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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0334
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306

Die Kirchenordnungen. Albertinisches Sachsen.

volgends durch den auch hochgebornen fursten
hern Moritzen, herzogcn und churfursten zu
Sachsen etc. unserm freuntlichen lieben brudern
seligen, durch gottliche vorleihunge, in all s. 1.
chur und furstenthumben erhalten, wie die auch
noch in allen unsern kirchen und landen vor augen
ist, bis an unser ende, vormittelst gottlicher hulf
und gnade, bestendiglich und entlich zu ver-
harren, erkenneten wir uns vornemlich schuldig,
rechte gottes erkentnus und rechte anrufunge, wie
sich gott gnediglich durch seine lehre geoffenbaret
hat, und christliche zucht, soviel wir in unserm
ampt und beruf mit gottes hulf thun konten, zu
befordern, dieweil aber vorschiener zeit allerlei
missbreuch und unordnunge, in unsern landen,
der kirchengutere und derselben personen halben,
auch sonst in gemein, viel ergerlichs wesens,
lebens und wandels eingerissen, als hetten wir vor
notwendig bedacht, widerumb eine christliche
visitation, immassen von unsern vatern seligen,
anno etc. im neununddreissigsten beschehen, mit
rath unserer theologen und erforderten von der
landschaft vorzunehmen.
Und were unser ernstlich gemut und meinunge,
das durchaus in allen kirchen unserer chur und
furstenthumben, fur und fur, obgemelte einige
christliche lahr, welche durch gottes gnade in ob-
erwenter sechsischen confession anno 1500 im
dreissigsten gefasset und volgends in ' der con-
fession auf das trientische concilium anno 1500 im
einundfunfzigsten auf bevehlich gedachts unsers
freuntlichen lieben bruders, seligen, durch die ge-
lerten treulich repetirt, auch durch viel andere
unserer religionverwandten stende underschrieben
ist, in allen artikeln unvorruckt gepredigt und
gehalten werden soll, und da einer oder mehr,
itzund oder hernach etwas wider diese lahr pre-
digen oder sunst ins volk ausbreiten wird, dieselben
nach vorhöre, so sie auf irer widerwertigen mei-
nunge verharren, vom ampt entsatzt, und aus diesen
landen vorwiesen werden.
Darauf wir dann die obbenante unsere lieben
andechtigen und getreuen solche visitation in
unsern meissnischen und gebirgischen kreisen,
furzunehmen verordenet und inen volkommene
macht und bevehlich gegeben haben, alle pfarherr,
kirchen und schuldiener, auch die pfarrkinder
und eingepfarrten, ihrer lehr und wandels halben,
zu examiniren, und dann auch der guter, so hie-
bevorn durch unsern lieben vatern und brudern,
seligen, zu underhaltunge der pfarren, schulen
und kirchendiener verordenet, bericht und er-
kundigunge zu nehmen, der gebrechen und mengel
halben, so sie in der lare, leben und auch der
guter halben befinden wurden, geburlich einsehen
zu thun, dieselbe in anderunge und besserunge
zu richten, wie solchs ire instruction weiter besagt,

darumb'solten die personen, so sie in sonderheit
erfordern wurden, auf die artikel, darauf sie be-
fragt, richtige antwort geben, da auch die, so die
kirchen in bevehl hetten, es weren unsere ampt-
leute, die vom adel, stedte, pfarher, kirchen und
schuldiener, oder kirchenvetere der dorfschaften
selbst mangel und gebrechen der kirchen, und
dero zugehorigen guter halben, vorzuwenden
hetten, und sie dieselben anzeigen wurden, wolten
sich unsere verordente visitatorn darauf von
unserntwegen mit geburlichem einsehen zu erzeigen
wissen.
Von der kirchen und schulen diener
examination in der lahr.
Wann solche gemeine vorhaltunge zum ein-
gang geschehen, sollen obermelte unsere vorordente
erstlichen den superattendenten eines idern orts
zu sich ziehen, und dann die pastores, diaconos
und alle andere kirchen und schuldienere in
sonderheit examiniren und fragen, von den vor-
nembsten stucken unserer christlichen religion und
glaubens, und sonderlich, ob sie obgemelte lahr in
berurten confessionen begriffen, gewis leren und
derselben gemes die hochwirdigen hailigen sacra-
menta reichen, und wo sie (die visitatores) be-
funden, das jemands unter den lehrern der ge-
dachten christlichen bekentnus in einem oder
mehrern widerwertig, den sollen sie seines irtumbs
underweisen, da er aber davon nicht wurde ab-
stelien, ihnen entsetzen, und in unsern landen
nicht ferner in oder zu kirchendinsten gebrauchen
lassen, und einen andern gotfurchtigen und ge-
lerten an die stadt verordenen, mit verwarnunge,
wo er, der entsetzte, sich hiruber offentlich oder
heimlich understunde, seinen irtumb ferner aus-
zubreiten oder versamblunge zu machen, das er
alsdann unserer lande verwiesen werden soll.
Damit auch solche christliche lahr einhellig-
lichen in den kirchen unserer lande und soviel
desto mehr erhalten werde, sollen sie anfenglich
erkunden, ob auch in ider pfarkirchen eine biblia
durch doctorem Martinum Lutherum verdolmetscht
vorhanden, und da die nicht vorhanden, den
kirchvetern auferlegen, eine in die pfarre zu ver-
schaffen, Unsere visitatores sollen auch zweene
abdruck der augspurgischen sechsischen confession,
wie die anno 1500 im dreissigsten ubergeben und
wie vermeldet anno 1500 im einundfunfzigsten er-
cleret, den pfarhern zustellen, und sampt der
biblien in das inventarium der pfarre setzen,
damit dis darinne iderzeit zu befinden und hirzu
werden sie die exemplaria obbemelter beider con-
fession zu Wittemberg, welche aus unser schosserei
daselbst sollen bezalt werden, bekommen.
Sie sollen auch die pastores fleissig fragen,
wie sie es halten mit dem catechismo, und sollen
 
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