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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0399
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40. Des durchlauchtigsten, hochgebornen fürsten u. herrn, herrn Augusten, herzogen zu Sachsen, Ordnung. 1580. 371

gestraft werde, damit wir in stiller ruhe und
gutem frieden, als christen gebüret, unser leben
volstrecken mögen.
Das auch unsere feinde und widersacher ab-
lassen, und sich mit uns friedlich und sanftmütig-
lich zuleben begeben wollen.
Alle die, so in trübsal, armut, krankheit,
kindes banden, und andern anfechtungen seind, auch
die so umb deines heiligen namens und der war-
heit willen angefochten, gefangen, oder sonst ver-
folgung leiden, tröste sie gott mit deinem heiligen
geiste, das sie solches alles für deinen väterlichen
willen aufnemen und erkennen.
Wollest uns auch alle früchte der erden, zur
leiblichen notturft gehörig, mit fruchtbarer wach-
sung geraten und gedeien lassen.
Auch bitten wir dich für alles, darumb du
ewiger gott gebeten sein wilst, das du uns solches
gnediglich verleihest, durch das bitter leiden und
sterben Christi Jesu, deines einigen sohns, unsers
geliebten herrn und heilandes, welcher mit dir
und dem heiligen geiste lebet und regieret gleicher
gott, hochgelobt in ewigkeit, amen.
Litania.
[Wörtlich gleich der Heinrichs-Agende in der
Fassung A und B, S. 273 Sp. 1 Anm. 1. Vorher
geht jedoch folgender Satz: Wiewol das volk bei
allen emptern in der kirchen zum gebet soll ver-
manet und angehalten werden, doch sol man auch
zu sonderlichen bestimpten zeiten das gemeine ge-
bet der litania halten, in den stedten alle freitage
in der wochen nach der predigt, auf den dörfern
uber den andern sontag einmal zu gelegener stunde.]
Von dem begrebnis der todten.
[Fast wörtlich gleich der Heinrichs-Agende
in der Fassung A und B. Vgl. S. 275 Sp. 1
Anm. Z. 8 von unten—S. 275 Sp. 2 Anm. Z. 16
von oben. Nur enthält die K.O. noch hinter den
Worten „Wir gleuben alle an einen golt“ folgen-
den Zusatz:]
Nach dem die leiche, mit beleitung der
kirchendiener und des volks, auf den kirchof ge-
tragen, und das volk sich in die kirche versamlet,
sol der kirchendiener nachfolgender predigten
eine vorlesen, oder da es besonders von ihme be-
geret, sonst eine christliche, gebürliche, und dem
gegenwertigen handel gemesse predigt thun, und
mit folgender collect beschliessen.
Folgen die leichpredigten.
Kurze gemeine form etlicher leich -
predigten.
Die erste leichpredigt.
Wir haben uns in gottes namen zur begrebnus
eines christlichen mitglieds beieinander versamlet,

und nach dem die christen, so sie zusamen komen,
alles zur besserung sollen geschehen lassen, so
wollen wir hören die predigt s. Pauli, die er von
den abgestorbenen christen gethan hat, das wir
dadurch einen göttlichen trost im leid und sterke
des glaubens in todes nöten aus gnade des heiligen
geists entpfangen.
Also schreibt s. Paulus in der ersten epistel
an die Thessalonicher, im vierden capitel.
Wir wollen euch, lieben brüder, nicht ver-
halten von denen, die da schlafen, auf das ihr
nicht traurig seid, wie die andern, die keine hoff-
nung haben. Denn so wir gleuben, das Jesus
gestorben und auferstanden ist, so wird gott auch
die da entschlafen sind durch Jesum mit im
füren, denn das sagen wir euch als ein wort des
herren, das wir, die wir leben und uberbleiben,
in der zukunft des herrn werden denen nicht
vorkomen, die da schlafen, denn er selbs der
herr wird mit einem feldgeschrei und stimme des
erzengels und mit der posaunen gottes ernieder
komen vom himel und die todten in Christo werden
auferstehen zu erst, darnach wir, die wir leben
und uberbleiben, werden zugleich mit denselbigen
hingezuckt werden in den wolken, dem herrn
entgegen in der luft, und werden also bei dem
hern sein allzeit.
So tröstet euch nun mit diesen worten unter
einander.
Das ist s. Pauli predigt von den abgestorbenen
christen, welche wir nicht als menschen traum,
sondern als das rechte, warhaftige gottes wort
aufnemen, und dardurch nicht allein in unserer
guten freund absterben trost erholen, sondern
auch uns selbs auf den tod rüsten und zubereiten
sollen.
Denn, wiewol die weisen und klugen leute
mancherlei trost und erquickung gegen dem tod
aus menschlicher vernunft erdacht haben, und
sprechen, der tod sei eine gemeine schuld der
natur und eine erlösung von aller müseligkeit
dieser welt, jedoch, so wil solch menschlich flick-
werk in den rechten todes nöten nicht helfen, und
befindet sich, das sie wol bei gesundem leib feine
gedanken haben, aber sie können und mögen in
der rechten not und anfechtung des todes nicht
bestendig sein, denn welcher dem tode recht unter
die augen sihet, der wird erfinden, das er sei, wie
Paulus sagt, ein besoldung der sünden. Es saget
auch Moses, dein zorn macht, das wir so vergehen,
und dein grim, das wir so plötzlich dahin müssen,
denn unsere missethat stellest du für dich, unsere
unerkante sünde ins licht für deinem angesicht,
darumb faren alle unsere tage dahin durch deinen
zorn, wir bringen unsere jar zu, wie ein geschwetz.
Nun ist gott der sünden also feind, das er
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