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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0535
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48. Ordnung der Visitatoren für die Stadt und das Amt Allstedt. 1533.

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unwissne menschen sein wir, das wir uns vor-
messen, allein Christen zu sein in eusserlichem
geprenge, und uns daruber zenken wie die wan-
sinnige, vihische menschen. Mag ein jeder diener
des worts gotis nit macht haben, seinen pfarrleuten
ein weise zu leren, damit sie möchten erbauet
werden mit psalmen und lobsengen aus der biblien,
wie sanct Paulus mit hellen worten saget Ephe. 5 :
Ir sollet, spricht er, erfullet werden mit dem
heiligen geiste, und redet untereinander mit
psalmen und lobsengen und geistlichen liden und
leisen, singet und spilet dem herren, und saget
alzeit dank vor jedermann. Des gleichen leret er
1. Cor. 14. Wollen wir dann nun deutsch singen
und lesen in der kirchen unchristlich heissen, was
wöllen wir dann sagen, wann wir unser bewegung
zum glauben sollen vortragen ? etc.
Von der taufe wie man die heldet.
Wann bei uns ein kind getauft wird, so vor-
manet man die gefattern bei irer selen selickeit,
das sie sollen dorauf achtung haben, was man bei
der taufe handelt, auf das sie es hernach dem
kinde, so es erwechset, mugen vorhalten, und das
die tauf mit der zeit muge vorstanden werden.
Dorumb liset man den 68. psalm auf deutsch,
wilcher saget, wie ein erbtsatiger mensch zu angst
und noth geborn ist, das im auch die grosse
wasserbulge in hals gehn u. s. w. Dazu lesen
wir das 3. capitel Mathei von der taufe Christi,
wilch anzeiget, wie Christus zu uns ersoffnen
menschen kommen ist und uns von den wutenden
bulgen erettet hat. Aber Christus ist bald heraus
gestiegen, und der bulgen haben in nicht uber-
weltigt, wie uns. Er muste aber also alle gerech-
tickeit hinaussen furen. Wir armen elenden, er-
bermlichen menschen haben ein lange zeit ein
lauter fantasei und wasserbegissen daraus gemacht.
Dem kinde gibt man salz segende: N. nimm hin
das salz der weisheit zu unterscheiden im geist
der weisheit das gute und böse, auf das du durch
den teufel nit zurtreten wirst. Darnach spricht
man zum kinde, kum zur christenheit, auf das dich
gott finde wie den reinen weizen. Darnach saget
man den glauben bei der taufe, und widersaget
den werken und gepreng und hinterlist des teufels.
Wenn man das öl giebt dem kind auf die brust,
und rücken, so sprich der priester: Freu dich N.,

das du seist in der ewigen barmherzigkeit gottis.
Wenn nu der prister teufen wil, so spricht er:
Wiltu getauft werden? Sagen die gefattern: Ja.
So spricht der priester: Ich tauf dich in dem
namen des vaters und des sons und des heiligen
geists. Amen. Got der dich mit seiner ewigen
liebe zeucht, der gab dir zu vormeiden das öl
des sunders. Et imponendo mitram dicat: Zeuch
an einen neuen rock, thu den alten aus, flick
nicht den alten rock mit einem neuen fleck, auf
das du vor dem ernsten richter bestehen mugest.
Darnach zur kerzen. N. lass Christum dein licht
sein und sih zu, das dein licht nicht finsterniss
sei, lass das leben Christi deinen spiegel sein, auf
das du lebest in ewickeit. Amen.
Von ehelichen leuten zusammen zu
geben.
Do halten wir keinen scherz mit, sondern
lesen vor zu deutsch den 97. psalm Beati omnes,
das evangelium Johannis 2 von der wirthschaft
und geben in ein unterrichtung etc.
Von den kranken das sakrament zu
bringen.
Den kranken gibt man das sakrament also.
Sie sprechen die gemeine beicht. Darnach list
man das evangelium Luce 12. In wilch haus ir
geht etc. Darnach ich gleub in got vater. Dar-
nach vater unser. Darnach liset man mit lauter
stim das abendmal. Einen tag zuvor, do Christus
wolte leiden etc. Nach der überreichung des sakra-
ments saget man, o lamb gottes etc. und sagt got
dank und vormanet den kranken sich zum creuz
zu rusten etc.
Die toten zu begraben.
Die toten holen wir mit dem benediktus zu
deutsch one vigilien. Alles volk volget nach der
leiche und singet mit das benedictus. Darnach
nach dem begrebniss singet das volk: Mitten in
dem leben etc. Hirnach geht man in die kirchen.
Do singt der priester die epistel Nolumus vos
ignorare etc. und das evangelion Johannis 5 von
der erstehung der toten und schleusset zu mit dem
gesang: Mitten in dem leben etc.
So uns aber nu ein kindlein kunt besser
unterricht thun, wir woltens gern annemen.

48. Ordnung der Visitatoren für die Stadt und das Amt Allstedt. 1533.

[Aus Magdeburg, Staatsarchiv, A. 59 A. 1492 Bl.
A.
(Nach Magdeburg St.A. A. 59. A. 1492 Bl. 297 ff.)
Predig ampt.
Dem pfarrer ist aufgelegt alle sontag und
christliche feste ein messen, wen communicanten

297 ff. und Weimar, Ji. Nr. 45.] Vgl. oben S. 54.
vorhanden, zuhalden und under der messe nach
gesungenem symbolo das evangelium nach inhalt
der postillen doctoris Martini Luthers zu pre-
digen.
Desgleichen sol der diacon alle suntag frue
64*
 
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