374 Die Kirchenordnungen.
vom tod, und auferstehung zu der ewigen selig-
keit haben, so sollen wir solche herrliche auf-
erstehung auch in diesem zeitlichen leben an uns
durch den heiligen geist fruchtbar sein lassen, das
wir von den sünden auferstehen, und einen un-
streflichen wandel füren, darmit wir nicht mit den
ungleubigen verzagen und zittern, sondern mit
frölichem gewissen auf die zukunft unsers lieben
herrn Jesu Christi warten können.
Und nach dem unser lieber freund, mit des
leiche wir gegangen sind, in unsern herrn Jesum
Christum getauft, und Jesum Christum für seinen
einigen, rechten heiland bekant hat, so sind wir
guter ungezweifelter hoffnung, er sei auch in den
tod und auferstehung Jesu Christi verfasset, das
er in Christo hab verzeihung aller seiner sünde,
und empfahe mit Christo und allen heiligen das
erb und freude des ewigen lebens. Darumb sollen
wir seinet halb, unserm herrn gott danken, und
bitten, das er uns auch in rechter erkentnis Christi
erhalte, und seine auferstehung an uns kreftig,
im leben und tod, erscheinen lasse, das helf uns
gott, amen.
Ein ander predigt, an eines jungen gesellen oder
tochter leiche.
Wir haben uns jetzt zu eines jungen menschen
begrebnis in gottes namen, aus christlicher lieb
und mitleiden, versamlet, und weil wir nichts nütz-
lichers noch tröstlichers schaffen können, denn uns
in gottes wort zu üben, auch unsers herrn Christi
lehr und wunderwerk zubedenken, so wollen wir
hören das heilige evangelion, das der evangelist
Lucas im siebenden capitel beschrieben hat.
Es begab sich, das Jesus ging in eine stad,
mit namen Nain, und seine jünger gingen viel
mit ihm, und viel volks. Als er aber nahe an
das stad thor kam, sihe, da trug man einen todten
heraus, der ein einiger sohn war seiner mutter,
und sie war eine witwe, und viel volks aus der
stad ging mit ihr, und da sie der herr sahe,
jammerte ihn derselbigen, und sprach zu ihr,
weine nicht, und trat hinzu, und rüret den sark
an, und die träger stunden. Und er sprach, jüng-
ling, ich sage dir, stehe auf, und der todte richtet
sich auf, und fing an zu reden , und er gab ihn
seiner mutter.
Ists aber eine tochter, so lese man das folgend
evangelion.
So wollen wir hören das evangelion, das der
heilige evangelist Mattheus im neunden capitel
schreibet.
Es kam zu Jesu der obersten einer, und fiel
für ihm nieder, und sprach, herr, meine tochter
ist jetzt gestorben, aber kom und lege deine hand
auf sie, so wird sie lebendig. Jesus stund auf,
Albertinisches Sachsen.
und folget ihm nach, und seine jünger. Als er
nun in des obersten haus kam, und sahe die pfeifer
und das getümmel des volks, sprach er zu ihnen,
weichet, denn das meidlein ist nicht todt, sondern
es schleft, und sie verlacheten ihn. Als aber das
volk ausgetrieben war, ging er hinein, und greif
sie bei der hand, da stund das meidlein auf, und
das gerücht erschall in das ganze land.
In diesem evangelio wird uns ein gros und
herrliches wunderwerk fürgehalten, das Christus
ein junges mensch von todten auferweckt hat.
