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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0740
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712 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

ehren gotts zu gutem namen und rum des h. evan-
gelii fürfallen mag, gebessert werden.
Und in allweg nimmer zu vergessen, das volk
treulich und mit ernst zu vormanen, das sie ire
kinder zur schulen schicken und halten wollen,
nicht allein deutsch, sondern auch ihr latein wol
zu lernen, mit vermeldung, was nicht alleine ge-
meiner christenheit, sonder auch gemeinen nutz
den stedten und landen aus vorseumlikeit der
jugent und mangel gelerter leut schadens erwachst,
und den eltern der wegen kegen gott beschwerung
und last zuvorrechnen und antworten auf ihr seel
und gewissen falle, widerumb aber zu was grossen
ehren und nutz sie ire kinder und sich selbst da-
durch bringen mogen, mit erzelung etlicher exempel,
dieweil fürnemlich alle gute ordnung und regiment
geistlich und weltlich bestehen und fliessen aus
guter zucht der jugent.
Und soll sich ein pfarherr ungebürlicher hand-
lang mit bierschenken und andern dergleichen un-
saubern narungen enthalten. Damit soll im für
sein haus notturft zu brauen unbenomen sein.
Letzlich für heimlich ehegelübde, so hinder wissen
und willen der eldern gescheen, stete und vleissige
vorwarung thun.
Schule 1).
Zu guter zucht der jugent soll in der stadt
Zan ein schulmeister, der gelert und züchtigs
wandels ist, allezeit bestelt und erhalten werden.
Desselben bevel soll sein, sich der schulen mit
vleissiger sorg anzunemen, irer unterweisung und
erudirens nach der jugent geschicklichkeit die
unterschied und ordnung, so viel sichs des orts
leiden will zu halten, die in obgedachten büchlein
underricht der visitatorn unter dem capitel von
schulen beschrieben. Darumb sollen pfarher, pre-
diger und rath darauf sehen, das der schulmeister
solch büchlein habe und sich darnach halte und
richte.
Ane das soll er die jugent zu jedem sermon
mit züchten füren, die geordenten gesenge der
kirchen bei der messen, auch vor und nach itz-
licher predigt singen. Und in sunderheit soll er
vorflissen sein, die schüler im catechismo zu unter-
richten , und das sie den eltern die gewonliche
segen zu itzlicher malzeit für dem tische, abends
aber einen seuberlichen sentenz oder spruch aus
der heiligen schrift oder sunst einem guten lehrer
lateinisch und deutsch aufsagen.
Einkommen der pfarren: 6 groschen zins
vom rathaus, 8 gulden ungeferlich opfergelt, alle
quatember von itzlichen communicanten ein pfennig.
Ein gulden neunzehn groschen aus dem gemeinen
kasten. Summa an gelde 10 gulden 4 groschen.
1) Dresden, H.St.A., Loc. 10 598 giebt vom Folgen-
den nur einen Auszug.

48 scheffel horn, 80 scheffel hafern pacht.
150 scheffel korn ungefehrlich zehend. 135 scheffel
gersten zehend ungefehrlich. 7 scheffel erbes
zehend ungeferlich. Darüber hat ein pfarrherr
6 hufen, 5 fuder hau wisenwachs uf zwen morgen
angeschlagen. Und kan ein pfarherr halten:
20 rinder, 20 Schwein ungefehrlich, 3 pferde. —
Von diesem allen soll der pfarherr einem prediger
oder caplan jerlich zehen gulden uf zwu fristen
als Walpurgis und Michaelis geben und reichen.
Einkomen des predigers.
35 gulden, nemlich 25 gulden aus dem ge-
meinen kasten und 10 gülden vom pfarherr uf
zwu frist, als Walpurgis die helft und Michaelis
die ander helft zu entrichten. Darzu soll der rat
dem prediger jerlich 3 fuder holz geben und
füren lassen.
Einkommen der schulen .
Ein silbern schock 30 groschen aus dem ge-
meinen kasten, 52 groschen cüsterlon von den
bürgern aus jedem haus 1 pfennig; 20 groschen
vom rat vom seiger stellen, 8 groschen 6 pfennig
vom rathaus von den memorien. 15 groschen die
gemein zu Kulsse. (Diese hat der schulmeister
nie bekumen, und die gemein zu Külsse für-
gefordert mittewoch nach quasimodo und hat mit
hohen worten beteuert, das sie von solchem zins
nichts wissen oder gedenken, dass er jemals sei
von ihnen gefordert oder gegeben worden. Scheint
als sei es erratum scriptoris, im namen des dorfs
1555 P. Eberus.) 5 groschen foctii (vogtei?)
bete zur Zane, 2 gulden ungefehrlich dieser zeit
von itzlichem knaben des viertel jars 1 groschen. —
8 scheffel korn aus der heiligen geists mühle.
Alle tage ein prebend auf der pfarre. Alles auf
18 gulden ungefehrlich angeschlagen.
Gemeiner kaste.
Es soll auch zur Zan alleweg ein gemeiner
kasten für die kirchendiener, kranke auch alte
arme leut sein, und daraus der kirchen, pfarren,
caplanei und schueln gebeude mit zuthun des rats
und gemein erhalten werden. Do hinein ordnen
und schlagen wir alle der kirchen guter sambt
dem einkomen aller fürfallen lehen, comenden
und stiftung und was sich der lehen, altar oder
comenden durch der besitzer absterben, auch
unserm gnedigsten herrn zustendig vorledigen oder
auch sich sunst der ding zukünftig erfinden möchte.
Die von stiftung oder testament in gottes,
seiner lieben heiligen ehre und zu milden sachen
gewidembt, gegeben, vorordent oder gemeint sein,
auch aller forrat an silber ornaten, barschaft an
gelde und schulden der kirchen und brüderschaften
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