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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0339
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IV 3 Kirchenvisitation 1536

ilche belonung dienstlich seien und nit wie bishero
der faulheit und dem pettl allein nachlaufen.
Itemc es soll hinfüro kain deutscher schulmaister
zugelassen werden, er sei dann darzu tuglich und
geschickt nach erkantnus der examinatorn, und das
dieselben schulmaister sich verbinden, die kinder
getreulich zu lernen und zu gottesforcht und aller
erbarkeit zu weisen und zu ziehen.
Item öffentlicher laster und unordnung halben, als
under den götlichen ämbtern auf dem markt oder
kirchhofen steen, in wirtsheusern ligen und zechen,
einsehen zu haben, dasselb zu vorkomen.
Es sollen von den visitatoribus auch die ammen
gefordert und gefragt werden von nachvolgenden
stucken:
Wie sie sich bei den geberenden weibern halten, ob
sie vleis ankeren etc.,
wie sie dieselben trösten,
ob sie nicht aberglaubische segen und wort bei inen
gebrauchen oder inen dieselben anhenken und an-
dere unchristliche ding treiben10,
ob sie die kinder in mutterleib, ehe sie geboren wer-
den11, zu zeiten taufen.
wie sie dieselben Gott bevelhen,
ob sie die jachtauften kinder darnach in die kirchen
bringen, die gewönlichen gebet daruber zu sprechen,
ob sie den kirchendienern anzaigen, wann ein kind
jachtauft ist.
Item es sollen die visitatores fur sich fordern die
deutschen schulmaister und irs tuns und vleis hal-
ben notturftig fragen, nemblich:
wie sie es mit iren schulern halten und was sie die-
selben lernen,
item sie zu ermanen, das sie den kindern den deut-
schen catecismum, den man in den kirchen ubt, ler-
nen und an den sontagen ire schuler in die pfarr-
kirchen furen und den gemelten catecismum mit iren
schulern treiben und uben,
x) Am Rand von andrer Hand: Des schulmaisters clag
mangels an bezahlung des quettemergelts* * * 9.
x) Bemerkung am Rand: ufm land sonderlich.
9 Daszuden Quatembern (vgl. S.75 Anm.l6)-also vier-
teljahrweise-fällige Schulgeld. In Nürnberg 1485 für
jeden zahlenden Schüler je 25 Pfennige (= wöchent-
lich 2 Pfennige), für jeden armen Schüler wöchent-
lich 1 Pfennig (Heerwagen [1863] 9. - Reicke 727
hat die Stelle mißverstanden). Um 2 Pfennige kaufte

item das sie iren schulkindern weder mit worten noch
werken böse exempel und ergernus geben, sondern
allen muglichen vleiß ankeren, damit sie in Gottes-
furcht und guter zucht aufgezogen werden.
Item in den clöstern aufsehen zu haben, das meins
gnedigen herrn ordnung gehalten und nichts da-
wider misbraucht werde.
Item es sollen auch die andern closter und der stift
Eeuchtwang12 visitirt und negst gemelter weis re-
formirt werden.
Item der andern namhaftigen stet halben soll auf
die form und weis, wie von Onolzbach oben ange-
zaigt ist und hernach weiter volgt,gehandelt werden.
Item in den merkten, flecken und dörfern sollen
nach gelegenhait und notturft aines iglichen orts
nachvolgende personen beschickt und gefragt wer-
den:
erstlich ein erbarer rate oder ein gemain sampt-
lich oder sonderlich von nachvolgenden stücken:
ob sie ires pfarrers, predigers oder caplons person
lerens und lebens halben ainichen mangel haben oder
wissen, das sie dieselben bei iren pflichten anzaigen
als, wann ein pfarrer oder anderer briester wider
Gottes wort leret, unerlich oder verechtlich von dem
hailigen sacrament redet, in irem ampt unvleißig und
seumig weren, ein bös ergerlich leben, wandel und
wesen furen, zenkisch, hederisch oder trunkenpoltz
seien oder die kirchenordnung unsers gn.h.nit hal-
ten, und furter sollen solche mengel alle aufgeschrie-
ben und dem pfarrer, prediger oder caplonen dar-
nach furgehalten und sie vermant werden, solche
abzestellen. Wo sie aber solchs nit teten, so wurd
man ir nit können gedulden oder leiden, sondern die-
selben amoviren oder absetzen.
Item darnach soll gefragt werden der pfarrer etc.
desselben orts, wie hernach volgt:
Gemaine fragstuck an die pfarrer, prediger, ca-
plonend.
man sich damals 1/3 Pfund Rindfleisch; sie entspra-
chen also 1959 etwa 1 DM (vgl. S. 31 Anm. 20!).
10 Über solchen Aberglauben bei Gebärenden vgl. z. B.
Bächtold 3, 412ff. 1587ff.; 5, 504ff.
11 Dazu vgl. S. 190f. Anm. 19!
12 Die „Ordnung singens und lesens in den stiften“
(unsere Nr. IV 2) kam erst bei dieser Visitation zur
vollen Annahme. Dabei wurde den Pfründeinhabern,
die sich ihrer aus Gewissensgründen nicht bedienen
zu können meinten, erlaubt, sich vertreten zu lassen.

21 Sehling, Bd. XT, Franken

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