Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576
darnach ohne ihren willen und wissen, auch ohne er-
laubnuß seiner ordentlichen obrickeitl redliche ur-
sach heimlich und meuchlich weglauft oder wegk-
zeucht, lasset sie schwanger, mit oder ohne kinder
sitzen, bleibt lang aus, beweiset ihr oder seinen kin-
dern kheine hulf, schreibt ihr und merpeuth irm
nichts, laufet seiner buberey nach, gibt kheine ver-
tröstung seiner widerkhunft und endlichen des fur-
habens ist, seinem weibe khein ehliche beywohnung
zu thun etc.
[N[ota] B[ene] Uf ein gemain formular der pro-
clam verdacht zu sein]n
Diese desertion rechtmessig zu erlerneno und den
mutwilligen außtreter seiner leichtfertickeit zu
uberzeugen, sollen vermög unßerer ordnungp15 ge-
burliche mandata, citationes per edictum qvon un-
ßeren eherichternq erkhendt, an kirchen und rat-
heußern deren örten, da sich der außtreter ungevär-
lich oder vermutlich enthaltenr möchte, anzuschla-
gen befholen werden, in welchen ime snach gestalts
und gelegenheit der sachen, wie oben gemelt, ein
gereumbte zeit angesetzt werde, sich zu weib und
khindt zu vorfuegen oder rechtmessige, ehehafte ur-
sachen anzuzaigen, warumb solliches nit gescheen
khundte, mit angehefter bedraung, wha er nit er-
scheint oder ursachen seines nit erscheinens wie
recht darthut, man wölle ihn das landt verpieten
und seinem weibe geburenden beschaidt auf ihr an-
rufen ergehen und volgen lassen, do dem mandat nit
gelebt, alßdann, wiet gemelt, der verlassenen frauen
widerumb sich zu verheyrathen verstatten und dem
fluchtigen in alleweg das landt verpieten.
Aber da einer aus ehehaften und ehrlichen ur-
sachen abwesendt were als seines gewerbs oder
handtierung wegen, item in gefencknussen, in
reichs- oder türkenkrigssachen und dergleichen, da
soll das ehegemahl alßo bleiben, mit gedulth auf die
l Cgm 2553: + und.
m-m Cgm 2553: entbeut.
n Marginal fehlt Cgm 2553 und 2555.
o Cgm 2553: erklären; Cgm 2555: lheren.
p Cgm 2553: eheordnung.
q-q Cgm 2553: durch unser eherichter.
r Cgm 2553: erhalten.
s-s Cgm 2553: nachgestellt.
t Cgm 2553: + man.
u Cgm 2553: anderswoh.
Fehlt Cgm 2553.
zukunft seines gemahls warten und kheinem gestat-
tet werden, sich anderwertsu zu vorehlichen, es sey
dann sach, das gewisse khundtschaft gebracht
werde, das der abwesendt todt seye.
37. Von weibern, die hinlaufen.
Wiewohl das hinlaufen eines weibes ohne willen
und wissen ihres mannes, under dessen gewalt sie
ist, unvertreglicher zu achten, dann so der man von
dem wweibe dermassen hinzeucht, derwegen auch
ein sollichw weib, das ohne ursach hinlauft, sich an
argwöhnigen örten erhelt und zu ihrem man sich nit
einthaydigen lassen will, nach besag der kayser-
lichen rechten sich des ehebruchs schuldig machet
und dem manne erlaubt ist, die ehe ihrx aufzusagen.
Jedoch dieweil der man dem weibe alß dem schwe-
cherny wergkzeucht auch etwaß nachzugeben und
ein mitleiden mit ihr zu haben schuldig ist [vgl.
1.Petr. 3, 7], auch gemeiniglich den weibern durch
die menner ursach zum hinweglaufen gegeben wur-
det, sollen unßere eherichter in diesen fellen es, wie
nechstdroben angezaigt, von den mennern, die von
ihren weibern laufen, halten und nach gelegenheyt
der umbstende, der perßon, der zeit des abwesens,
der ursachen und des orts, da sich die entlaufne
frau enthelt, mit betrachtung, ob dieselbig bey ihren
freunden ehrlich oder unehrlich, verdechtig oder nit
verdechtig sey, darinnen sprechen und urthaylen.
38. Von denen, die sich offentlich verloben
und vor der hochtzeit hinwegkzihen.
[L.[ex] 2 c.[odicis] de repud.[iis]16; l.[ex] saepe, de
spons.[alibus]17; l.[ex] 2 c.[odicis] de spons.[ali-
bus]18; c.[anon] de illis, de spons.[alibus]19]z
Von denen, die sich aehelich und offentlicha mit
einemb andern verlobt und vor dem beyschlafen
und kirchgang hinwegzihen, haben die kayserliche
x Fehlt Cgm 2553. y Cgm 2553: schwachen.
z Marginal fehlt Cgm 2553.
a-a Cgm 2553: offentlich ehelich.
b Cgm 2555: einer.
