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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0350
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Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576

nemen, auch seines weibesa zugebrachten heuraths-
guts nutzung oder usum fructum behalten und zwey
thail ihres ubrigen fahrenden und liegenden guts
den khindern vermög der rechten bleiben, der dritte
thayl aber gedachter andererb ihrer gueter, so man
paraphernalia nennet, der schuldigen frauen ge-
volget werden.
[Jura haec non tantum in muliere statuunt, imo
etiam in viro, vide novella 1178]c
Herwiderumb, da der man schuldig erkhandt, soll
er seine zugebrachte widerlag zusampt der morgen-
gab und dann zwey theil seiner andern fharenden
und liegenden haab verwurckhet haben und solli-
ches alles der unschuldigen frauen und khindern ob-
gehörtermaß neben ihrem heurathgut zufallen, alßo
das sie die frau in der widerlag und morgengab den
usum fructum behalten, die khinder ufzihe und
ihnen den khindern die zwey drittheyld ires väter-
lichen guts eigentumblichen verbleiben.
Im fall aber keine khinder vorhanden weren, soll
dem unschuldigen man der ehebrecherin heurath-
gute zusampt dem dritten teil irer anderer hab und
guether nutzlich und aigenthumlich volgen oder im
gegenfallf der unschuldigen frauen ihres ehebruchi-
gen mannes zugebrachte widerlag und morgengab
und der dritte thayl seiner andern gueter frey ledig
neben ihrem heyrathgut heimfallen. Und gob noch
ichtwaßg weiters in heyrathsbriven oder gemechten9
begriffen, abgeredt und zugesagt wehre, das soll
nichtsdestoweniger auch gehalten und kreftiglich
volntzogen und sunst in ubrigen fällen alles nach
außweisung der kaiserlichen rechten gehalten wer-
den.

a Fehlt Cgm 2553.
b Fehlt Cgm 2553.
c Marginal fehlt Cgm 2553.
d Cgm 2553: theil.
e Cgm 2553: gut.
f Cgm 2553: gegentheil.
g-g Cgm 2553: obwol ietwas.
h Cgm 2553: + so ist.
i Fehlt Cgm 2553.
k Fehlt Cgm 2555.
l Cgm 2555: hette.
m Cgm 2555: auch.
n Fehlt Cgm 2553.

36. Von dem weglaufen und nicht beywohnenten
eheleuthen10.
Der ander fall, darinnen aus göttlichem rechten
die ehescheidung vergönnet wurdt, ist, so ein ehe-
gemahl das ander unpillich verlasset und ist furha-
bens, nhunmehr kheine beywohnung zu thun, wie
der heylige Paulus primo Corinth. 7 [15] schreibt:
So der unglaubig hinwegweicht, so weicht er, hder
bruder oder schwester isti in diesem fall nicht ver-
punden. Und Gott, der herr, sprach selbßk: Lasset
unß dem menschen ein gehulfen machen [Gen. 2,
18], durch welche wort vermercket wurdtl, das die
eheleut nit allein die leibliche ehepflicht leisten, son-
dern auch in allen andern einander treulich bey-
stehen, rathen und helfen söllen, alßo das gluckh
und ungluckh gemein sein und ainsm dem andern
alle last tragen helfen soll. Darumb thun wider Gott
und entziehen ihren ehegemahlen die schuldig hilf
alle diejhenigen, die ohne redlichen ursachen, wann
die in der nöthe oder sunst weglaufen, weib und
khindt oder denn man mit den khindern im elendt
und jammero sitzen lassen. Und das ist der einsat-
zung Gottes und ehelicher pflicht und verwandtnuß
gestracks und eben sowohlp zuwider als qder leib-
lichq ehebruch.
Zudem ist auch wohl zu erwegen, das sich gemei-
niglich diese fell zwischen liederlichen, leichtferti-
gen, ungezognen perßonen zutragen, welche durch
ihr hinweglaufen nit allein zum heußlichen, ihr und
ihrer khinder verderben zum ehebruch, schandt und
laster ursach geben, sondern auch fur sich selbß in
kriegen und frembden landen ihre ehliche pflicht nit
halten und alßo ein ehebruch uber den andern haufen.

o Cgm 2553: jammerthal.
p Cgm 2553: soviel.
q-q Cgm 2555: den leiblichen.
8 Vgl. CJC III, 551-566.
9 Verabredung, Morgengabe, vgl. DW IV, 1, 3144 bis
3145.
10 Kap. 36 und 37 handeln von der Ehescheidung bei
böswilligem Verlassen. In diesem Fall sah auch be-
reits Von den Ehesachen von 1556, Nr. 8, oben
S. 224, die Scheidung vor. Hier nähere Ausfüh-
rung der Christlichen Eheordnung von 1562,
Nr. 27, oben S. 286.

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