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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0491
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42. Instruktion, zur Visitation Herzog Heinrich’s zu Sachsen. Vom 26. Mai 1537.

463

werden1), domit es gleichformig gehalten werde,
wie dann1) in hievor bemelten gedruckten visi-
tation vorordenung und in etlichen vorzaichnussen
hieneben eigentlich und ferner erclert ist. Stunde
auch jemand von adel die leihung einer pfar zu,
und derselb wolt der anderung halben oder sonst
in dem beschwerung haben, dem soll von unser
wegen angezaigt werden, das solches von uns
gnediger mainung und im besten zu bescheen be-
volen. So were es ime auch an seiner gerech-
tickait der leihung unschedlich. Dann wie er vor-
hin den gaistlichen prelaten etwo einen pfarrer
presentirt oder angegeben, so solt ime nochmals
unbenommen sein, mit den pfarrleuten auf einen
tuchtigen gelarten und geschickten selsorger und
prediger zutrachten und uns als dem landesfursten
denselbigen anzugeben, dann so solcher von im
angegebener selsorger von unsern vorordenten
visitatorn und supperattendenten tuchtig und ge-
schickt befunden wirdet, wollen wir uns mit zu-
lassung desselbigen gnediglich und geburlich
wissen zu vornemen lassen, und das uns hieran
zu deme, das es ime und den seinen selbs zu
guten gemeint wurde, von ime zu gnedigen ge-
fallen beschee. So auch euch anzaignus beschee,
das die widerkaufliche zins auf etzlichen gaistlichen
lehen oder stiftung zu hoch stunden, so wollet
nach gestalt der umbstende und circumstantien
der widerkauf und contracten auch einsehung thun.
Do auch befunden wurd, das das volk unwillig
und ungenaigt were, iren rechtschaffen selsorgern
ire rente, zinse, dezem und dergleichen gebur zu
irer notturftigen unterhaltung zuraichen, auch, wes
des gegeben, mit untuchtigem gelt, getreidich oder
am fleisch unstatlich entrichtet wurde und be-
schwerlich sein wolt, das die pfarrer sich mit den
leuten darumb zanken und ergern solten, so
wollet mit den ambtleuten, richtern, reten und
denen vom adel, so die gericht und hulf haben,
verfugen und von unser wegen bevelen , das ein-
sehen zuhaben, domit den pfarrern und kirchen-
dienern ire zins, rente und gebur uf einen nam-
haftigen tag entricht werden, und welcher pfarrman
dasselbige nicht thut, oder in kurzem darnach, er
were dann des durch ansehenliche ehehaft vor-
hindert worden, das uber denselbigen uf ansuchen
etzlicher personen, so vom rath in ider stadt und
flecken und dorfern darzu vorordnet sollen werden,
oder in dorfern der richter unseumig vorholfen
werde, und wo dieselbige als die vorordente per-
sonen die ansuchung zuthun oder die gerichts-
helder nachlessig dorin gespurt, sollen sie der-
wegen geburlicher straf gewertig sein, die wir

1) Ursprünglich lautete der Text: „und dergleichen
gehalten werde, wie dann“, die erweiterte Lesart ist von
anderer Hand hineincorrigirt.

auch auf anzaige ernstlich wider sie furzuwenden
bevelen wollen. Dieweil auch die pfarrer nach
gefallen und gelegenhait irer embter zuentsetzen
und zu transferiren, etlichen auch zubauen unmug-
lich, derhalben bedenken wir, das diese mas mit
erbauung der pfarheuser und kirchenerei ge-
halten solt werden. Als nemlich so glaublich be-
funden, das etliche pfarheuser, scheun, stelle und
dergleichen ungeferliche zugehorung, von neuem
an zuerbauen vonnoten, das solches durch die ein-
gepfarten mit euerm und der executoren rat ge-
scheen soll. Wann nun die berurte gebäude in
beulich wesen gebracht, so sollen die pfarrer die
tegliche besserung, als an ofen, fenstern, thüren,
dachung und andern dergleichen durch ir selbs
vorlegung thun und in beulichem wesen unter-
halten. Domit auch die pfarren umb ire in-
ventarien nicht kommen, so soll vleis furgewandt
werden, das dieselbigen bei den pfarren bleiben,
das auch die pfarrer mit uberflussigen inventarien
nicht uberladen werden. Wo nun uber1) diese
burden uberlauf von lehenen, testamenten und
dergleichen stiftung befunden, welche in der stete,
flecke und dorfer handen gestanden, das sol in
gemeinen kasten oder sonst dem armut domit zu-
helfen vorordnet werden. Domit auch mit dem,
so bishere in gemainen kasten geschlagen oder
hinfur geschlagen mocht werden, nicht aigennutzig-
lich oder mer aus freuntschaft dan dem rechten
armut davon geholfen werde, so soll man ides
orts dorumb erkundung haben und horen, wie man
es gegen dem armut die vorgangene zeit her da-
von gehalten, und so man unschicklickait befunde
den rethen und vorstehern des gemeinen kastens
untersagen und inen christliche unterweisung und
vorzaichung gegeben werden, wie mans mit dem
gemeinen kasten und austeilung halten soll.
Und domit die pfarrer, prediger und andere
personen scheuch haben sich ungegrundter leren
oder anderer ungleichhait dem wie vor angezaigt
ist zu entgegen zuunterstehen oder furzunemen, so
achten wir vonnoten, das der pfarrer hie zu Frei-
berg zu einem ober superattendenten und der
pfarrer zum Wolkenstein zu einem superatten-
denten und aufsehen verordent und denselben be-
volen werde, in unsern gebieten aufsehen und
aufmerken zuhaben, wie von den andern pfarrern,
predigern und andern im predigen, ceremonien,
sacramentraichung und ires wandels halben ge-
handelt werde, und so die superattendenten jeder
in seinem bevolenen kreis befunden oder an sie
glaublich gelangen wurde, das einer oder mer
pfarrer, prediger oder caplan ires krais anders
denn christlich predigen, leren oder mit reichung
der sacrament und ceremonien handelt oder ein

1) „uber“ von anderer Hand eingesetzt.
 
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