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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0151
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III 2 Die Nürnberger 23 Lehrartikel 1528

3. Das es nicht in des menschen macht stehe, sich
selbs mit dem Heiligen Gaist zu erleuchten, sonder
mus Gottis gnad erwarten.
Von ergernus.
1. Das ergernus sei alles, das unserm negsten ur-
sach gibt, unrecht zu glauhen oder zu leben, also das
er dannoch mainet, er tu recht oder er werde nit ge-
straft.
2. Das ergernus ufs hochst zu vermeiden sei und
nutzer wöre, in das mer zu senken, dann andern er-
gerlich sein.
3. Das ergernus geben alle, die unrecht leren oder
unrecht leben und dannoch wollen recht haben.
4. Das nit alles ergernus sei, darumb die leut sich
ser verwundern, murmeln, zurnen oder vervolgen.
Von den schwachen zu gedulden.
1. Das man aus christlicher lieb die schwachen ge-
dulden und nicht verstoßen und hinwerfen soll.
2. Das die schwach sein, die das wort noch nit ge-
hört oder aber noch nicht ernstlich gebruft haben,
das es Gottes wort sei.
3. Das man sie nit soll dringen zu tun wider ir ge-
wissen.
4. Das man auch darumb nit leiden mus, das sie
tun, was sie wollen.
5. Das man zum glauben niemand nöten, aber un-
recht zu tun wol weren mag.
Von menschen satzungen.
1. Das man vergeblich Got dienet mit menschen-
satzungen.
2. Das sie Got mit blindheit und entziehung seines
worts straft.
3. Das es greulich abgotterei ist, menschengeticht
fur Gottis wort anzunemen.
4. Das es nit Got, sonder dem Teufel zu gefallen
geschee, was man ime mit menschengetichten zu
dienen furnimbt.
d Die Vorlage schreibt „erkaufen“, korrigiert aber ,,v“
davor. Spenglers Sammlung und ARA 8 f. 200 und
257 schreiben „erkaufen“, ARA 8 f. 222 „verkau-
fen“.

5. Das menschensatzung seien alles, was man in der
kirchen Gotts dienst und unser seligkeit zu furdern
furnimbt und doch mit heiliger gotlicher schrift nit
kan bezeugt werden
Menschen lere, satzung und funde wider den
glauben seien, die hernach volgen.
1. Das man baide gestalt des sacraments den laien
nicht raichen soll; dann das ist wider das hell wort
Christi.
2. Das, die es tun, solten ketzer sein.
3. Das es solt ein opfer teglich sein; dann wo ver-
gebung der sunde ist, spricht der apostel [Hebr.
10, 18], da ist kein opfer mer fur die sund.
4. Das geweicht wasser und salz solte die sund
hinnemen und den Teufel vertreiben.
5. Das man durchs closterleben solt die seligkeit
erlangen,
6. Das man vergebung der sunde nicht könne ha-
ben, man beicht dann dem briester alle sunde.
7. Das ein fegfeuer soll sein, darin die verstorben
erst fur die sund musten genug tun.
Menschen ler und fund, das unverschambte lugen
sein.
1. Das der babst nicht irren moge.
2. Das ein concilium so vil gelt als die gemain ganz
gaistlich kirch, die wir glauben und nit sehen.
3. Das wer nicht under dem babst sei, nicht in die
christlichen kirche gehöre.
4. Das den bebstischen pfaffen ein sonder charac-
ter4 durch die weih in die seel getrukt werde.
5. Das man die heiligen mus anrufen und sie mit-
ler zwischen Got und den menschen seien.
Menschen lere, mispreuch und funde, die eitel
teuflische simonei sein.
Von der simonei.
1. Simonei ist: gaistliche guter begern zu erlangen
umb gelt oder geltswert oder dieselbigen umb gelt
und geltswert zu verkaufend.
4 Der character indelebilis (Hinschius, Paul, System
des kath. Kirchenrechts. 1 [Berlin 1869] 117f. -
LThK 22, 1020-1024). - Er macht z. B. den Prie-
ster unfähig zum Empfang des Ehesakramentes und
also der Eheschließung.

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