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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0403
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40. Des durchlauchtigsten, hochgebornen fürsten u. herrn, herrn Augusten, herzogen zu Sachsen, Ordnung. 1580. 375

Christi geniessen, denn es ist ausserhalb Christi
kein ander nam, wie Petrus sagt, den menschen
gegeben, darin wir sollen selig werden. Nun sind
die jungen unserm herrn Christo durch die taufe
solcher gestalt eingeleibt, das sie mit Christo glied-
mass werden, und die gerechtigkeit zu allen seinen
gütern bekomen haben. Denn s. Paulus spricht,
wie viel euer getauft sind, die haben Christum
angezogen, und gleich wie in Christo kein unter-
scheid der person, des knechts oder herrens, des
mans oder weibs, also ist auch in Christo kein
unterscheid der jungen oder alten, sondern wir
sind allzumal einer in Christo.
Es hat aber Christus durch seinen tod er-
worben die verzeihung der sünden, und ist vom
tod auferstanden, derhalben ists gewiss, das auch
die jungen, so in Jesum Christum getauft, haben
die verzeihung der sünden, und werden nicht im
tod verderben, sondern von dem tod zu ewiger
seligkeit in Christo Jesu auferstehen. S. Paulus
spricht, sind wir mit Christo durch die tauf in
tod begraben, und sampt ihm zu gleichem tod ge-
pflanzt, so werden wir auch der auferstehung
gleich sein.
Dieweil denn dieser junger mensch, mit des
leiche wir gegangen, in dem namen Jesu Christi
getauft, und in christlicher lehr auferzogen ist,
hat auch Jesum Christum für seinen heiland be-
kant, und seinen glauben durch entpfahung des
heiligen nachtmals öffentlich erwiesen, so sind wir
ganz tröstlicher ungezweifelter gewisser zuversicht,
sein tod sei ihm kein tod, sondern allein ein schlaf
in Jesu Christo, von welchem es zu seiner zeit
zum erbteil des himelreichs gewisslich auferwecket
werde.
Darumb sollen wir unserem herrn gott für
solche seine gutthat dankbar sein, und bitten, das
er uns lere, wie der psalm sagt, zubedenken, das
unser leben kurz sei, dahin faren wir wie ein
strom, und sei wie das gras, das da früe blüet,
aber bald welk, und des abends abgehauen wird,
und verdorret, damit wir uns bei zeit zu der
besserung unsers lebens bekeren, einen göttlichen
wandel in der furcht gottes füren, und in dem
tod zu der ewigen seligkeit erhalten werden,
durch Jesum Christum unsern herrn, amen.
Collecten und gebet auf die sontage
und festen, desgleichen auf die be -
grebnis und sonsten gemeine collecten
zur metten und vesper.
[Es folgen die in den Ausgaben von 1555 ff.
der Heinrichs-Agende angehängten 20 Festcollecten
und drei Begräbnisscollecten; dann drei gemeine
Collecten der ersten Ausgabe (vgl. oben S. 277 ff.)
nämlich : Allmächtiger herre gott, der du bist ein
beschützer u. s. w.; herr gott himmlischer vater,
von dem wir ohne unterlass u. s. w.; allmechtiger

ewiger gott, der du durch deinen heiligen geist u. s. w.
Die weiteren Collecten der ersten Ausgabe fehlen.]
Beschlus.
Am ende sol jederman wissen .... [wörtlich
gleich der Heinrichs-Agende in der Fassung A und
B, oben S. 275 Spalte 2 Anm. Z. 21—39].
Vom beruf und annemung der kirchen-
diener, und wie alle pfarren, predi-
caturen, diaconat und subdiaconat,
bestellet werden sollet.
Nach dem die streitigen religions artikel
durch gottes gnade widerumb in gute richtigkeit
gebracht, auch eine gleichstimmende, einhellige
kirchenordnung verfasset, und gott in seiner heiligen
kirchen verordnet, das zu solchem ampt der lehr
und austheilung der heiligen sacramenten be-
sondere personen ordentlicher weise berufen und
verordnet werden sollen, ist erstlich unser ernster
wille und meinung, so oft ein pfarr, diaconat,
oder andere kirchendienst durch absterben des
vorgehenden, oder in andere weg erledigt, das
vermög unserer verordnung als bald durch den
superintendenten, dahin solche pfarr oder kirchen-
dienst gehörig, in das consistorium, dem er unter-
worfen, auf welchen tag der vorgehend kirchen-
diener mit tod abgangen, oder sonst der kirchen-
dienst sich erledigt, geschrieben werde, darnach
sich das consistorium mit bestellung desselben so
viel ihnen befohlen, zurichten wissen möge.
Zum andern sol der superintendens unver-
zögenlich die verordnung thun, darmit alsbald die
kirche durch die benachbarten pfarrhern und
unverdechtliche personen mit den ordentlichen
predigten, austeilung der heiligen sacramenten,
und allem, was solchem anhanget und darunder
begriffen, nach notturft bestellet, auf das aus
mangel derselben in nothfellen niemand an seiner
seelen seligkeit versaumbt werde.
Und darmit deshalben die benachbarten pfarr-
hern sich nicht zubeschweren, wird der super-
intendens wol diese anordnung zuthun wissen,
das er, wo es füglich geschehen kan, nicht einem
pfarrer allein, sondern ihren etlichen, und be-
sonders den nechst gesessenen befehle, dergestalt
sie miteinander wöchentlich umbwechseln, und
demnach an ihren privat studiis nicht verhindert,
noch in anderweg uber die gebür beschwert
werden.
Zum dritten, nach dem bishero in bestellung
der pfarren, so bald sich derselben eine oder
mehr erlediget, viel und mancherlei ergerliche
und schedliche unordnung fürgelaufen, das aus
gunst und freundschaft, von wegen verwantnis
oder umb geschenk und gabe willen untichtige
person durch allerlei wege und practiken mit
 
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