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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0155
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I 15 Visitationsordnung von 1560/1566

man es bei der kirchen haben mag, in druck aus-
geen lassen mögen.
[20.] Zum zwainzigsten: So ist bis anhero der
brauch gewesen, das man in allen unsern ambtern,
die specialsuperintententen und ambtleüt zu der vi-
sitation ires ambts gezogen hat. Da ist unser be-
velch und mainung, das sie hinfürter gleicher ge-
stalt darzugezogen werden - es were dann sach, das
etwas fürfiele, so ire personen betreffen mocht. Da
sollen unsere verordnete räte und visitatores, wann
es dergleichen fürfellt, si abtreten lassen und das-
selbig außerhalb der ambtleüt beisein verhandlen.
Si sollen auch der ambtleüt halben an jedem ort
in abwesen derselben auch andere hören, wie die-
selbige ambtleüt, sovil leben, wandl und reverenz
gegen dem kirchendienst belangt, sich erzaigen.

i 1566 + : Sonderlich aber sollen unsere visitatores
den pfarrern, deren orten wir ober- und under-
ambtleüt wonend haben, ernstlich einbinden und
uferlegen, das sie auf dieselben unsere ambtleüt
gut acht geben, wie sie sich in der religion ver-
halten, und, da sie etwa ainen oder mer der cal-
vinischen obinion halben argwenisch30 erfüeren,
also das sich der oder die solchen verfüerischen
secten anhengig macheten, das sie uns als dann
den oder dieselben zu unseren handen schriftlich
vermelden und anzaigen.
In sonderhait aber unserm gewesenen pfleger
zu Hembaur31, auch unserem landschreiber zu
30 = Argwohn erregend, verdächtig (Schmeller 2,
919).
31 = Hemau. - Was vorlag, ist um so weniger festzu-
stellen, als nicht einmal klar ist, welcher Pfleger
eigentlich gemeint war. An dem 1565 verstorbenen
Jörg Knod, der seit 1557 Pfleger war, ist doch kaum
zu denken, ebensowenig aber wohl an seinen Vor-
gänger Sebastian von Kreudt, der 1553—1557 als
Pfleger genannt wird und später baierischer Rat in In-
golstadt und Landschaftskommissar war (Joh. Nep.
Müller, Geschichte der Stadt Hemau. Regensburg
1861. 285). Sollte etwa ein noch unbekannter, nur
ganz kurzzeitig im Amt gewesener Nachfolger des
Knod gemeint sein?
32 Darüber ist weiter nichts bekannt.
33 Pfarrer in Hemau war 1552 bis zu seinem Tode 1580
Johann Daller (Doler, Thaller). Geb. 1522 Hilpolt-
stein. — 1547 Batzhausen, (1549 bei der Rekatholi-
sierung nach dem Sieg des Kaisers vertrieben?) lebt
als Hechelmacher, 1549 Eckersmühlen, 1552 Hemau
- †1580 (Simon, APfB Nr. 510. - Müller [wie in

[21.] Zum ainunzwainzigsten: So werden wir
bericht, das noch abgöttische bilder als sacrament-
heuslein und altaria, so man nit zur communion ge-
braucht, in etlichen kirchen sein. Da sollen unsere
visitatores uf mitl und weg denken, ob und wie
solche bilder und anders, so zur abgötterei ursach
geben kan, mit christlicher beschaidenhait abzu-
schaffen kund ob nit in dem die ordnung fürzune-
men, wie in der obern pfalz34 geschehen.k
[22.] Zum zwaiundzwaintzigsten: So werden sie
selbs an orten und enden, da nit qualificirte kirchen-
und schuldiener sind oder da itzund sonst pfarrn-,
kirchen- und schuldienst vaciren, nach andern ge-
schickten gelerten und gotsförchtigen kirchen- und
schuldienern zu trachten wissen.
lSo sind etliche supplication verhanden, so umb
kirchen- und schueldienst suppliciert. Dero könden
die visitatores auch ingedenk sein.l
Sulzbach32 in still nachfragen, wie sich diese
beede in der religion bisher verhalten und was
mainung dieselben sein, wie auch der pfarrer zu
Hembaur33 qualificirt, auf das, wo not, derselben
halb gebürlichs einsehens beschehen mag.
k-k Fehlt 1566. Im Original 1560 dazu am Rand: Die
ordnung in der obern Pfalz35 ist nit seer löplich
gewesen. Die visitatores werden wol beschaiden-
hait zu halten wissen.
l-l 1566 +: Und wofern, wie zu besorgen, in der
alten pfaltz36 hie oben landsverenderung der
religion wie unden am Rhein geschehen, furge-
nomen37 und darüber etliche gelerte gottselige,
Anm. 31!] 121. 321). Näheres über den Anlaß zu
dieser Nachfrage ist nicht bekannt. Es handelte sich
aber wohl in allen drei Fällen um den Verdacht kal -
vinistischer Bestätigung.
34 Gemeint ist die Anordnung der oberpfälzischen Visi-
tationsinstruktion .von 1557 (vgl. unsere Nr. II 4
S. 297!). - Götz, Bewegung 141.
35 Da ausdrücklieh von der Oberpfalz (= Kurober-
pfalz) gesprochen wird, muß an das Vorgehen bei der
dortigen Visitation 1557 gedacht sein (unsere Nr. II
4 S. 297). Doch war dieses entschieden rücksichts-
voller als das von Ottheinrich in Pfalz-Neuburg an-
geordnete (unsere Nr. I 6), das aber nach dieser
Stelle auch nicht vollkommen durchgeführt worden
war.
36 = die Kurpfalz im Unterschied zu der auch als Jung-
pfalz bezeichneten Pfalz-Neuburg.
37 Daß damit Friedrich III. am 31. Okt. 1566 in Am-
berg persönlich begonnen hatte, war ja eigentlich
der unmittelbare Anstoß zu dieser Kirchenvisitation
gewesen (vgl. Einleitung S. 32).

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