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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0386
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358

Die Kirchenordnungen. Albertinisches Sachsen.

keiten und eltern, die es vorstatten, anleitung
gegeben wirdet.
Ob deme allem, wie menniglich zuerachten,
tragen wir nicht unbillich misfallen. Es gebürete
sich auch wol, das wir uns kegen den ubertretern
alsbald mit ernst bezeigten.
Weil aber diese sachen, so zum teil gottes
ehre betreffen, an ihnen selbst wichtig, auch zu-
besorgen, das in diesem ersten synodo nicht alles,
was abzuschaffen ist, an tag kommen sei, und do-
neben aus den gehaltenen visitationibus, und
sonsten, so viel erscheinet, das bei unsern univer-
siteten, fürstenschulen, und consistorien, bei denen
die jugent zur ehre gotttes, und aller tugent er-
zogen werden solte, auch do dannen das predig-
ampt bestellet werden mus, allerlei schwere
mengel und gebrechen fürfallen, die mit zeitigem
guten bedacht, vorbessert werden müssen,
als seind wir entschlossen, dieses alles unserer
getreuen landschaft, und andern unsern vortraueten
räthen, zu forderlichster gelegenheit zu untergeben,
und nach derselben berathschlagung vorordnung
zuthun, doraus gottes und seines heiligen namens
lob und ehre, auch in unsern landen zucht und
39. Pfarr-Wittwen und -Waisen-Ord
[Nach dem Originalschreiben des Consistoriums im Super
Bericht 1) wie es im todlichen abgang
der pfarherren und kirchendiener mit
den gutern ihrer erben soll gehalten
werden.
Unser freuntlich dienst zuvor. Erwirdiger und
hochgelarter besonder gunstiger freund. Auf die
fragen, so ihr uns zugeschickt, und gebeten, das
wir euch darauf der pilligkeit oder rechtens be-
richten wolten.
Demnach ist unser bedenken, und achten nach
itzigem stande, in welchen bei uns, die wir die
ware reine lere, von dem willen gottes angenomen
haben, die sachen erfunden, und nemlich das den
priestern in rechter christlicher ehe zusitzen, und
eheliche kinder zu haben zugelassen, wo dieselben
zu solcher zeit, als sie der kirchen ampt mit pre-
digen und sacramenten reichen vorweset, oder aber
solch ampt, alters oder krankheit halb durch
andere bestellet, todes abgehen, weib und kinder
nach sich lassen, dass dieselben ufs wenigst ein
halb jar in den pfarr, oder diacon heusern un-
vorstossen geduldet, auch die zeit uber der pfar
oder diacon einkommens geniesen, mittler zeit den
kirchen dienst, umb ein zimlich dinge, mit dem
neuen, so darzu angenomen, oder andern, die
darzu tuglich erkant, mit der consistoria oder

1) Titel von Fabricius geschrieben.

erbarkeit, und der underthanen wolfarth erfolgen
müge.
Damit aber mitler weil in den obgemelten
uns missfelligen artikeln nicht weiter, zum erger-
nüs der kirchen, unehre göttliches namens, vor-
fahren, und gott zu zorn und straf vorursachet
werde,
so begeren wir gnedigst, hiemit ernstlich be-
fehlende, ihr alle und jede wollet mit fleissigem
aufsehen eure underthane anhalten, und weisen,
das unserm hiebevorn ausgegangenen general
articuln und policei ordnungen, auch deme was
von unsern visitatoribus, anno etc. 74. und 75. an
einem jedern ort in specie vorordnet, vorglichen,
oder vorabschiedet ist worden, und nach itzigem
unserm gehaltenem synodo, befohlen wirdet, bei
vormeidung unserer ernsten straf und ungnade,
nachgesatzt werde.
So wollet auch ihr demselben mit gehorsamer
volge zugeleben, und für eure personen nachzu-
setzen, bei vorgemelter unserer straf und ungnade,
an euch keinen mangel sein lassen. An deme vor-
bringet ihr unsere ernste wolgefellige meinunge.
Datum Dresden den 28. maii, anno 1578.
nung des Consistoriums zu Wittenberg.
intendentur-Archiv Zerbst XXIX. Vgl. oben S. 130. 312.]
superattendenten desgleichen in steten der rehte
und in dorfern der vom adel wissen bestellen
mogen.
Ist dan ja einer uf ein inventarium in der
pfar ader diacon heuser kommen, wess dan von
haus und vorrat befunden, und durch krieg,
brand, oder andere unvorsehenliche zufelle nicht
umbkommen, dess musten die wittwen ader kindere,
oder auch der bei seinem leben sein ampt vorlest,
aldo lassen oder gut machen.
Hette er dann in seinem anzihen die ecker
beschickt gefunden, und die fruchte davon ein-
bracht, und genossen, so musten dieselben also
widerumb beschickt, und die fruchte davon, dem
neuen gelassen werden,
Aller ander guter haben sich die weltliche
oberigkeit nicht anzumassen, dan so sie der etz-
liche viel oder wenig nach sich gelassen, so ge-
horen dieselben der wittwe und kindern. Haben
sie der kinder nicht, so behelt sie die wittwe,
die muss sich dann mit dem negsten ihres
verstorbenen herren angebornen freunden derhalb
nach rechte oder in gute entscheiden lassen.
Gerade vorerbt ein priester uf niemand dan
uf sein weib, hat er der nicht, so pleiben die
stück, so sonst zur gerade gehoren, bei gemeinem
erbe ane unterschied.
Und wie die priester zu einichem herzuge
oder kriege zu dienen nicht sollen genotigt werden,
 
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