Nun hat Christus hiemit nicht anzeigen wollen,
das die todten allwegen, für und für, solten, ehe
sie begraben würden, wiederumb zu diesem leib-
lichen, elenden und sterblichen leben komen,
sondern das er damit die warheit seines evan-
gelions bestetiget, und darneben kundschaft gebe,
das nicht allein die alten, sondern auch die jungen
seines evangelions und desselben ewigen, him-
lischen güter geniessen solten, und nach dem,
neben den alten, auch die jungen sterben, so ist
zubedenken, das solches nicht ohn gefehr, sondern
mit wolbedachtem rat gottes geschicht. Denn es
wil uns gott hiemit die ungewissheit der lenge
unsers lebens für die augen bilden, und uns er-
manen, das wir kein farlos, unbesunnen leben
füren, sondern, weil weder heil noch seligkeit
ohne Christo erfunden wird, uns bei zeit zur
rechten erkentnis Christi und christlichem gehor-
sam bereiten. So wil auch gott, wie gross und
schwer die erbsünde sei aus der jungen tod uns
zuerkennen geben. Denn wiewol in dem absterben
eins jungen, das noch nicht so viel als ein alter
eusserlich gesündiget, grössere hoffnung der selig-
keit, nach menschlichem wahn, entpfangen wird,
jedoch sind die jungen in diesem fall nicht nach
menschlichem, sondern nach göttlichem ansehen
zu urteilen, und ist keins wegs zu achten, das sie
die seligkeit von wegen ihrer eigenen unschuld
uberkomen, denn nach dem die jungen, gleich
wie die alten, mit dem tod, der da ist eine be-
soldung der sünden, uberfallen werden, so ist es
ein offentliche kundschaft, das sie auch mit der
sünde beschweret, und in den spruch, den der
heilige Paulus zu den Römern am fünften schreibt,
verfasset sein, durch einen menschen ist die sünde
komen in die welt, und der tod durch die sünde,
und ist also der tod durch alle menschen ge-
drungen, dieweil sie alle gesündiget haben. Es
lesset sich auch bei zeit die sündliche art mit
mancherlei untugent in der jugent sehen, darumb
sol man nicht gedenken, das die jungen von
wegen ihrer eigenen unschuld die seligkeit er-
werben, sondern gleich wie die alten haben allein
ihre seligkeit aus der einigen unschuld unsers
lieben herrn Jesu Christi, den sie mit dem glauben
haben angenomen, also sollen die jungen selig
werden, so müssen sie allein der unschuld Jesu
vom tod, und auferstehung zu der ewigen selig-
keit haben, so sollen wir solche herrliche auf-
erstehung auch in diesem zeitlichen leben an uns
durch den heiligen geist fruchtbar sein lassen, das
wir von den sünden auferstehen, und einen un-
streflichen wandel füren, darmit wir nicht mit den
ungleubigen verzagen und zittern, sondern mit
frölichem gewissen auf die zukunft unsers lieben
herrn Jesu Christi warten können.
Und nach dem unser lieber freund, mit des
leiche wir gegangen sind, in unsern herrn Jesum
Christum getauft, und Jesum Christum für seinen
einigen, rechten heiland bekant hat, so sind wir
guter ungezweifelter hoffnung, er sei auch in den
tod und auferstehung Jesu Christi verfasset, das
er in Christo hab verzeihung aller seiner sünde,
und empfahe mit Christo und allen heiligen das
erb und freude des ewigen lebens. Darumb sollen
wir seinet halb, unserm herrn gott danken, und
bitten, das er uns auch in rechter erkentnis Christi
erhalte, und seine auferstehung an uns kreftig,
im leben und tod, erscheinen lasse, das helf uns
gott, amen.
Ein ander predigt, an eines jungen gesellen oder
tochter leiche.
Wir haben uns jetzt zu eines jungen menschen
begrebnis in gottes namen, aus christlicher lieb
und mitleiden, versamlet, und weil wir nichts nütz-
lichers noch tröstlichers schaffen können, denn uns
in gottes wort zu üben, auch unsers herrn Christi
lehr und wunderwerk zubedenken, so wollen wir
hören das heilige evangelion, das der evangelist
Lucas im siebenden capitel beschrieben hat.
