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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0395
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40. Des durchlauchtigsten, hochgebornen fürsten u. herrn, herrn Augusten, herzogen zu Sachsen, Ordnung. 1580. 367

menschen nam, und bracht sie zu ihm. Da sprach
der mensch, das ist doch bein von meinen beinen,
und fleisch von meinem fleisch, man wird sie
mennin heissen, darumb das sie vom manne ge-
nomen ist. Darumb wird ein man seinen vater
und mutter verlassen, und an seinem weibe hangen,
und sie werden sein ein fleisch.
Zum andern solt ihr anhören das heilige
evangelium, wie ihr einander verpflicht und ver-
bunden sein solt.
Matthei am xix.
Die phariseer traten zum herrn Jesu, ver-
suchten ihn, und sprachen zu ihm, ists auch recht,
das sich ein man scheide von seinem weibe, umb
irgend einer ursach willen? Er antwortet und
sprach: Habt ihr nicht gelesen, das der im an-
fang den menschen geschaffen hat, der machte,
das ein man und weib sein solt, und sprach,
darumb wird ein mensch vater und mutter lassen,
und an seinem weibe hangen, und werden die
zwei ein fleisch sein. Was nun gott zusammen
gefügt hat, sol der mensch nicht scheiden. Da
sprachen sie: Warumb hat denn Moises geboten
zugeben einen scheidbrief, und sich von ihr zu
scheiden? Er sprach zu ihnen: Moises hat euch
erlaubt zu scheiden von euren weibern von euers
herzen hertigkeit wegen, von anbegin aber ist es
nicht also gewesen. Ich sage euch aber, wer sich
von seinem weibe scheidet, es sei denn umb der
hurerei willen, und nimpt eine andere, der bricht
die ehe, und wer die abgescheidene nimpt, bricht
auch die ehe.
Zum dritten, solt ihr auch das gebot gottes
hören, wie ihr euch gegen einander halten solt.
Also spricht S. Paulus:
Ihr menner liebet eure weiber, gleich wie
Christus geliebet hat die gemeine, und hat sich
selbs für sie gegeben, auf das er sie heiliget, und
hat sie gereiniget durch das wasserbad im wort,
auf das er sie ihm selbs zurichtet, eine gemeine
die herrlich sei, die nicht habe einen flecken oder
runzel, oder des etwas, sondern das sie heilig sei
und unstreflich.
Also sollen auch die menner ire weiber lieben
als ihre eigene leibe. Wer sein weib liebet, der
liebet sich selbst, denn niemand hat jemals sein
eigen fleisch gehasset, sondern er nehret es, und
pfleget sein, gleich wie auch der herr die gemeine.
Die weiber -seien unterthan iren mennern,
als dem herrn, denn der man ist des weibes
heupt, gleich wie auch Christus das heupt ist der
gemeine, und er ist seines leibes heiland; aber
wie nun die gemeine Christo ist unterthan, also
auch die weiber ihren mennern in allen dingen.
Zum vierden, solt ihr auch hören den segen,

damit unser herr gott den ehelichen stand ge-
segnet hat.
Denn also stehet geschrieben:
Gott schuf den menschen ime selbs zum bilde,
ja zum bilde gottes schuf er in, er schuf sie ein
mänlein und freulein, und gott segnet sie, und
sprach zu ihnen, seid fruchtbar, und mehret euch,
und füllet die erden, und machet sie euch unter-
than, und herrschet uber fische im meer, und uber
vogel unter dem himel, und uber alles thier, das
auf erden kreucht. Und gott sahe alles, was er
gemacht hatte, und sihe da, es war alles sehr gut.
Darumb spricht auch Salomon, wer ein ehefrau
findet, der findet was guts, und schöpfet segen
vom herrn.
Zum fünften, solt ihr auch hören das creuz,
das gott auf den ehelichen stand gelegt hat.
Also sprach Gott zum weibe.
Ich wil dir viel schmerzen schaffen, wenn du
schwanger wirst, du solst mit schmerzen kinder
geberen, und dein wille sol deinem man unter-
worfen sein, und er sol dein herr sein.
Und zum manne sprach gott:
Dieweil du hast gehorchet der stimme deines
weibs, und gessen von dem baum, davon ich dir
gebot, und sprach, du solst nicht davon essen,
verflucht sei der acker umb deinet willen, mit
kummer solstu dich drauf neeren dein leben lang,
dorn und disteln sol er dir tragen, und solst das
kraut auf dem felde essen, im schweis deines an-
gesichts solstu dein brod essen, bis das du wider
zur erden werdest, davon du genommen bist, denn
du bist erde, und solst zur erden werden.
Zum sechsten, sol auch der trost und sterkung
im creuze vermarkt werden.
Denn unser herr Jesus Christus hat die sünde,
von derowegen der mensch mit dem creuz beladen
wird, auf sich genomen und gebüsset, auch durch
sein creuz, so er von unsertwegen getragen, alle
creuz denen, so an ihn gleuben, gesegnet und
geheiliget.
Darumb sagt der psalm von dem mann.
Wol dem, der den herrn fürchtet, und auf
seinen wegen gehet.
Du wirst dich neeren deiner hand arbeit. Wol
dir, du hasts gut.
Dein weib wird sein wie ein fruchtbar wein-
stock umb dein haus herumb, deine kinder wie
die ölzweige um deinen tisch her.
Sihe, also wird gesegnet der man, der den
herrn fürchtet.
Der herr wird dich segnen aus Zion, das du
sehest das glück Jerusalem dein lebenlang.
Und sehest deiner kinder kinder, friede uber
Israel.
 
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