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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0632
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604 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

VII. Dreimal im jare gemeine versam-
lunge zuhalten.
Dreimal im jare, als nemlich den sontag
nach dem achten tage der heiligen dreikönige,
den sontag nach Sanct Urbans tage und den
sontag nach Sanct Michaels tage, wollen und sollen
eine ganze gemeine eingepfarte versamlunge umb
eilf hora ufm rathause zuhaufe komen, und zum
wenigsten bis umb zwei hora nach mittage aldo
beharren, erstlich diese unser bruderliche ver-
einigunge offentlich verlesen und anhoren, aus
unterricht unser zehen verordenten fursteher, mit
furlegung irer handel und rechenbucher, und
süstend aus unser aller gemeinem bedenken, die
verwesunge, einnahme und ausgahe unsers ge-
meinen kastens, und süstend allenthalben die not-
türft und bequemigkeit, zuberatschlagen, auch
durch die gnade gotes, entlich zubeschliessen, da-
mite diese bruderliche vereinigunge, nach gelegen-
heit des gemeinen vermogens und vorrats, erhalten,
und nicht in abnemen kome. Ab auch imands aus
gemeinen kirchspiel uf solche drei bestimbte tage
nicht gegenwertig sein kunde, wie doch ane merk-
lich grosse ursache sich nimand davon eussern
solle, nichts weniger wie obin berurt durch den
haufen, ordentlich verfaren werden.
Fursteher ire volstendige jarrechnunge
zuthun.
Unsere zehen verordenten fursteher sollen
alle jar jerlich uf den sontag nach dem achten
der heiligen dreier konige, und volgend tage,
nacheinander ire ganze jarrechnung von ver-
wesunge, einnahme und ausgabe unsers gemeinen
kastens durch ire handel und rechenbucher, und
süstend mit irem muntlichen bericht offentlich in
gegenwertigkeit unser gemeinen versamlunge, ader
einer merklichen anzal und ausschuss, von wegen
und an stat ganzer versamlunge, wie es die ge-
legenheit geben will, thun, furwenden und vol-
furen. Nachdem die forma und unterricht zu
solcher jarrechnung aus gemeinem beschliess einer
versamlunge uf den ersten tag ihres ankomens,
wie obin bemeldet, gemacht, und den furstehern
ubergeantwurt ader zugestellet worden ist, und
wan solche rechnung von den furstehern bescheen
und angenomen wurden, sollen die von einer ver-
samlung wegen mit vleissiger danksagunge der
selbigen nach aller notturft, ledig, queid und los
gesaget werden, und als bald sollen sie unsern
nauerwelten zehen furstehern, einantwurten und

uberreichen den gemeinen kasten, mit sambt allen
brievelichen urkunden, verzeichnussen und register,
auch die drei bucher, das heubtbuch, das handel-
buch, die jarrechenbucher, sovil der selbigen ge-
macht seint, und daneben lauts des inventarien
alle stucke, die nach beschlossener irer rechnung
im vorrathe und restat verblieben, getreide, ge-
nisslicher vorrath, farendehaben, cleinod, silber-
werk, barschaft an gelde, allerlei notturft zu-
gebeuden, alles nach rechter unterschied des ge-
wichts, zal und mass, volkümlich anweisen und
uberantwurten, und solche uberantwortung sall
von nauen ordentlich in ein inventarium und ver-
zeichnus anderweit beschrieben, und durch die
erbarmanne, rethe, und vier handwerke, in namen
ganzer versamlunge besigelt und in gemeinen
kasten widerumb darauf zuberechen, hinderlegt
werden.
Die nauen fursteher erholunge bein
alden zuhaben.
So mogen auch die nauen fursteher, so oft
es inen not sein wird, bei den alden erholunge
haben, welchs sich die alden fursteher umb der
ehre gottes und gemeines nutzs willen nicht be-
schweren, sunder treuen unterricht und rath mit-
teilen sollen.
Zu warer urkunde, und uf das diese unser
bruderliche vereinigunge in allen iren obgeschrieben
artikeln, stucken und puncten nicht anders, dann
alleine zu der ehre gottes und liebe des eben
christen menschen und also gemeinem nutze zu
gute, durch eine eingepfarte versamlung alhier zu
Leisnek, zu aller zeit sall gehandelt, gebraucht
und gehandhabt werden treulich und ane alle ge-
ferde, haben wir erbarmanne, mit namen Baltaser
von Arras, Bastian von Kotteritzsch und Sigmund
von Laussk, unsere angeborne erb insigel, und wir
der rat unser stadt secret, und wir geschworne
handwerks meister der vier handwerke. Nemlich,
tuchmacher, becken, schuster und botticher, unsere
gewonliche handwergs sigil, von wegen und uf
bitte aller und iglicher einwoner in der stadt und
dörfern unsers kirchspiels, mit offentlicher rechter
wissenschaft, fur uns und unsere nachkomende
eingepfarte versamlunge an diese gegenwertige
unser beschreibung thun anhengen. Gescheen und
geben zu Leisnek nach Christi unsers lieben
herrn geburt, tausent funfhundert und im drei-
undzwenzigsten jare.
 
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