Ehegerichtsordnung 1563
Alßo, das die trefflichsten gelertenr dieser zeit
darfur halten, das die obrickhait nach erwegung der
gelegenheit und ursachen des abwesens und weg-
laufens, des alters und gelegenheit der verlassenens
perßonen, der khinder und nahrung und anderer
umbstende nicht ohne fug und grundt dem heim-
verlassenen erlauben möget, ein ander ehegemahl zu
nehmen, doch uf vorgehende citation und erforde-
rung, auch vleissige nachforschung, ob der abtrun-
nig irgendts anzutreffen und uzum ehlichen bey-
wohnenu oder aber zu geburlicher strafe gebracht
möchte werden. Dann da das verlassen in dem sei-
nen vleiß nit gethan, soll es mit seiner bitt nicht ge-
hört werden.
Und nochdeme die kayserliche rechten gleich-
wohl in den wegzihenden perßonen (wie dann auch
in allewege zu thun recht und gut ist) underschai-
den, auch nach gelegenheit solcher ursachen dem
heimverlassenen frist und zeit benennen,
[L.[ex] uxor c.[odicis] de repud.[iis]11; auth.[en-
tic]a de nupt.[iis] novell.[a] 22 § sed et captivitas12;
§ novimus13; auth.[entic]a hoclie c.[odicis] de re-
pud.[iis]; canonistae in c.[anonem] cjuanto, de cli-
vortiis 14]x
als nemblich Constantinus, welcher vier jhar ge-
sätzt hat, die das weib, nachdeme es nicht verneh-
men khunne, ob ihr man, der in kriegk getzogen,
noch in leben wehre, yharren soll, doch das sie dem
obristen haubtman, under welchen der man gelegen,
darumb schreibe.
Welche zeit des harrens hernacher Justinianus
biß in die funf jhar in denen, die gefangen wahren,
und biß in die zehen jharen in denen, die krigs hal-
ben abwesendt, letzlichen aber so lang dem weib
widerumb sich zu vorheurathen verbothenz, biß das
sie gewisse both- und kundtschaft vom tode ires
mannes gebracht hette.
r Cgm 2553: + zu.
s Cgm 2553: verlaufenen.
t Cgm 2555: mögen.
u-u Cgm 2555: zur ehelichen beywohnung.
x Marginal fehlt Cgm 2553.
y Cgm 2553: + noch.
z Fehlt Cgm 2553.
a-a, Fehlt Cgm 2553.
b Cgm 2553: + also.
c Fehlt Cgm 2553.
d Cgm 2555: weib.
So mögen doch solche constitutiones auf diese
mutwillige außtreter und verlofne buben nit getzo-
gen werden, sintmal die römische kriegsleut aus
gehaiß und befhelich ihrer obrigkhait zu schutz
aund schirm des raichs, auch ihres vaterlandts und
mit wissena und willen ihrer eheweiber sich in die
krig begeben, aus welcher ursach die khaiser solche
krigßleuth bedacht und nit verstattet, das ihnen
ihre weiber der ursach halben die ehe alßo baldt uf-
sagen.
Derowegen, obwohl die kayserlichen rechten
nach gelegenheit der ursachen solchen krigsleuthen
eine gewisse zeith und ursachen des abwesens be-
stimbt, so sein doch dieselbe beide in diesen fellen
in man- und weibßperßonen, auch das anliegen,
angst und noth der heimverlassenen ungleich,b das
es schwer ist, die ding alßo gestracks in eine gewisse
zeit zu binden und soll derwegen zu ermessigung des
richterlichen ampts gesetzt werden in dem fall, da
dasc ein mand oder weibßperßon mutwillig hinweg-
leuft, nach gelegenheit der felle lenger und kurtzer
zeit zue benennen und hierinnen, sovil immer mug-
lich und ohne vorletzung der gewissen geschehen
khann, das heimverlassene zu trösten und aufzu-
halten.
Und do jhe die funvermeydenliche, hohef noth
vorhanden, das man ohne ehe nit bleiben khunde,
alßdann dieselbige nach vleissiger betrachtung und
erwegung aller circumstantien widerumb zu ver-
statten, doch mit der beschaidenheit, das in diesem
und allen andern fellen die eheschaydung und er-
laubungsh anderer ehe, die hochtzeit und wurt-
schaft ohn alle offentliche geprenge gehalten werde.
iDamit man aber wissens haben muge, welcher
ungeverlich ein rechter desertor geacht werde, so soll
man denen dafur halten, welcher ein weib nimpt und
ein zeit langk bey ihr bleibt, zeret und lebet wohl,
e Fehlt Cgm 2553.
f-fCgm 2553: hohe, unvermeidliche.
g Cgm 2553 und 2555: erlaubnuß
h Cgm 2553: + aller.
i Cgm 2555 Marginal: + Desertor, qui iudicandus.
k Fehlt Cgm 2553.
