718 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.
Alle mittwochen zu mittage umb 12 uhr
durchs ganze jahr (ausgenomen in der ernte und
grossen winter kelde) helt der kirchner kinder-
Kinderlehre zu Zelimen.
lehr zu Zemen, da werden den kindern die 6 haupt-
stück christlicher lehr und die gebot, so im cate-
chismo verfasset, fürgesaget und werden sie darauf
gefraget und unterrichtet.
Zwickau.
Hilfsmittel: Buchwald, Allerlei aus drei Jahrhunderten. Beiträge zur Kirchen-
geschichte der Ephorie Zwickau. Zwickau 1888; Mittheilungen des Alterthumsvereins für
Zwickau, Heft 2, S. 1 ff., 57 ff.
Archive: Dresden Hauptstaatsarchiv. Zwickau Rathsarchiv. [Der sorgfältig geführte
Katalog führt die Aufschrift: „Inventarium uber eines erbarn raths der Stadt Zwickau cammer,
verfertiget, bei regierung beider herren bürgermeistere, herrn Christofs Seling, beider rechten
doctor, herren Christoff Kistenagel, durch die jetziger zeit zween cämmerer H. Engelhart Forst-
man, H. Mayr Wolfgang Reyer anno 1594 und 1595.“]
Die Stadt Zwickau war ernestinisch. Hier war der Boden schon früh für die
Neuerungen vorbereitet. (Vgl. de Wette 1, 216, 1, 100 ff., 108 ff.; Buch wald, in Beiträge
zur sächs. Kirchen-Gesch., 1888, S. 163 ff.) Gefahr drohte von der gewaltsamen Weise Thomas
Münzer’s, der seit 1520 dortselbst wirkte. Derselbe wurde aber bereits 1521 entfernt.
1521 wurde Nikolaus Hausmann berufen. Nachdem die ersten Schwierigkeiten (auch
durch Luther’s persönliches Eingreifen) beseitigt waren, ging das Reformwerk sicher und glatt
von statten. Mit der Änderung der Gebräuche ging Hausmann sehr behutsam vor. Vgl. Fort-
gesetzte Sammlung. 1727. S. 883 ff.; Tob. Schmidt, Chronica Cygnea. Zwickau 1656.
1, 385, 1, 733; Hildebrand, Das Verhältniss der Stadt Zwickau zur Kirchenreformation.
Zwickau 1817; Derselbe, in Archiv für Parochialgeschichte. Bd. I. Zwickau 1833; Gott-
lob Schmidt, Nik. Hausmann. Leipzig 1860. S. 25 ff.; Georg Müller, Paul Lindenau.
Leipzig 1880. S. 18, 32 ff.
Auf Wunsch Hausmann’s arbeitete Luther die neue Gottesdienst-Ordnung aus und am
Sonntag Palmarum 1524 wurde nach derselben zum ersten Mal deutsche Messe gehalten.
Interessant sind die Vorschläge Hausmann’s in Betreff der Bildung eines gemeinen
Kastens und einer priesterlichen Gemeinschaft. Vgl. Gutachten von 1523 an den Herzog Johann,
(den Administrator in Thüringen und den voigtländischen Gegenden, für seinen zumeist abwesenden
Bruder Kurfürst Friedrich den Weisen). (Zeitschrift für historische Theologie. 1852. S. 325 ff.)
In einem Gutachten von 1525 verlangte er Visitationen.
Aus diesem Gutachten, welches oben S. 34 eingehender besprochen ist, ist zu entnehmen,
dass Zwickau schon eine ziemlich vollkommene Kirchen-Ordnung besass, wenn Hausmann von
ihr rühmen durfte, „was hülffs das Zwickau hoch erhaben würde, an leib und seele — so die
umliegenden nachparn vertorben ... das wir unser ordnung langst geneigt, offentlich in truk zu
bringen, ist zu besorgen, es mocht ubel davon geret werden, sprechende, die Zwickauer, wollen
vornemisch sein, sich selber erheben, so doch geschrieben stet, ein fremder mund wird dich
loben, gar vil besser ist zu diesen gezeiten, Euere fürstl. gnaden truck die sach selbst.“
Es ist weder ein Druck dieser Ordnung bekannt, noch weiss man sonst etwas von derselben.
Über die Schul-Ordnung des Leonhard Naterus von 1523, die erste gedruckte
Schul-Ordnung einer evangelischen Stadt, vgl. Herzog, Geschichte des Gymnasiums zu
Zwickau. 1879; Müller, im Neuen Jahrbuch für Philologie und Pädagogik. 2. Abthl. 1879.
S. 479 ff.; Sammlung selten gewordener pädagogischer Schriften früherer Zeiten. 2. Abthl.
Zschopau 1886. S. 244 ff.
