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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0537
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48. Ordnung der Visitatoren für die Stadt und das Amt Allstedt. 1533.

509

nicht alein deutsch sundern auch ihre latein wol
zu lernen mit vormeldung, was nicht alein gemeiner
christenheit sundern auch gemeinem nutz in steten
und landen aus vorseumlickeit der jugent und
mangel gelerter leute gross schadens erwachsen,
und den eldern derwegen kegen got beschwerung
und last zu berathen und antwurten auf ihre sele
und gewissen fallen, widerumb aber was grossen
ehren und nutz sie ihre kinder und sich selbst
dodurch bringen mogen mit erzehlung etzlicher
exempel, dieweil furnemlich alle gute ordnung und
regiment geistlich und weltlich bestehen und
fliessen aus guter zucht der jugent.
Letzlich fur heimliche ehegelübde, so hinder
wissen und willen der eldern geschehen, starke,
und vleissige vormanung thun.
Schule.
Zu guter zucht der jugent sol die schule zu
Alstedt alwege mit einem wesentlichen gelarten
und vleissigen schulmeister vorsorget sein, der sich
der schuler mit vleissiger sorge mit underweisung
und erudirn nach der jugent geschicklickeit an-
neme nach unterschied und ordnung in obgedachtem
buchlein underricht der visitatorn under dem
capitel von den schulen beschrieben, so vil mug-
lich halte, dorumb sol der pfarrer draufsehen, das
solch buchlein bei der hand sei, darnach sich ein
schulmeister richten moge.
Und nachdem die knaben, so dieses orts in
die schule gehen, ganz kindlicher jugent dieser
zeit sein, so sol der schulmeister sie erstlich lesen
lernen das kinder handbuchlein, in welchem die
zehen gebot glaub und vater unser stehen, wan
sie das konnen sol man ihnen alsdan den Donat
und Catonem zusammen furgeben, den Donat zu
lesen und den Catonem zu exponiren.
Furder sol der schulmeister des alders und
geschicklickeit der knaben warnehmen und so sich
dieselben im latein etwas gebessert, als dan ein
nutzliche form aus dem buchlein der visitatorn
wie obberurt furnehmen und dieselben furder
brengen, bis das sie anderer orter in die schule
gehen und gelarter schulmaister auch horen mogen.
Und sol uber das der schulmaister beflissen sein,
das die knaben die gewonliche segen oder bene-
dicite zu itzlicher malzeit vor dem tisch, abends
aber einen seuberlichen sentenz ader spruch aus
der heiligen schrift ader sunst eines guten lehrers
lateinisch und deutsch in der schule und ihren
eldern aufsagen, domit wider ein gute schule zu
Alstedt moge aufgericht werden.
An das sol der schulmeister die jugent zu
idem sermon mit zuchten furen und die geordenten
gesänge der kirchen bei der messen auch vor und
nach itzlicher predigt mit den noten und text, wie
die zum theil durch doctor Martin Luther gemacht

und in dem gesangbuchlein zu Wittenberg zu-
sammen gedruckt und ausgangen, singen, dobei
alweg der schulmeister selbs sei, die schuler zu
und abfuren sol und sollen also domit alle gesenge,
welche zur zeit Thomas Muntzer gemacht, hiemit
aufgehoben sein und nachbleiben.
Und nachdeme der diacon dem schulmeister
wie obberurt zu1) stunden in der schulen sol be-
hulflich sein und doch am mitwoch mit einer
predigten zuthun beladen, so sol der schulmeister
die morgenstunden desselben tags alein vorsorgen
und alsdan nachmittags auch gar frei sein; doch
sol er den knaben bevelen, das sie die lection do-
heim repetirn oder sunst etwas schreiben und den
andern morgen mitbrengen. [Folgt der Abschnitt:
Bestellung und Besoldung eines Pfarrers. Derselbe
wird als zu speciellen Inhalts fortgelassen.]
Gemeine kasten.
In craft entpfangen churfurstlichen bevehls
vororden wir visitatores himit gegenwertiglich einen
gemeinen kasten dergestalt, das wir uf vorgehende
kör und wale drei vorsteher mit namen Hans Wex
rats halb Joachim Werner und Hans Messer-
schmidt von wegen der gemein in kegenwertigkeit
des pfarrers, des schossers, der erbar manschaft
und ausschuss gemeinen kirchspiels zu vorwaltung
einnahme und ausgabe und was mehr zu ihrem
ampt sich geburet, gesetzt bestetigt und vorordent
haben, und sollen furthin alle jar jerlich uf den
nachsten suntag fur s. Michels tag zwene neue
vorsteher einen des rats und einen aus der gemein
fromme gotsfurchtige manner dieser christlichen
sachen geneigt durchn rat und ausschus erwelet
voreidt und angeweist werden, und alwege sol der
dritte aus den alden vorstehern bei die zwene
naue das volgende jar am ampt zubleiben ge-
ordent, domit so vil richtiger den kirchengutern
furgestanden werden muge, und sind uf dismal
alle und ide guter, zinse, nutzungen, gerechtig-
kaiten, vorrat, barschaft, aussen stehend schuld,
kirchengerete, cleinot, silberwerk, vorschreibungen,
brieve, urkunden und register, so allenthalben den
beiden pfarkirchen s. Johans und s. Wiprecht zu-
stendig, in vorzeichnus und inventarien gebracht
und eins lauts gedrifacht, der eins ins ampt, das
ander der rath und das dritte die vorordenten
vorsteher unter irer versiglung zu sich genomen,
darauf die erste volstendige rechnung auf den
negsten suntag fur s. Michaelstag im XXXIV. jare
[1534 September 27] fur dem pfarrer dem ampt-
man oder schosser, dem rathe und ausschus des
kirchenspiels zuthun und nach genugsamer ge-
thanen rechnung widerumb naue inventaria auch

1) Mit Bleistift von derselben Hand überge-
schrieben: „die zwu“.
 
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