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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0750
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722 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

Die prediger, vicarien und caplan zusampt
dem schulmeister, cantor und kirchner sollen in
sachen das geistlich regiment belangend dem pastor
gehorsam sein.
Das hinfurder der rath prediger mit wissen
und bedenken des pastors aufnemen soll.
Die gefangen soll man mit gottes wort trosten,
auch wenn man sie comuniciren will, dester rein-
licher gott und dem heiligen sacrament zu eren
halten.
Man mag auch zu weiln wol auf den orgeln
schlaen und in figuris singen.
168. Kasten-Ordnung
[Aus Dresden, H.St.A., Loc. 10 598,
Bericht wie die gemeinen kasten alhie
bestelt sein.
Item man hat zwene kesten, nemlich einen
zu unser lieben frauen, und den andern zu
Sanct Katherin in den kirchen stehen, die seint
mit beschlahen und guten schlossen zum aller
besten angericht, und nachdem in solche zwene
kasten ofte ein ganz jar nicht uber zwenzig
gulden gefallen ist, hat der rat den vorordenten
furstehern bis doher die schlussel dorzu gelassen,
die haben je zu zeiten das gelt, so dorein gefallen,
nach anzal und gelegenheit ausgeteilt; wurde sichs
aber nach Schickung des almechtigen zutragen,
das jerlich etwas mehr dorein gefallen, wider bis
doher gescheen, so solde dem rate nicht entkegen
sein, das der rat einen schlussel dorzu haben
solde, dergleichen der pastor auch, mit sampt den
furstehern.
Ab aber imant gedenken mochte, wie das zu-
ginge, das jerlich nicht mehr dan eine solche ge-
ringe summa in die kesten gefelt, ist das die
ursache, das die fursteher alle sontage und hohe
fest in beiden kirchen umbgehen, auch ire knechte
mit bittafeln unter den thuren stehen lassen, und
zu unterhalt der armen bitten, und was also ge-
felt, das sich nemlich allemal ungeferlich uf vier
oder funf gulden erstreckt, thun sie alsbalde zu-
sampt deme, das der rat dorzu gibt, auch bisweilen
bescheiden wirdet, und alsbalde einkompt, unter
dorftige arme leute austeilen.
Domit auch der rat und sunst idermenniglich
an solchem allen keinen misstrauen oder zweifel
haben darf, hats der rat also bestellet, das alle-
wege acht glaubhaftige wolhabende besessene burger

Auch mag man an hohen festen das ampt der
messe und vesper lateinisch vorsingen.
Der meidlen kor mit irem gesange soll ab-
geen, dann sie mit derselben arbeit zubeschweren
von unnoten.
Auch soll man den pastor zu der rechnung
des gemeinen kastens ziehen.
Auch sollen furder die meidlen vormittag
nicht lenger den anderthalb, und nachmittag zwo
stunde in der schul gehalten werden.
für Zwickau. 1529.
Meissnische Visitation, Bl. 110 ff.]
mit einander fursteher seint, die wechseln umb,
das alle wege eine zeit lang vier, in und fur der
stadt, herumbgehen, und auf die armen selbst auf-
sehen haben, wie es umb einen itzlichen gelegen,
und dornach die andern vier, auch ein weile, auf
das sie nicht alle zu seer gemussiget, den es hat
grosse muhe, solche obgemelte fursteher nehmen
ein, geben aus, und halten ordentliche rechnunge
douber und thun dem rat jerlich ein mal rechnung.
Es haben auch die fursteher unter sich vier
knechte, die sein, und werden jerlich voreidet,
die mussen auf befelch der fursteher die almusen
den armen leuten anheim tragen und austeilen,
und domit an solchen knechten auch kein argwon
zu vormuten, hat es der rat geschafft, wenne ein
knecht ein woche oder etliche in ein virteil gangen
ist, nachdeme die stadt in vier teil geteilt, so
muss derselbige dornach in ein anders gehen, und
also allewege alle mit einander umbwechseln, auf
das man in erfarung komen mochte, ab den armen
leuten auch das jenige uberantwort, wie bevolen.
Der rat und alle einwoner alhie, tragen auch
zu den furstehern eine solche zuvorsicht, das der
rat und alle die jenige, die etwas zum gemeinen
kasten geben wollen, solchs viel lieber den fur-
stehern uberantworten, dan in kasten thun; zu-
deme auch so gefallen die widerkaufliche zinse,
so der rat dorzu vorordent hat, nicht ehr dan
auf Walpurgis und Michaelis, derhalben begibet
sichs zum oftermal, das der rat den furstehern
bisweilen dorauf furstrecken muss.
In summa so thut der rat mit sampt den fur-
stehern, sovil bei dem gemeinen kasten als sich
nach gelegenheit leiden will, domit je der armen
unvorgessen.
 
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