Alle mittwochen zu mittage umb 12 uhr
durchs ganze jahr (ausgenomen in der ernte und
grossen winter kelde) helt der kirchner kinder-
Kinderlehre zu Zelimen.
lehr zu Zemen, da werden den kindern die 6 haupt-
stück christlicher lehr und die gebot, so im cate-
chismo verfasset, fürgesaget und werden sie darauf
gefraget und unterrichtet.
Zwickau.
Hilfsmittel: Buchwald, Allerlei aus drei Jahrhunderten. Beiträge zur Kirchen-
geschichte der Ephorie Zwickau. Zwickau 1888; Mittheilungen des Alterthumsvereins für
Zwickau, Heft 2, S. 1 ff., 57 ff.
Archive: Dresden Hauptstaatsarchiv. Zwickau Rathsarchiv. [Der sorgfältig geführte
Katalog führt die Aufschrift: „Inventarium uber eines erbarn raths der Stadt Zwickau cammer,
verfertiget, bei regierung beider herren bürgermeistere, herrn Christofs Seling, beider rechten
doctor, herren Christoff Kistenagel, durch die jetziger zeit zween cämmerer H. Engelhart Forst-
man, H. Mayr Wolfgang Reyer anno 1594 und 1595.“]
Die Stadt Zwickau war ernestinisch. Hier war der Boden schon früh für die
Neuerungen vorbereitet. (Vgl. de Wette 1, 216, 1, 100 ff., 108 ff.; Buch wald, in Beiträge
zur sächs. Kirchen-Gesch., 1888, S. 163 ff.) Gefahr drohte von der gewaltsamen Weise Thomas
Münzer’s, der seit 1520 dortselbst wirkte. Derselbe wurde aber bereits 1521 entfernt.
1521 wurde Nikolaus Hausmann berufen. Nachdem die ersten Schwierigkeiten (auch
durch Luther’s persönliches Eingreifen) beseitigt waren, ging das Reformwerk sicher und glatt
von statten. Mit der Änderung der Gebräuche ging Hausmann sehr behutsam vor. Vgl. Fort-
gesetzte Sammlung. 1727. S. 883 ff.; Tob. Schmidt, Chronica Cygnea. Zwickau 1656.
1, 385, 1, 733; Hildebrand, Das Verhältniss der Stadt Zwickau zur Kirchenreformation.
Zwickau 1817; Derselbe, in Archiv für Parochialgeschichte. Bd. I. Zwickau 1833; Gott-
lob Schmidt, Nik. Hausmann. Leipzig 1860. S. 25 ff.; Georg Müller, Paul Lindenau.
Leipzig 1880. S. 18, 32 ff.
Auf Wunsch Hausmann’s arbeitete Luther die neue Gottesdienst-Ordnung aus und am
Sonntag Palmarum 1524 wurde nach derselben zum ersten Mal deutsche Messe gehalten.
Interessant sind die Vorschläge Hausmann’s in Betreff der Bildung eines gemeinen
Kastens und einer priesterlichen Gemeinschaft. Vgl. Gutachten von 1523 an den Herzog Johann,
(den Administrator in Thüringen und den voigtländischen Gegenden, für seinen zumeist abwesenden
Bruder Kurfürst Friedrich den Weisen). (Zeitschrift für historische Theologie. 1852. S. 325 ff.)
In einem Gutachten von 1525 verlangte er Visitationen.
Aus diesem Gutachten, welches oben S. 34 eingehender besprochen ist, ist zu entnehmen,
dass Zwickau schon eine ziemlich vollkommene Kirchen-Ordnung besass, wenn Hausmann von
ihr rühmen durfte, „was hülffs das Zwickau hoch erhaben würde, an leib und seele — so die
umliegenden nachparn vertorben ... das wir unser ordnung langst geneigt, offentlich in truk zu
bringen, ist zu besorgen, es mocht ubel davon geret werden, sprechende, die Zwickauer, wollen
vornemisch sein, sich selber erheben, so doch geschrieben stet, ein fremder mund wird dich
loben, gar vil besser ist zu diesen gezeiten, Euere fürstl. gnaden truck die sach selbst.“
Es ist weder ein Druck dieser Ordnung bekannt, noch weiss man sonst etwas von derselben.
Über die Schul-Ordnung des Leonhard Naterus von 1523, die erste gedruckte
Schul-Ordnung einer evangelischen Stadt, vgl. Herzog, Geschichte des Gymnasiums zu
Zwickau. 1879; Müller, im Neuen Jahrbuch für Philologie und Pädagogik. 2. Abthl. 1879.
S. 479 ff.; Sammlung selten gewordener pädagogischer Schriften früherer Zeiten. 2. Abthl.
Zschopau 1886. S. 244 ff.