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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0342
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Die Kirchenordnungen. Albertinisches Sachsen.

In den ceremoniis sollen sie nichts endern ohn
vorwissen und versuchten rat ires superintendentis
in einem synodo), do sie in dem kirchspil jemand
erfaren würde — zur erden bestattet werden.]
Auch fur ire person sollen die pastores ein
erbar, zuchtig, unergerliches leben furen, ir weib
und kind zur zucht und erbarkeit zihen aller
unerlichen hantirung, als wein oder bier schenkens,
kaufmannschaft und dergleichen vor weisslicher
handel sich enthalten, uf der canzel die leut ex
affectu nicht schmehen ires studii und ampts
warten, und sunderlich neben der biblia postillen
Lutheri, locis theologicis Philippi, latinisch oder
deutsch, sollen sie oft und vleissig lesen die Augs-
purgische confession sampt derselben repetition uf
das Tridentisch concilium geschrieben, und sollen
alle ire predigten und lehr uf die selben con-
fessionen und declarationen grunden und richten,
domit eintregtigkeit in der lehr im ganzen lande
erhalten, und uf die nachkommen gepflanzt
werde, welcher ursach halben auch der durch-
lauchtigste herzog Augustus churfurst zu Sachsen etc.
unser gnedigster herr, gnedigst bevolen uf s. c. f. g.
unkosten, dieselb confession und declaration von
neuem wider zu drucken, und in eine jede pfarr
kirche ein exemplar beder confession zu verordnen,
das stets bei der pfarren bleibe und ins inven-
tarium verzeichnet werde. Daneben sollen die
pfarrer sittig und friedlich leben mit ihren collegis,
schulpersonen, und burgern, sich nit in frembde
hendel mengen, nit gezank oder partei unter den
leuten anrichten, das volk in den predigten vleisig
vermahnen zur teglichen furbitt zu gott, fur gut
regiment, fur frid, fur gluck und wolfart unsers
gnedigsten herrn des landesfursten und aller der
seinen. Das aber vom wein und bierschenken —
geste zur zeche im hause setzen (wörtlich so wie
in den General-Artikeln). Sie sollen keinen un-
bekannten oder verdechtigen, auch der nit zuvor
- ordiniert und von jemandes glaubwirdiges gut
zeugnis hat, vorgonnen, in irer kirchen zu
predigen. Do aber ein junger gesell, der sich
' begert zuversuchen und zu üben, umb erlaubniss
zupredigen bitten wurde, soll ihm der pfarrer
solchs zu lassen, doch also, das ime der junge
gesell zuvur jemands schriftlichs zeugnis und
seiner furgenomenen predigt concept schriftlich
oder mundlich furlege. Sie sollen auch die
pfarr gebeude, do etwas mit einem geringen kann
gebessert werden, und grosser scheden am gebeude
verhutet werden, mit flickwerg, in beulichen wesen
erhalten und nit zerfallen lassen. Do aber heupt
gebeude zu machen were, sollen dieselbe aus der
kirchen einkommen, oder von dem kirchspil er-
bauet werden. Sie sollen auch die gerten, so
zur pfarr gehoren, nit verwüsten lassen, sunder
mit guten pflanzen und pfropfreisern bessern und

erbauen, dergleichen, do hulz zu den pfarren ge-
hort, die selbe nit zu ihrem nutz und grossem
abbruche und schaden der pfarrn und des kunf-
tigen successoris verösten und verwusten, wie von
etlichen bisweilen erfahren wirt, die derhalb
billich sollen in straf genummen und zu wider
stattung des schadens von der oberkeit gedrungen
werden.
[Hier folgt in dem Magdeburger Exemplar
ein Abschnitt:
Generalia, alle dorfpfarrer betreffende.
Ein jeder dorfpfarrer soll schuldig sein, alle
suntag und feiertag zwei mal frue das evangelium
u. s. w. = General-Artikel von 1557, Abschnitt
„Von pfarhern kirchen und schulendienern in
gemein“, bis „soll er sie vor dem erbherrn ver-
klagen“.
Nur hat die Magdeburger Handschrift
folgende Zusätze und Abweichungen:
Hinter „des dorfs obrigkeit oder dem super-
intendenti angeben“ hat M. noch: Auch sol er
keinem das hochw. sacrament des abendmals mit-
theilen , der nit beten und von got und von den
andern furnembsten artikeln unseres christl. glau-
bens nicht zimlichen bescheid geben kan.
Hinter „dieselbe sol er und der küster fleissig
zu lesen schuldig sein“ hat M. noch zwei Zusätze.
Der erste befiehlt die ständige Lectüre der A. C.
und deren repetitio und erklärung. Nach dieser
habe sich der Pfarrer in seiner Lehre zu halten.
Der zweite Satz verbietet, von den Ceremonien
ohne Wissen des Generalsuperintendenten abzu-
weichen.
Hinter „zimlicher weise sol erstattet werden“
hat M. noch die Weisung an den Pfarrer, sich
eines ehrbaren Lebens zu befleissigen, sich des
Trinkens, Spielens, Weinschenkens zu enthalten.
Den selbstgebauten Wein darf er verkaufen.
Im Absatz „Er sol auch im sontagspredigten“
fehlt in M. die Hinweisung auf das Gebet für
gute Regierung u. s. w. Die Strafen gegen
Verächter des göttlichen Worts sind in M. weit
schärfer gehalten. Sie sollen auch im Sterbensfall
ohne gründliche Busse das Sakrament nicht erhalten
und sollen ohne geistliche Mitwirkung bestattet
werden.
Hinter „unrichtigkeit erwachsen würde “ hat
M. noch zwei Absätze. Die Verächter des Wortes
Gottes sollen verwarnt und dann dem Consistorium
zur Bestrafung angezeigt werden. Jedes Laster
soll dem Gerichtsherrn angezeigt werden.]
Generalia, die prediger oder diaconos
und custodes belangende.
Es sollen die andern kirchen diener ihre
pastores und superintendentes in ehren halten und
 
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