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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0593
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90. Gnandstein. Gemeiner Bericht der Visitatoren des Landkreises Meissen. 1540.

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underhaltung zureichen, und auch das einkommen
der kirchnerei an ime selbst geringe befunden,
und domit es ordentlicher mit den pfarherrn,
kirchnern und sunsten gehalten wurde, seint wir
verordente visitatores des Landkreis Meissen ver-
ursacht, folgende generalia und gemeinen bericht
zu stellen, in hoffnung niemand werde sich solcher
artikel beschweren.
Vom opfergeld.
Alle quartal sol dem pfarrher von einer
izlichen person, die 12. jahr erlangt hat, sie habe
das sacrament entpfangen oder nicht, ein neuer
pfenning zum opfergeld gegeben werden, solchs
geld sollen die richtere uf einen tag unvorzög-
lichen einbringen von allen eingepfarten wirten,
hausgesinde und hausgenossen und dem pfarher
uber reichen, auf das kein zank und widerwillen
durch das einmahnen eines pfarhers bei dem volke
wider inen erweckt werde.
Vom aufbieten.
Es sollen die pfarher drei mal als in 14 tagen
die, so sich vorehlichen wollen, offentlich aufbieten,
auch niemand zu lassen zur ehe, so die freunt-
schaft under dem vierdem grad ist, und sollen die
winkel gelebde, so ane vorwissen der eltern und
freunden geschehen, nichts gelten, sondern ganz
aufgehaben sein.
Von hochtzeiten.
Man sol 1 gr. vom aufbieten, 1 gr. von dem
evangelio geben, das also dem pfarher 3 gr.
volgen sollen, item dem kirchner sol man auch
1 gr. geben fur die introduction.
Was man geben sol vom begrebnus.
Dem pfarher sol 1 gr. gereicht werden von
einem alten, so er das zum grabe beleitet, dem
kirchner auch so viel, von einem kinde aber soll
dem pfarher und kirchner itzlichem ein halben
groschen geben.
Vom leüten so imand gestorben ist.
Es sol den toden geleutet werden, darumb
das die lebendigen auch bedenken die stunde und
zeit ires sterbens, ir leben pessern und als christ-
liche leute im glauben befunden werden. Dises
anzeigen mit dem gelernt sol pald nach irem
sterben gescheen, es sol auch furthin frue und
des abends, wie bisher geschehen, pro pace ge-
leutet werden , auf das das volk erinnert werde,
fur einen gemeinen frid der christenheit zu bitten.
Leütgeld von toden.
Von einem alten sol man dem kirchner 1 gr.
geben, von einem kinde 1 gr.

Vom begrebnis.
Alle leichen sol man erlich zur erden be-
statten mit einem tuche bedeckt, und sol aus einem
jeden hause ein mensch ufs wenigste nachfolgen,
auch die verstorbenen nicht so pald zur erden
bestatten, sondern ein weil ligen lassen, hernach
ehrlich begraben nach laut der gedruckten kirchen
ordnunge.
Vom einleiten.
Es sollen furthin ganz abgeschafft sein das
einleiten der sechswochnerin, item der braut ein-
leitunge, sprengen salz, und wasser weihen furs
wetterleuchten und was des dinges mehr ist, sol
ganz ein entschafft haben.
Der kirchner ampt.
Die kirchner sollen iren pfarhern gehorsam
sein, keinen zank zwischen inen und den leuten
erregen, auch die kinder fleissig leren singen, und
wue sichs leiden wil, die zehen gebot, glauben,
vater unser etc. den cleinen catechismum der
jugent für sogen. Darzu geboren wollen gelerte. So
man die haben kann, sollen fur ungelerte an-
genomen werden. Man sol auch den kirchnern die
eier, so man ine auf ostern, item die pfennige
aufs neu jar brecht und alles was inen von alters
hero gereicht worden ist, geben, unangesehen ob
sprengen und dergleichen abgelegt ist.
Vom zehenden.
Es sol allen denen, so zehenden an garben
und getreide zins dem pfarhern und kirchnern
zureichen schuldig, mit ernst bevolen sein, das sie
beide an garben, und getreide reichen das do
tuchtig ist, wo das nicht geschicht, soll die ober-
keit darzu helfen.
Von der kirchrechnunge.
Allezeit wan kirchen rechnunge gefallen wirt,
sollen die pfarher darbei sein und treulich auf-
merkung geben, das das einkommen und ausgeben
nach nutz und frommen gehandelt werde, der-
gleichen auch der lehenherre erscheinen soll.
Von predigten.
Die dorfprediger sollen am suntage und ge-
ordenten festen zur hoemesse das evangelium
dominicale oder vom fest predigen, zur vesperzeit
den cleinen catechismum in der wochen, an
welchem tage es sich am besten schicken will,
den catechismum repetiren, und aufs einfeldigste
widerholen und predigen, auch solle die litania
am suntage oder feste tagen treulich gehalten
werden und vor alle stende vom herzen bitten etc.
wie man sich in dem wittembergischen gesang-
buchlein zuerlernen hat.
 
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