere wort brauchen muste, sundern das die
einfeltigen einen kurzen verstand und auslegung
der zehen gebot haben und ihre beichte darnach
zu richten wusten; dan kaine bessere beichte kan
funden werden, dan also aus den zehen geboten
beichten, dann do finden sich alle sunden und
bleibt kaine verborgen.
Darauf sal ihnen der beichtvater trösten mit
schenen tröstlichen spruchen von gottes barm-
herzikeit und vergebung der sunden , und weiter
verfahren, wie in der agenda vormeldet; es sal
auch der priester in der absolution dem beicht-
kinde die hende auf das haupt legen.
Von tröstung der kranken.
Ein gelerter pfarer sal achtung darauf geben,
wo die krankheit nicht so gar ferlich und der
kranke zuvorn gotlos gelebet, und in der krank-
heit ungeduldig, und von besen worten were,
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