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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0384
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356

Die Kirchenordnungen. Albertinisches Sachsen.

38. Des durchlauchtigsten, hochgebornen fürsten und herrn, herrn Angusti, herzogen u. s. w. Vorordenung
und befehl, was sich alle und jede in seiner churfürstlichen g. erblanden und incorporirten stiften under-
thanen auf die negst gehaltenen zwo visitationes anno 1574 und 1575, und dann anno 1577 bis auf ferneren
befehlich und vorbesserung vorhalten sollen. Vom 28. Mai 1578.
[Nach dem Originaldrucke Dresden, durch Gimel Bergen 1578. Vgl. oben S. 113. 128.]

Von gottes gnaden, wir Augustus herzog zu
Sachsen, des heiligen römischen reichs erzmarschal
und churfürst, landgraf in Düringen, marggraf zu
Meissen, und burggraf zu Magdeburg, entbieten
allen und itzlichen unsern prelaten, herrn, des-
gleichen unser ritterschaft, oberhaupt und ampt-
leuten, superintendenten, vorwaltern, schössern,
gleitsleuten, schultheissen, voigten, vorstehern,
bürgermeistern, räthen, richtern, gemeinden der
stedte, und allen andern unseren underthanen,
unsern grus zuvorn.
Ehrwirdige, edle, liebe andechtige und ge-
treuen. Euch ist unverborgen, das wir aus hoch-
wichtigen ursachen, sonderlich aber genedigster
väterlicher fürsorg, damit wir unserer lande kirchen,
schulen, und euch alle meinen, und auf under-
thenigsten rath und bedenken unserer getreuen
landschaft, zu erhaltung der seligmachenden reinen
göttlichen warheit, zu des allmechtigen lob und
ehren, und euerer aller wolfarth, eine christliche
general visitation aller unserer lande kirchen und
schulen anno etc. 74. und 75. angestellet, her-
nachmals auch am ende des 76. und anfangs des
sieben und siebenzigsten jars, durch unsere son-
derliche, darzu verordente räthe und theologen
der universiteten, consistorien, und unserer drei
fürstenschulen, auch eigentlich zuerkünden, wie es
in kirchen und schulen stünde, im sieben und
siebenzigsten und diesem 78. jar widerumb eine
local visitation anordenen und halten haben lassen.
Wann uns dann die vorordenten unserer
ersten general, auch dieser gehaltenen local visi-
tation underschiedlichen bericht, wie sie es an
- einem jeden ort befunden, was für irrungen für-
gefallen, wie die vorglichen, vorabschiedet, zum
teil auch zu unserer ferner vorordenung und er-
kentnus gestellet, eingebracht,
als haben wir zu einem synodo unsere für-
neme theologos, und politische räthe berufen,
ihnen diese handlungen alle undergeben, und be-
fohlen, dieselbe mit fleis zuerwegen, zuberath-
schlagen, und ihr christliches bedenken uns dor-
über zueröffnen.
Nun befinden wir so viel, das, ob wol wir
von anfang unserer regierung, und bis daher mit
ernst dohin gesehen und gearbeitet haben, das
unsere lande und underthanen bei gottes selig-
machendem wort, guter zucht und erbarkeit er-
halten werden möchten, auch derenthalben in
kirchen und policei sachen allerlei gute christliche
vorordenung und mandata ausgehen lassen, das

doch denselben in nachvolgenden artikeln von dem
wenigem teil unserer underthanen bis da hero
nachgesetzt worden.
Dann erstlich, erfahren wir schmerzlichen,
das gotte für sein heiliges wort wenig gedanket,
sondern es vorechtlich gehalten, die predigten früe,
und zum catechismo in stedten und dörfern un-
fleissig, in der wochen aber gar wenig besucht;
und ob wol von uns und unsern visitatoribus gute
ordnung gemacht, und strafen dorauf gesatzt, so
sind doch die nicht eingebracht, noch darob ge-
halten worden. Doran auch auf den dörfern die
diener des worts, zum teil durch ihren unfleis,
wol ursachen geben, und one schuld nicht sein
mögen.
Nach diesem, kommet uns glaubwirdig für,
wie das heilsame hochwirdige sacrament des altars
von etzlichen hindan gesatzt, und selden, auch wol
gar nicht gebrauchet werde.
Das auch die heilige taufe vielfeltig geunehret,
und fast durch alle stende die danksagung, welche
unserm erlöser für seine heilsame gaben mit grosser
andacht geschehen solte, in ein sodomitisch schwel-
gen, fressen und saufen verkehret werde. Und
das viel vom adel, bürgere und bauren die in
unseren general articuln erleubte anzal der tauf
pathen uberschreiten, und eins teils umb schnödes
gewinstes, eins teils aber um schwelgerei, tanzes
oder anders wollustes willen, leute in grosser an-
zahl einladen, und etzliche tage aneinander mit
unkosten aufhalten.
Zu deme, das des göttlichen namens, und
unsers erlösers leidens, sterbens, seiner sacrament
und wunden, abscheuliche erschröckliche lesterung
bei jung und alt uberhand nehme, bei vielen zu
einer gewonheit werde, unsere dorauf gesatzte
straf aber zu exequiren, sei menniglich fast lass
und seumig.
Zeuberei, drachen halten, segensprechen, und
diesen abgöttischen künstlern und vorführern, one
einige strafe anhengen und zulaufen, werde ganz
gemein erfahren.
So werde auch der sabbath nicht alleine, wie
oben gemeldet, durch verseumung der predigt,
sondern auch mit allerlei hand und ross arbeit,
auch anderem unzimlichem beginnen, zu vor-
achtung göttliches gebots« entheiliget.
In deme, das auf die höchsten, und heiligsten
festa die grösten sünden und ergernussen mit
schwelgen, tanzen, saufen, begangen werden.
Das die leute vom gehör göttliches worts
 
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