32. General-Artikel und gemeiner Bericht. Vom 8. Mai 1557.
321
halten, und darzu berufen aus den stedten, flecken
und dörfern alle pastores, so in seine superatten-
dents gehören, und sich dorinnen irer lahr und
sitten, auch anderer vorfallenden gebrechen er-
kunden, dieselben in besserung richten, insonder-
heit auch ire relation hören, wie sie ire pfar-
kinder in examine befunden, und was sie sonst
vor irrige sachen anzuzeigen haben, und do etwas
fürfiele, das er nicht vorrichten könte, sol er das
an das consistorium, dohin die person und sachen
gehörig, weisen und gelangen lassen.
Do auch der superattendens etwas ungebür-
lichs oder streflichs von einigem pfarherr in seine
superattendents gehörig selbst erfaren, oder aber
vom lehenherrn, oder den eingepfarten erkundi-
gung bekommen hette, sol er denselben in geheim
darumb ansprechen, und nach gelegenheit der vor-
brechunge strafen, mit vorwarnung, do keine
besserung folgen, und dergleichen klage mehr für
ihn kommen würde, das er solches an das con-
sistorium gelangen lassen müste, in massen er
auch solches thun, und das consistorium hierinne
gebürlich einsehen haben sol.
Er sol auch solche seine nachharn im synodo
freundlich vormahnen zu fleissigem studieren und
lesen, zu einem tüchtigen wandel, zu treuem dienst
in irem befohlenen ampte und beruf, zu freund-
licher einigkeit, und da nach gelegenheit der zeit
andere mehr erinnerung, trost und unterricht den
dorf-pfarherrn von nöten sein würde, als vor ge-
meine not oder vorstehende gefahr von der canzel
und sonst zu bitten, sol er dasselbige auch mit
vernunft und bescheidenheit zu thun sich befleissigen.
Wann auch forthin die angenommene, exami-
nirte und ordinirte neue pfarherrn eingewiesen
werden, so sol solches durch die superattendenten
in beisein der schössere, lehen-herrn, und derer,
so inen berufen, ungefehrlich nachfolgender mei-
nung geschehen, das der superattendens mit dem
neuen pfarherrn, schösser, lehenherrn, gerichts-
habern oder vorwaltern in den flecken ziehe, da-
hin der pfarherr berufen ist, und doselbst auf
einen feiertag nach der predigt mit dem neuen
pfarherr für den altar trete, und demselben sein
gemein und kirchen befehle mit ernstlicher christ-
licher vorwarnunge aus den worten Pauli zu
fleissiger und treuer regierung der kirchen, und
väterlicher vorsorgung der armen scheflein, auch
mit vorwarnung und Betrachtung, das er den ernsten
zorn und strafe gottes auf sich laden werde, so
er jemandes aus den befohlenen scheflein vor-
seumen, vorwarlosen, oder aber mit Unrechter lahr
unserer heilwartigen christlichen religion zu-
entkegen und sonderlichem rohlosen leben ergern
würde.
Nachmals sol der superattendens auch die
gemeine vermahnen zu billichem gehorsam,
Sehling, Kirchenordnungen.
reverenz und dankbarkeit gegen diesem irem
neuen pfarherrn mit erzelung der hohen unaus-
sprechlichen güter, die dem armen volk durch die
kirchendiener von gott vorgetragen werden.
Letzlichen sol er das volk vormahneu, ernst-
lich gott zu bitten, das er zu dieses neuen pfar-
herrs regierunge und lahr seinen segen und ge-
deien geben wolte, damit durch ihn, als durch
einen heilsamen werkgezeug, sein göttlicher name
geheiliget, sein reich gemehret, sein wille voln-
bracht werde, und nach gesprochenem vater unser
sol er die gemeine singen lassen, nun bitten wil-
den heiligen geist, etc.
