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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0601
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93. Grimma. Ordnung der Visitatoren für die Stadt Grimma. 1529.

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getreidich uf dreiundfunfzig gulden funf groschen
drei pfennige erstrecken; darzue das opfer-
gelt, von itzlichem haus sechzehen pfenning,
wirdet auf zwainzig gulden gerechent.
So sollen im die vorsteher des ge-
meinen kastens uber das alles noch siebenund-
zwainzig gulden jerlichen entrichten und domit
Walpurgis im dreissigsten jahre die helfte zu
geben anfahen, die ander helfte Martini bezalen.
Damit werden dem pfarrer gegeben
summa hundert gulden.
Der diacon
welcher eins predigers ampt mit vorwesen und dem
pfarrer fuer einen caplan im kirchendienst zur hand
ist, sol haben ein eigen behausung fur sich und sein
nachkommen mit einem hofe, domit er ein par
kuhe erhalten und fur den gemeinen hirten treiben
mogen, auch von dem rathe drei grosser fuder
holzes zu seinem feuerwerk und zu seiner besoldung
funfzig gulden.
Schulmeister
soll hab en aus dem gemeinen kasten funf und
dreissig gulden, fuer die prebend aufm schlos
zehen gulden und vom pfarrer an stat der pre-
benden funf gulden. Domit werden im funfzig
gulden vorgenuget. Uber das von jetlichem
knaben ein quatember zwen groschen, halb fuer
sich, die ander helfte fur seine beide coad-
juvantem
Medius Pedagogus
sall haben
dreissig gulden,
der dritte sall haben zwainzig gulden.
Gemeiner kasten.
Domit nue solche besoldung obberurten per-
sonen ervolgen, auch den armen in beiden hospitaln
und andern haus armen leuten nodturftig hand-
reichung gescheen muge, so ordnen wir den ge-
meinen kasten, darin hievor nicht meher dan das
gelt, so in der kirchen erbeten, gefallen, zuerheben
und bessern,
Und thuen hinein schlahen und weisen allen
forrat der kirchen an gelde, monstranzen, kelchen,
creuzen, pacificaln, ornaten und andern clinodien,
die zu gots dinst gebraucht, mit allem einkommen
derselben kirchen, auch der vorfallen und unvor-
fallen lehen und commenden, desgleichen aller
stiftung, gots gaben und testamenten, die zu gots
dinste, ehren und milden werken gemeint, wie
die dieser zeit angegeben, ader sich zukunftig
weiter erfinden mochten, mit allen hinderstelligen
schulden, die durch den rat berechent oder sonst
auf den leuten stehen und kunftig zu manen sein.
Jerlich einkommen
des gemeinen kastens, itzt
ganghaftig

funfundvierzig gulden siebenzehen groschen zwen
pfenning ein heller, von unser lieben frauen und
sant Niclas kirchen,
dreiundsechzig gulden funf groschen drei
pfenning von den altarn Bartholomei, Johannis
Baptiste und sant Annen capel,
dreissig gulden von er Caspar Thiels lehen,
funfzehen gulden, dreizehen groschen sechs
pfenning gelt und hafer zins von dem altar in
sant Jeorgen hospital, die ander ubermass des-
selben lehens an korn, zinsen, liegenden gutern
und geholz befehln wir fuer die armen im selben
hospital zu gebrauchen.
Unvorfallener
lehen einkommen.
Siebenundzwainzig gulden zehn groschn sechs
pfennig vom altar calendarum sancti Bartholomei
in unser ben. frauen kirchen,
funfunddreissig gulden vom altar corporis
Christi in sant Niclas kirchen,
zwainzig gulden zehen groschen sechs pfen-
nige vom altar sancti Sebastiani in der selben
kirchen,
zehen gulden hinderstellig von sant Annen
capel in sant Niclas kirchen.
Vorsteher des gemeinen kastens.
Also sollen dem gemeinen kasten zu vor-
stehern vorordent sein vier redliche fromme gots-
furchtige burger, einer aus dem rath und drei aus
der gemeine, welche jerlich durch den rath und
pfarrer sollen vorandert werden, so das allewege
zwene von den alden bleiben und zwene neue er-
welet werden.
Ambt der vorsteher.
Der vorsteher ampt soll sein sich derjenigen,
die des kastens hulfe begeren, lebens oder wandels
und vormog zuvorstehen, oder je vleissig zu-
erkunden, domit der kirchen guter nicht mussig
gengern und willig armen, sundern den jenigen
ausgeteilt werden, die recht arm sein, den sal von
dem bettel gelt, so in der kirchen gefellet und
von schulden eingemant wirdet, jede woche zu
irem enthalt ein groschen ader zweine gegeben,
sunst aber den jenigen, die sich gern mit einem
handwerk nereten und doch darzue kein anlage
haben, ungeverlich zu einem zweien bis zu dreien
schocken, doch uber vier schock ane vorwissen
des rats nicht geliehen werden.
Die schuld und ander einkomen treulichen
einmanen, und doch in dem der unvormogenden,
domit die uber vorige ire noth nicht beschwerlich
ubereilt, acht nehmen,
auf ergernus und untugent heimlich und offen-
bar achtung geben, und die zu weiter abvormahnung
dem pfarrer ader prediger angeben.
 
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