11 C 5, 17, 7 (CJC II, 212).
12 Nov. 22, 7 (CJC III, 151).
13 Nov. 22, 14 (CJC III, 154).
14 C. 7 X de divortiis IV, 19 (CJCan II, 722-723).
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Alßo, das die trefflichsten gelertenr dieser zeit
darfur halten, das die obrickhait nach erwegung der
gelegenheit und ursachen des abwesens und weg-
laufens, des alters und gelegenheit der verlassenens
perßonen, der khinder und nahrung und anderer
umbstende nicht ohne fug und grundt dem heim-
verlassenen erlauben möget, ein ander ehegemahl zu
nehmen, doch uf vorgehende citation und erforde-
rung, auch vleissige nachforschung, ob der abtrun-
nig irgendts anzutreffen und uzum ehlichen bey-
wohnenu oder aber zu geburlicher strafe gebracht
möchte werden. Dann da das verlassen in dem sei-
nen vleiß nit gethan, soll es mit seiner bitt nicht ge-
hört werden.
Und nochdeme die kayserliche rechten gleich-
wohl in den wegzihenden perßonen (wie dann auch
in allewege zu thun recht und gut ist) underschai-
den, auch nach gelegenheit solcher ursachen dem
heimverlassenen frist und zeit benennen,
[L.[ex] uxor c.[odicis] de repud.[iis]11; auth.[en-
tic]a de nupt.[iis] novell.[a] 22 § sed et captivitas12;
§ novimus13; auth.[entic]a hoclie c.[odicis] de re-
pud.[iis]; canonistae in c.[anonem] cjuanto, de cli-
vortiis 14]x
als nemblich Constantinus, welcher vier jhar ge-
sätzt hat, die das weib, nachdeme es nicht verneh-
men khunne, ob ihr man, der in kriegk getzogen,
noch in leben wehre, yharren soll, doch das sie dem
obristen haubtman, under welchen der man gelegen,
darumb schreibe.
Welche zeit des harrens hernacher Justinianus
biß in die funf jhar in denen, die gefangen wahren,
und biß in die zehen jharen in denen, die krigs hal-
ben abwesendt, letzlichen aber so lang dem weib
widerumb sich zu vorheurathen verbothenz, biß das
sie gewisse both- und kundtschaft vom tode ires
mannes gebracht hette.
r Cgm 2553: + zu.
s Cgm 2553: verlaufenen.
t Cgm 2555: mögen.
u-u Cgm 2555: zur ehelichen beywohnung.
x Marginal fehlt Cgm 2553.
y Cgm 2553: + noch.
z Fehlt Cgm 2553.
a-a, Fehlt Cgm 2553.
b Cgm 2553: + also.
c Fehlt Cgm 2553.
d Cgm 2555: weib.
So mögen doch solche constitutiones auf diese
mutwillige außtreter und verlofne buben nit getzo-
gen werden, sintmal die römische kriegsleut aus
gehaiß und befhelich ihrer obrigkhait zu schutz
aund schirm des raichs, auch ihres vaterlandts und
mit wissena und willen ihrer eheweiber sich in die
krig begeben, aus welcher ursach die khaiser solche
krigßleuth bedacht und nit verstattet, das ihnen
ihre weiber der ursach halben die ehe alßo baldt uf-
sagen.
Derowegen, obwohl die kayserlichen rechten
nach gelegenheit der ursachen solchen krigsleuthen
eine gewisse zeith und ursachen des abwesens be-
stimbt, so sein doch dieselbe beide in diesen fellen
in man- und weibßperßonen, auch das anliegen,
angst und noth der heimverlassenen ungleich,b das
es schwer ist, die ding alßo gestracks in eine gewisse
zeit zu binden und soll derwegen zu ermessigung des
richterlichen ampts gesetzt werden in dem fall, da
dasc ein mand oder weibßperßon mutwillig hinweg-
leuft, nach gelegenheit der felle lenger und kurtzer
zeit zue benennen und hierinnen, sovil immer mug-
lich und ohne vorletzung der gewissen geschehen
khann, das heimverlassene zu trösten und aufzu-
halten.
Und do jhe die funvermeydenliche, hohef noth
vorhanden, das man ohne ehe nit bleiben khunde,
alßdann dieselbige nach vleissiger betrachtung und
erwegung aller circumstantien widerumb zu ver-
statten, doch mit der beschaidenheit, das in diesem
und allen andern fellen die eheschaydung und er-
laubungsh anderer ehe, die hochtzeit und wurt-
schaft ohn alle offentliche geprenge gehalten werde.
iDamit man aber wissens haben muge, welcher
ungeverlich ein rechter desertor geacht werde, so soll
man denen dafur halten, welcher ein weib nimpt und
ein zeit langk bey ihr bleibt, zeret und lebet wohl,
e Fehlt Cgm 2553.
f-fCgm 2553: hohe, unvermeidliche.
g Cgm 2553 und 2555: erlaubnuß
h Cgm 2553: + aller.
i Cgm 2555 Marginal: + Desertor, qui iudicandus.
k Fehlt Cgm 2553.
11 C 5, 17, 7 (CJC II, 212).
12 Nov. 22, 7 (CJC III, 151).
13 Nov. 22, 14 (CJC III, 154).
14 C. 7 X de divortiis IV, 19 (CJCan II, 722-723).
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