Nach solcher einweisung soll der superattendens
fleissig bei den kirchvetern erfragen, was der
pfarr einkommen, was ganghaftig, was streitig sei,
item, was das inventarium und widumbs-buch ver-
müge, und desselben allen ein klar vorzeichnis
dem neuen pfarherrn zustellen lassen, und inen
vormahnen, solch sein einkommen einzufordern,
und nichts davon entziehen zu lassen, auch gerten
und gebeu zu bessern, und die gehülz, wo die bei
den pfarren seind, nicht zu vorwüsten.
Auch sol er die gemeine erinnern, das sie
treulich, unvorzüglich dem neuen pfarherrn seinen
lohn volkömlich reichen und entrichten, und die
obrigkeit vormahnen, das sie darzu behülflich sein
wollen.
Von beruf und annehmung der pfarherrn.
Es sol hinfüro in s. churf. g. chur - und
fürstenthumben kein pfarherr one vorwissen der
superattendenten (denen s. churf. g. jedes orts
ordnen, und solch aufsehen vornemlich befohlen
und auflegen lassen) beneben glaubwirdigen zeug-
nis und testimonien seines standes, vorigen wandels,
wesens und abzugs, so er desselbigen orts super-
attendenten aufzulegen schuldig sein sol, auf- oder
angenommen werden, wann aber hieran kein mangel,
das er also dann zu der examination in die uni-
versiteten gegen Wittemberg oder Leipzig geschickt,
und wann er vor genugsam gelert und tüglich be-
funden, zu solchem seinem ambte, darzu er be-
berufen, aufgenommen, eingeweiset und investirt
werde, ungeachtet, ob er zuvor in andern landen
ordinirt, und pfarren vorwaltet oder regieret hette.
So wollen s. churf. g. auch nicht, das die
collatores die pfarherrn mit dem lehen-gelde, wie
etwan geschehen, belegen, dasselbige von inen
fordern oder nehmen, oder aber inen die pfarren
auf eine namhaftige zeit zu irem vortheil und des
pfarrers nachtheil vorleihen, besondern das sie
inen dieselben pfarren bleiben lassen, sie hetten
dann der lahr und lebens halben genügsame ur-
sache wider sie; solche ursache sollen sie an die
ordentliche consistoria gelangen, und des orts die
sache gebürlicher weise örtern lassen.
321
halten, und darzu berufen aus den stedten, flecken
und dörfern alle pastores, so in seine superatten-
dents gehören, und sich dorinnen irer lahr und
sitten, auch anderer vorfallenden gebrechen er-
kunden, dieselben in besserung richten, insonder-
heit auch ire relation hören, wie sie ire pfar-
kinder in examine befunden, und was sie sonst
vor irrige sachen anzuzeigen haben, und do etwas
fürfiele, das er nicht vorrichten könte, sol er das
an das consistorium, dohin die person und sachen
gehörig, weisen und gelangen lassen.
Do auch der superattendens etwas ungebür-
lichs oder streflichs von einigem pfarherr in seine
superattendents gehörig selbst erfaren, oder aber
vom lehenherrn, oder den eingepfarten erkundi-
gung bekommen hette, sol er denselben in geheim
darumb ansprechen, und nach gelegenheit der vor-
brechunge strafen, mit vorwarnung, do keine
besserung folgen, und dergleichen klage mehr für
ihn kommen würde, das er solches an das con-
sistorium gelangen lassen müste, in massen er
auch solches thun, und das consistorium hierinne
gebürlich einsehen haben sol.
Er sol auch solche seine nachharn im synodo
freundlich vormahnen zu fleissigem studieren und
lesen, zu einem tüchtigen wandel, zu treuem dienst
in irem befohlenen ampte und beruf, zu freund-
licher einigkeit, und da nach gelegenheit der zeit
andere mehr erinnerung, trost und unterricht den
dorf-pfarherrn von nöten sein würde, als vor ge-
meine not oder vorstehende gefahr von der canzel
und sonst zu bitten, sol er dasselbige auch mit
vernunft und bescheidenheit zu thun sich befleissigen.
