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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0237
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17. Ordnung gegen Trunksucht, Fluchen, Schwören, Ehebruch und Hurerei 1599

mit gemainer christlichen Zusamensetzung |104r|
geneigt seie, zu allem schuldigem gehorsamb, da-
durch abwendung von aller starckh scheinender unß
angetröweter gfahr unnd erwerbung göttlichen
schutzes, beystandts wie auch darauß fliessenden
zeitlichen und ewigen Seegens besser als diese Zeitt
uber erfahren, auffzumundern.
Derowegen dann hiemit meniglich und ein jedes
vor sich innsonderheit nochmalen zu allem uberfluß
vermahnet und verwahrnet sein wölle, diese und die
hievorige auß erhaischter hoher notturfft, von allen
seitten her angetroweter so verderblicher gefährlich-
heiten, nach göttlichem bevelch ertheilte gepott
ernstlicher zubehertzigen und inn acht zuhaltten,
den Gott, dem Herrn, vorderst inn vil weeg ver-
pflichte trew und vor seinen biß dato erzeigten so
gnedigen schutz neben andern unzahlbarn, aber ubel
erkandten, göttlicher, zu zeittlichem und ewigem
hail dienlicher wolthatten (wer es allein erkennen
und annemen wollte) gebürende danckhbarkeit mit
mehrer auffmunderung und I104v| ernst, sonderlich
inn gebürender christlicher Zucht und besuchung
deß Gottsdiensts, mehr auß lieb zu Gott dann
Zwang unnd forcht der straff, geflissener dann sol-
che Zeitt uber ervolget, zuleisten, damit hierdurch
das liecht göttlichen wortts18 (alß der höchste See-
gen) nicht allein jetziger Zeitt inn dieser Statt er-
haltten, sondern hienach auch uff die Nachkömling
fortgepflantzet und erweittert, Gottes Ehr befür-
dert, zu gemeiner und sonderer wolfart der beste
rhat geschaffen, die getrowete gefahrlichheiten mit
Gottes gnedigem beystandt noch fürtter (sovil müg-
lich) verhüettet und der Menschen Seelen zum ewi-
gen hail umb sovil völliger verwahrt werden mögen.
Sollte aber uber bessere Zuversicht und diese
widerholte vermahnung und verwahrnung noch fü-

18 Vgl. Joh 1,1-14.
19 St. Michael war die Pfarrkirche für die Altstadt und die
Gelbinger Vorstadt.
20 St. Katharina war die Pfarrkirche für die südliche Vor-
stadt jenseits des Kocher.
21 Pfarrkirche St. Margarethe in Bibersfeld. Das Dorf
stand zunächst in limpurgischem Besitz und wurde zwi-
schen 1524 und 1562 von Schwäbisch Hall durch Kauf
erworben, vgl. Cramer, Pfarrerbuch II/l, S. 23.
22 Das Dorf Geislingen am Kocher gehörte zunächst teil-

rohin also bei einem oder mehrern auch diß fahls so
sträffliche, auß lautterer verachtung göttlicher ge-
pott ervolgende fahrlässigkeit ferners verspürt wer-
den, sollen der- oder dieselben hiemit noch ain mal
I105r | für alle mahl wissen, daß desswegen sondere
uffmerckher bestellt und ein obrigkeit nach befün-
dung der sachen ir von Gott obligendt ampt (alß
dafür sie auch zu seiner Zeit dem allmechtigen als
Richter himels und der Erden völlige rechenschafft
erstatten müessen) mit gebürenden straffen an gelt,
Leib oder außmusterungen von Statt und Landt
dermassen zugebrauchen gedenckhen, damit sie ne-
ben übung gueter gewissens, glauben und schuldiger
trew zum ampt erhaltten und dadurch der straffen
solcher mißhandlungen inns gemein oder vor sich
empfliehen mögen.
Darnach sich dann ein jedes, so lieb im noch-
malen sei, Gottes ernstlichen Zorn und die gesetzte
straffen zuvermeiden, inn mehrer acht zunemen,
uffs fleissigst zuhüetten oder sich doch zu erduldung
obiger Peenen inn nichten zuentschuldigen habe.
Actum et decretum in Senatu Montags, den
17. Decembris anno etc. [15]99
Bei St. Michell19 abgelesen am 4. Sontag Ad-
vents Anno etc. [15]99 zur Früe- undt Amptspredig.
Eodem die et Anno auch bei St. Catharina20 verle-
sen worden.
In die trium Regum Anno etc. [1]600 In Ecclesia
Bibersfeldensi21.
Zu Geißlingen22 den 13. Januarii zur Morgen Predig
Anno [1]600.
Zu Reinoltzberg23 dominica 7024, eodem die etiam zu
Aspach25.

weise Limpurg und wurde 1541 von Hall gekauft, vgl.
Cramer, Pfarrerbuch II/l, S. 25.
23 Der Ort Reinsberg, der ursprünglich dem Stift Comburg
gehörte, kam 1521 zu zwei Dritteln an Hall, vgl. Cra-
mer, Pfarrerbuch II/l, S. 29f.
24 Dominica septuagesimae = 9. Sonntag vor Ostern, hier
der 19. März 1600.
25 Oberaspach gehörte zum Haller Territorium, vgl. Cra-
mer, Pfarrerbuch II/l, S. 28.

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