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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0607
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97. Herzberg. Ordnung der Visitatoren für die Stadt Herzberg. 1529.

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zur einigkeit wider weisen und so sie siebt an
eine ader zwo vermanung nicht keren, dem rate
anzeigen, von deme solle ine zeit zuverkaufen,
und sich von dannen zu wentn, bestimpt werden.
Vor gnedige erhaltung des gottlichen reinen
worts, auch fride und einigkeit, zuforderst unsere
landsfursten, auf der canzel bittn,
Zur beicht und dem heilgen sacrament des
leibs und bluts Christi, das volk oft vermanen,
damit allewege des suntags ein mess mag gehalten
werten.
Auf die schuel und alle geprechlickeit gut
achtung geben, und die zur besserung verfugen,
auch die kranken im hospital und andere be-
suchen im glauben und der geduld und die jenigen,
so vor schwacheit ires leibs, in die kirchen nicht
komen konnen mit guten unterricht, gottlichn worts
unterrichten und sterken.
Weiter auch das volk nach itzlichem sermon
treulich und mit ernst vermanen, dass sie einander
hulfliche hende reichen, und den gemeinen kasten
bei irem leben und mit testamenten wollen furdern
und erhalten, damit weiter aus demselben dem
armuth geholfn und auch ander not der kirchn,
gots dinst, und wie die sunsten an bestellung der
eren gots, zu gutem namen und rum des heiligen
evangelii forfallen mög gebessert werden,
Und in allewege nimer vorgessen, das volk
treulich und ernstlich zuvermanen, das sie ire
kinder zur schulen schicken und halten wolln,
nicht alleine deutsch, sunder auch ire latein wol
zu leren, mit vermeldung, was nit allein gemeiner
christenheit, sunder auch gemeinem nutz, in stettn
und lantn, aus verseumlickeit der jugent, und
mangel gelerter leut, grosses schadens erwachse,
und den eltern derwegen beschwerung gegen gott,
und last zu vorrechnen und antworten, auf ire
sele und gewissn falle, wiederumb aber, was grossen
ehren und nutz sie, ire kinder, und sich selbst
dadurch pringen mögen, mit erzelen etzlicher
exempel, dieweil vornemlich alle gute ordenung
und regiment, geistliche und weltliche, bestehen
und flissn aus guter zucht der jugent.
Und solle sich der pfarrer ungeburlich hand-
lang mit bierschenk und andere dergleichen un-
saubern narungen enthalten. Damit solle ime vor
sein haus notturft zu beprauen unbenomen sein.
Letzlich vor heimlich ehegelupten so hinter
wissen und willen der eltern geschehen, stete und
vleissige verwarnung thun.
Schule,
Zu guter zucht der jugent, solle die schule
zu Heizberg, mit einem wesentlichen gelerten und
vleissigen schulmeister versorgt sein, demselben
ein coadjuvant gehalten werden, derselben ampt
solle sein, sich der schuler mit vleissiger sorge an

zunemen, irer unterweisung und erudierens nach
der jugent geschicklickeit, die unterscheid und
ordenung zuhalten, die in gedachtem buchlein
unterricht der visitatorn unter dem capitel von
schulen beschrieben.
Darumb sollen pfarrer und rat darauf sehen,
das der schulmeister solch buchlein habe und sich
darnach richte.
One das sollen die jugent zu jedem sermon
mit zuchten furen, die geordente gesenge der
kirchen bei der messe auch vor und nach itzlicher
predige zu singen, dabei alleweg der schulen diener
selbst sein, und die schuler zu und ab furen solle.
In sunderheit sollen sie verflissen sein, die
schuler im catecismo zu unterrichten, und dass
sie den eltern die gewonlichen segen, zu itzlicher
malzeit vor dem tisch, obents aber einen seuber-
lichen sentenz ader spruch, aus der heiligen schrift,
oder sunst ein guten lerer, lateinisch und teutsch
aufsagen.
Pfarhers einkomen ....
Gemein kasten ... .
Einkomen des gemeinen kastens ....
Vorsteher des gemeinen kastens und
ir ampt.
Ides jaer sollen vier redliche fromme besessene
menner und burger, die gotfurchtig und guts lebens
sein, zu vorstehern des gemeinen kastens durch
den rat verordent werden, einer aus dem rat, der
ander von den altn, und zwen neue.
Und solle ein ider vorsteher ein eigen schlussel
haben, das keiner one den andern in kastn komen
moge.
Derselbn ampt soll sein, sich der jenign, die
des kastens hulf begeren, lebens ader wandels,
und unvermugens zuversehen, oder ir vleissig er-
kuntn, damit der kirch guter nicht mussig gengern
und willig armen, sunder den jenigen ausgeteilt
wertn, die recht arm sein, den soll von dem betel
geld, so in der kirchn geld gefellet, ide wuchen
zu irem enthalten ein groschen oder zwen gegeben,
sunst aber den jenigen, die sich gern mit irem
handwerk nereten, und doch darzu kein anlage
haben, ungeferlich einem, zwei bis in drei schocken,
das uber drei schock one vorwissen des amptmans,
nimants geliehen und dasselbe uf tagzeit zu be-
zalen gesetzt wertn.
Ein gleitsman an stat unsers gnedigsten
hern, der pfarrer, rat und acht von der gemeint
sollen jerlichen von den vorstehern ire rechnung
horen und annemen, und aus idem eingepfarten
dorfern einer zu der rechnung gefordert wern,
damit sie desto geneigter gemacht, zu dem
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