Wann auch forthin die angenommene, exami-
nirte und ordinirte neue pfarherrn eingewiesen
werden, so sol solches durch die superattendenten
in beisein der schössere, lehen-herrn, und derer,
so inen berufen, ungefehrlich nachfolgender mei-
nung geschehen, das der superattendens mit dem
neuen pfarherrn, schösser, lehenherrn, gerichts-
habern oder vorwaltern in den flecken ziehe, da-
hin der pfarherr berufen ist, und doselbst auf
einen feiertag nach der predigt mit dem neuen
pfarherr für den altar trete, und demselben sein
gemein und kirchen befehle mit ernstlicher christ-
licher vorwarnunge aus den worten Pauli zu
fleissiger und treuer regierung der kirchen, und
väterlicher vorsorgung der armen scheflein, auch
mit vorwarnung und Betrachtung, das er den ernsten
zorn und strafe gottes auf sich laden werde, so
er jemandes aus den befohlenen scheflein vor-
seumen, vorwarlosen, oder aber mit Unrechter lahr
unserer heilwartigen christlichen religion zu-
entkegen und sonderlichem rohlosen leben ergern
würde.
Nachmals sol der superattendens auch die
gemeine vermahnen zu billichem gehorsam,
Sehling, Kirchenordnungen.
reverenz und dankbarkeit gegen diesem irem
neuen pfarherrn mit erzelung der hohen unaus-
sprechlichen güter, die dem armen volk durch die
kirchendiener von gott vorgetragen werden.
Letzlichen sol er das volk vormahneu, ernst-
lich gott zu bitten, das er zu dieses neuen pfar-
herrs regierunge und lahr seinen segen und ge-
deien geben wolte, damit durch ihn, als durch
einen heilsamen werkgezeug, sein göttlicher name
geheiliget, sein reich gemehret, sein wille voln-
bracht werde, und nach gesprochenem vater unser
sol er die gemeine singen lassen, nun bitten wil-
den heiligen geist, etc.
Nach solcher einweisung soll der superattendens
fleissig bei den kirchvetern erfragen, was der
pfarr einkommen, was ganghaftig, was streitig sei,
item, was das inventarium und widumbs-buch ver-
müge, und desselben allen ein klar vorzeichnis
dem neuen pfarherrn zustellen lassen, und inen
vormahnen, solch sein einkommen einzufordern,
und nichts davon entziehen zu lassen, auch gerten
und gebeu zu bessern, und die gehülz, wo die bei
den pfarren seind, nicht zu vorwüsten.
Auch sol er die gemeine erinnern, das sie
treulich, unvorzüglich dem neuen pfarherrn seinen
lohn volkömlich reichen und entrichten, und die
obrigkeit vormahnen, das sie darzu behülflich sein
wollen.
Von beruf und annehmung der pfarherrn.
Es sol hinfüro in s. churf. g. chur - und
fürstenthumben kein pfarherr one vorwissen der
superattendenten (denen s. churf. g. jedes orts
ordnen, und solch aufsehen vornemlich befohlen
und auflegen lassen) beneben glaubwirdigen zeug-
nis und testimonien seines standes, vorigen wandels,
wesens und abzugs, so er desselbigen orts super-
attendenten aufzulegen schuldig sein sol, auf- oder
angenommen werden, wann aber hieran kein mangel,
das er also dann zu der examination in die uni-
versiteten gegen Wittemberg oder Leipzig geschickt,
und wann er vor genugsam gelert und tüglich be-
funden, zu solchem seinem ambte, darzu er be-
berufen, aufgenommen, eingeweiset und investirt
werde, ungeachtet, ob er zuvor in andern landen
ordinirt, und pfarren vorwaltet oder regieret hette.
So wollen s. churf. g. auch nicht, das die
collatores die pfarherrn mit dem lehen-gelde, wie
etwan geschehen, belegen, dasselbige von inen
fordern oder nehmen, oder aber inen die pfarren
auf eine namhaftige zeit zu irem vortheil und des
pfarrers nachtheil vorleihen, besondern das sie
inen dieselben pfarren bleiben lassen, sie hetten
dann der lahr und lebens halben genügsame ur-
sache wider sie; solche ursache sollen sie an die
ordentliche consistoria gelangen, und des orts die
sache gebürlicher weise örtern lassen.