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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0632
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Pfalz-Veldenz

sGebett bey den Sterbenden.
Herr Gott, Himmlischer Vatter, du hast uns durch
deinen geliebten Sohn Christum Je- |Niiiiv| sum zu-
gesagt: Wa Zwen under Euch eins werden auff Er-
den, warumb es ist, daß sie bitten wöllen, das soll
ihnen widerfahren von meinem Vatter im Him-
mel.109 Auff solche Zusag bitten wir, aller gnädigster
Vatter, für gegenwertigen N., deinen Diener, dann
er je in dem Nammen deines lieben Sohns Jesu

Christi getaufft, denselben mit dir und dem heiligen
Geist, einigen wahren Gott offentlich für uns be-
kandt hat, wöllest in allergütigster, himmlischer
Vatter als dein Kind gnädiglich auffnemmen und
nach deiner grossen Barmhertzigkeit ihm alle seine
Sünde verzeihen, in allen Anfechtungen Beystand
thun, vor allem ubel bewahren unnd durch deinen
heiligen Geist zur ewigen Seligkeit stärcken und ge-
leytten, umb deines lieben Sohns, unsers Herrn Jesu
Christi willen, Amen.s

[11.] tOrdnung und Ceremonien bey der Begräbnuß.

Wann ein Christglaubiger von diesem Leben abge-
scheiden ist, der sich der Kirchen Gemeinschafft
und Nachtmals deß Herrn gebraucht, soll es dem
Pfarherrn als bald angezeigt werden, damit er sich
zur Leichpredig oder Ermahnung gefaßt mache
unnd Einheimisch bleibe, die Leich zu beleyten.t |Oir|
uWann nun das Volck durch das Geleyt oder sonst
vor dem Hausse, darinn der Verstorbene ist unnd
herauß soll getragen werden, versammlet unnd
Schuler vorhanden sein, mag man die Leich mit Ge-
sang zur Begräbnuß geleyten. So man aber kompt
zum Grab, es seyen schuler vorhanden oder nicht,
singt die Kirch deß Orths, da die Predig soll ge-
schehen: Nun laßt uns den Leib begraben etc.;110
Mitten wir im Leben seind etc.;111 Oder: Mit Frid
und Freud ich fahr dahin etc.;112 Oder sonsten
Christliche Gesäng, hierzu dienlich.
Nach dem Gesang thut der Diener ein kurtze Ser-
mon zu Underricht deß Volcks nach Gewonheit der
Ersten Kirchen, ungefährlich mit dieser Praefation:
Liebe Freund, wir haben jetzt, wie wir tröstlicher
Zuversicht und Hoffnung seind, ein Mittglid unsers
Herrn Jesu Christi auß Freundtlicher, Christlicher

s-s Aus KO Pfalz-Veldenz 1574, vgl. oben S. 539.
t-t Aus KO Pfalz-Veldenz 1574, vgl. oben S. 541.
u-u Aus KO Pfalz-Veldenz 1574, vgl. oben S. 542.
v Von hierher bis Fußnote w S. 618 aus KO Pfalz-Veldenz
1574, vgl. oben S. 543.

Lieb unnd im Nammen Gottes zur Begräbnuß ge-
leyttet unnd zur Erden bestattet. Damit wir nun
nicht ohne Underricht und Trost abtretten, so wöl-
len wir hören die Wort deß Apostels Pauli oder deß
Evangelisten etc., Auff daß wir dardurch ein Gött-
lichen Trost im Leydt unnd Stärckung deß Glau-
bens in Todtsnöthen auß Gnaden deß heiligen Gei-
stes empfahen. Also lautten dieselben Wort:u |Oiv |
vUnnd wo Gott, der Allmechtig, an den verschiede-
nen Personen etwas besonderer Gnaden in ihrem
Leben unnd Sterben bewiesen unnd uns Exempel
deß Glaubens vorgestellt, die soll man zu Gottes
Lob unnd der Gemeine Besserung mit mäßiger,
Gottsförchtiger Erzehlung melden und preisen; doch
soll darinn durch die Prediger fleißig auffgesehen
werden, dann sie den Menschen nichts zu gefallen
reden, auch sich in diesem nicht ubermäßig, sondern
allein auß lautterm hertzen die Besserung der Kir-
chen mit dem Preiß oder Gaben Gottes fürdern sol-
len.
Am Ende der Predig soll der Diener mit Anzeyg,
daß die verstorbene Person der gnädigen Hand Got-
tes befohlen, Gott, dem Herrn, für solche seine, dem
Verstorbenen, erzeigte Gaben und Gnaden dancken

109 Mt 18,19.
110 AWA 4 Nr. 40.
111 AWA 4 Nr. 3.
112 AWA 4 Nr. 21.

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