15 Christliche Eheordnung von 1562, Nr. 27, oben
S. 286.
16 C 5, 17, 2 (CJC II, 212).
17 D 23, 1, 17 (CJC I, 330).
18 C 5, 1, 2 (CJC II, 192).
19 C. 5 X de sponsalibus IV, 1 (CJCan II, 662).
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darnach ohne ihren willen und wissen, auch ohne er-
laubnuß seiner ordentlichen obrickeitl redliche ur-
sach heimlich und meuchlich weglauft oder wegk-
zeucht, lasset sie schwanger, mit oder ohne kinder
sitzen, bleibt lang aus, beweiset ihr oder seinen kin-
dern kheine hulf, schreibt ihr und merpeuth irm
nichts, laufet seiner buberey nach, gibt kheine ver-
tröstung seiner widerkhunft und endlichen des fur-
habens ist, seinem weibe khein ehliche beywohnung
zu thun etc.
[N[ota] B[ene] Uf ein gemain formular der pro-
clam verdacht zu sein]n
Diese desertion rechtmessig zu erlerneno und den
mutwilligen außtreter seiner leichtfertickeit zu
uberzeugen, sollen vermög unßerer ordnungp15 ge-
burliche mandata, citationes per edictum qvon un-
ßeren eherichternq erkhendt, an kirchen und rat-
heußern deren örten, da sich der außtreter ungevär-
lich oder vermutlich enthaltenr möchte, anzuschla-
gen befholen werden, in welchen ime snach gestalts
und gelegenheit der sachen, wie oben gemelt, ein
gereumbte zeit angesetzt werde, sich zu weib und
khindt zu vorfuegen oder rechtmessige, ehehafte ur-
sachen anzuzaigen, warumb solliches nit gescheen
khundte, mit angehefter bedraung, wha er nit er-
scheint oder ursachen seines nit erscheinens wie
recht darthut, man wölle ihn das landt verpieten
und seinem weibe geburenden beschaidt auf ihr an-
rufen ergehen und volgen lassen, do dem mandat nit
gelebt, alßdann, wiet gemelt, der verlassenen frauen
widerumb sich zu verheyrathen verstatten und dem
fluchtigen in alleweg das landt verpieten.
Aber da einer aus ehehaften und ehrlichen ur-
sachen abwesendt were als seines gewerbs oder
handtierung wegen, item in gefencknussen, in
reichs- oder türkenkrigssachen und dergleichen, da
soll das ehegemahl alßo bleiben, mit gedulth auf die
l Cgm 2553: + und.
m-m Cgm 2553: entbeut.
n Marginal fehlt Cgm 2553 und 2555.
o Cgm 2553: erklären; Cgm 2555: lheren.
p Cgm 2553: eheordnung.
q-q Cgm 2553: durch unser eherichter.
r Cgm 2553: erhalten.
s-s Cgm 2553: nachgestellt.
t Cgm 2553: + man.
u Cgm 2553: anderswoh.
Fehlt Cgm 2553.
zukunft seines gemahls warten und kheinem gestat-
tet werden, sich anderwertsu zu vorehlichen, es sey
dann sach, das gewisse khundtschaft gebracht
werde, das der abwesendt todt seye.
37. Von weibern, die hinlaufen.
Wiewohl das hinlaufen eines weibes ohne willen
und wissen ihres mannes, under dessen gewalt sie
ist, unvertreglicher zu achten, dann so der man von
dem wweibe dermassen hinzeucht, derwegen auch
ein sollichw weib, das ohne ursach hinlauft, sich an
argwöhnigen örten erhelt und zu ihrem man sich nit
einthaydigen lassen will, nach besag der kayser-
lichen rechten sich des ehebruchs schuldig machet
und dem manne erlaubt ist, die ehe ihrx aufzusagen.
Jedoch dieweil der man dem weibe alß dem schwe-
cherny wergkzeucht auch etwaß nachzugeben und
ein mitleiden mit ihr zu haben schuldig ist [vgl.
1.Petr. 3, 7], auch gemeiniglich den weibern durch
die menner ursach zum hinweglaufen gegeben wur-
det, sollen unßere eherichter in diesen fellen es, wie
nechstdroben angezaigt, von den mennern, die von
ihren weibern laufen, halten und nach gelegenheyt
der umbstende, der perßon, der zeit des abwesens,
der ursachen und des orts, da sich die entlaufne
frau enthelt, mit betrachtung, ob dieselbig bey ihren
freunden ehrlich oder unehrlich, verdechtig oder nit
verdechtig sey, darinnen sprechen und urthaylen.
38. Von denen, die sich offentlich verloben
und vor der hochtzeit hinwegkzihen.
[L.[ex] 2 c.[odicis] de repud.[iis]16; l.[ex] saepe, de
spons.[alibus]17; l.[ex] 2 c.[odicis] de spons.[ali-
bus]18; c.[anon] de illis, de spons.[alibus]19]z
Von denen, die sich aehelich und offentlicha mit
einemb andern verlobt und vor dem beyschlafen
und kirchgang hinwegzihen, haben die kayserliche
x Fehlt Cgm 2553. y Cgm 2553: schwachen.
z Marginal fehlt Cgm 2553.
a-a Cgm 2553: offentlich ehelich.
b Cgm 2555: einer.
15 Christliche Eheordnung von 1562, Nr. 27, oben
S. 286.
16 C 5, 17, 2 (CJC II, 212).
17 D 23, 1, 17 (CJC I, 330).
18 C 5, 1, 2 (CJC II, 192).
19 C. 5 X de sponsalibus IV, 1 (CJCan II, 662).
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