Es begab sich, das Jesus ging in eine stad,
mit namen Nain, und seine jünger gingen viel
mit ihm, und viel volks. Als er aber nahe an
das stad thor kam, sihe, da trug man einen todten
heraus, der ein einiger sohn war seiner mutter,
und sie war eine witwe, und viel volks aus der
stad ging mit ihr, und da sie der herr sahe,
jammerte ihn derselbigen, und sprach zu ihr,
weine nicht, und trat hinzu, und rüret den sark
an, und die träger stunden. Und er sprach, jüng-
ling, ich sage dir, stehe auf, und der todte richtet
sich auf, und fing an zu reden , und er gab ihn
seiner mutter.
Ists aber eine tochter, so lese man das folgend
evangelion.
So wollen wir hören das evangelion, das der
heilige evangelist Mattheus im neunden capitel
schreibet.
Es kam zu Jesu der obersten einer, und fiel
für ihm nieder, und sprach, herr, meine tochter
ist jetzt gestorben, aber kom und lege deine hand
auf sie, so wird sie lebendig. Jesus stund auf,
Albertinisches Sachsen.
und folget ihm nach, und seine jünger. Als er
nun in des obersten haus kam, und sahe die pfeifer
und das getümmel des volks, sprach er zu ihnen,
weichet, denn das meidlein ist nicht todt, sondern
es schleft, und sie verlacheten ihn. Als aber das
volk ausgetrieben war, ging er hinein, und greif
sie bei der hand, da stund das meidlein auf, und
das gerücht erschall in das ganze land.
In diesem evangelio wird uns ein gros und
herrliches wunderwerk fürgehalten, das Christus
ein junges mensch von todten auferweckt hat.
Nun hat Christus hiemit nicht anzeigen wollen,
das die todten allwegen, für und für, solten, ehe
sie begraben würden, wiederumb zu diesem leib-
lichen, elenden und sterblichen leben komen,
sondern das er damit die warheit seines evan-
gelions bestetiget, und darneben kundschaft gebe,
das nicht allein die alten, sondern auch die jungen
seines evangelions und desselben ewigen, him-
lischen güter geniessen solten, und nach dem,
neben den alten, auch die jungen sterben, so ist
zubedenken, das solches nicht ohn gefehr, sondern
mit wolbedachtem rat gottes geschicht. Denn es
wil uns gott hiemit die ungewissheit der lenge
unsers lebens für die augen bilden, und uns er-
manen, das wir kein farlos, unbesunnen leben
füren, sondern, weil weder heil noch seligkeit
ohne Christo erfunden wird, uns bei zeit zur
rechten erkentnis Christi und christlichem gehor-
sam bereiten. So wil auch gott, wie gross und
schwer die erbsünde sei aus der jungen tod uns
zuerkennen geben. Denn wiewol in dem absterben
eins jungen, das noch nicht so viel als ein alter
eusserlich gesündiget, grössere hoffnung der selig-
keit, nach menschlichem wahn, entpfangen wird,
jedoch sind die jungen in diesem fall nicht nach
menschlichem, sondern nach göttlichem ansehen
zu urteilen, und ist keins wegs zu achten, das sie
die seligkeit von wegen ihrer eigenen unschuld
uberkomen, denn nach dem die jungen, gleich
wie die alten, mit dem tod, der da ist eine be-
soldung der sünden, uberfallen werden, so ist es
ein offentliche kundschaft, das sie auch mit der
sünde beschweret, und in den spruch, den der
heilige Paulus zu den Römern am fünften schreibt,
verfasset sein, durch einen menschen ist die sünde
komen in die welt, und der tod durch die sünde,
und ist also der tod durch alle menschen ge-
drungen, dieweil sie alle gesündiget haben. Es
lesset sich auch bei zeit die sündliche art mit
mancherlei untugent in der jugent sehen, darumb
sol man nicht gedenken, das die jungen von
wegen ihrer eigenen unschuld die seligkeit er-
werben, sondern gleich wie die alten haben allein
ihre seligkeit aus der einigen unschuld unsers
lieben herrn Jesu Christi, den sie mit dem glauben
haben angenomen, also sollen die jungen selig
werden, so müssen sie allein der unschuld Jesu