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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0401
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40. Des durchlauchtigsten, hochgebornen fürsten u. herrn, herrn Augusten, herzogen zu Sachsen, Ordnung. 1580. 373

fromen christen das himelreich besitzen, und
ewige seligkeit haben.
Darumb sollen wir von seinet wegen unserm
herrn und gott fleissig danken, und bitten, das er
uns auch wölle rechte erkentnis Christi durch den
heiligen geist verleihen, darmit wir den tod uber-
winden, und im tode zum rechten ewigen leben
erhalten werden, durch Jesum Christum, unsern
herrn, amen.
Ein ander predigt.
Nach dem dann der allmechtige gott aber ein
mal unserer lieben freund einen mit gnaden aus
dieser welt erfordert, und zu sich genomen, wir
auch zu desselben begrebnis in gottes namen aus
christlicher lieb versamlet sein, so wollen wir zu
unserm trost und heil das evangelium von Lazaro,
den Christus von todten hat auferweckt, hören,
und schreibet der evangelist Johannes im eilften
capitel also:
Martha sprach zu Jesu: Herr, werest du hie
gewesen, mein bruder were nicht gestorben, aber
ich weis auch noch, das was du bittest von gott,
das wird er dir geben. Jesus spricht zu ihr,
dein bruder sol auferstehen. Martha spricht zu
ihm, ich weis wol, das er auferstehen wird in der
auferstehung am jüngsten tage. Jesus sprach zu
ihr, ich bin die auferstehung und das leben, wer
an mich gleubt, der wird leben, ob er gleich stürbe,
und wer da lebet, und gleubt an mich, der wird
nimmermehr sterben. Gleubstu das? Sie spricht
zu ihm, herr, ja ich gleube, das du bist Christus,
der sohn gottes, der in die welt komen ist.
In diesem evangelio verheisset Christus
Marthen, ihr bruder Lazarus sol wiederumb vom
tod erstehen, hat ihn hernach, als er bereit vier
tage im grab gelegen, vom tod auferweckt.
Nun hat Christus mit solchem grossen wunder-
werk nicht zuverstehen geben wollen, als solt ein
jeglicher nach vier tagen seines todes wiederumb
gleich wie Lazarus vom tod in dieses leiblich
und zergenglich leben auferstehen, sondern er hat
hiemit wollen versichern und bestetigen die war-
heit seines evangelions, welches er auch hierin
mit wenig worten in eine kurze summa gefast,
und gesagt, ich bin die auferstehung und das
leben, wer an mich gleubt, der wird leben, ob er
gleich stürbe, und wer da lebt und gleubt an mich,
der wird nicht sterben ewiglich.
Denn wiewol der tod von der sünde wegen
einen sehr hesslichen und grausamen anblick hat,
und nach seiner art die ewige verdamnis mit-
bringt, jedoch weil Christus die sünde gebüsset
hat, und dem tod durch sein auferstehung ent-
runnen ist, so hat er dem tode seine kraft und
gewalt also gar genomen, das ein jeglicher, der

an ihn gleubt, und seinem leib, als ein gliedmass,
durch den glauben zugethan wird, sol im tod er-
halten werden, und durch den tod zu dem ewigen
leben eingehen. S. Paulus spricht, Christus ist
von todten auferstanden, und der erstling worden
unter denen, die da schlafen, sintemal durch einen
menschen der tod, und durch einen menschen die
auferstehung der todten kömpt. Denn gleich wie
sie in Adam alle gestorben, also werden sie in
Christo alle lebendig gemacht werden, ein jeg-
licher aber in seiner ordnung. Der erstling
Christus, darnach die Christum angehören, wenn
er komen wird. Darumb sol der tod denen, die
in dem leib Christi durch den glauben verfast
sein , nicht für ein solchen tod gehalten werden,
das er verderblich und verdamlich sei, sondern
der für gott köstlich geacht werde, und von Christo
zu einem eingang des rechten lebens und ewiger
herrligkeit geweihet und geheiliget worden sei.
Denn ob wol der leib in der erden von der
menschen augen vergeht und verfaulet, so erhelt
doch der almechtige gott das leben, und gleich wie
das körnlein, so geseet wird, vorhin in der erden
erstirbt, und hernach frucht bringt, also hat auch
gott verordnet, das der verwesen leib des menschen
wiederumb gewisslich herfür zu dem leben
komen sol.
Und ist die göttliche, ewige warheit, das eben
dieser leib wiederumb vom tod durch die kraft
gottes auferstehen wird, aber es werden im nicht
mehr die leiblichen mengel und gebrechen an-
hangen, sondern er wird begabet mit grösserer
herrligkeit, die kein mensch durch eigene vernunft
ergreifen kan. Der heilig Paulus spricht, es wird
geseet verweslich, und wird auferstehen unverwes-
lich ; es wird geseet in unehr, und wird auf-
erstehen in herrligkeit; es wird geseet in
schwacheit, und wird auferstehen in kraft; es
wird geseet ein natürlicher leib, und wird auf-
erstehen ein geistlicher leib. Und bald hernach:
der erste mensch ist von der erden und irdisch,
der ander mensch ist der herr vom himel, welcher-
lei der irdisch ist, solcherlei sind auch die irdischen,
und welcherlei der himlisch ist, solcherlei sind
auch die himlischen; und wie wir getragen haben
das bild des irdischen, also werden wir auch
tragen das bild des himlischen. Auch schreibt der
evangelist Johannes also: Wir sind nun kinder
gottes, und ist noch nicht erschienen, das wirs
sind, wir wissen aber, wenn er erscheinen wird,
das wir ihm gleich sein werden, denn wir werden
ihn sehen, wie er ist.
Dieweil denn uns so grosse uberschwengliche
herrligkeit in Christo Jesu zubereitet ist, ob wir
wol unserer frömbkeit halben gegen gott unwirdig
sind, aber doch von wegen Jesu Christi, an den
wir gleuben, nichts gewissers, denn die erlösung
 
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