11. Kirchenordnung Lützelstein 1605
So seind auch (wie wir leyder Täglich sehen und er-
fahren) viel roher und grober gottloser Leuth, die in
ihrer Wol- |Niiir| fahrt und Gesundheit beyde, Predig
und Sacrament, gering achten, aber wann sie mit
Kranckheit angegriffen, fühlen Gottes Zorn und
hören die Predig und Straff Göttliches Worts, wer-
den offt deren etliche bekehret, welche deß Trosts
begirig unnd nottürfftig sein, unnd wa diesen die
Gemeinschafft deß Abendmals Christi würde abge-
schlagen, würden sie nach Art unsers Fleischs mit
dem blossen Wort schwerlich mögen gesättiget und
im Glauben gestärckt unnd erhalten werden.
Zu dem so seind wir auch noch nicht alle der voll-
kommen Mann nach dem Maß deß vollkommenen
Alters Christi, sonder viel Kinder und schwache,
welche beydes durchs Wort und Zeichen als mit
Milchspeiß ernehret unnd aufferzogen werden müs-
sen.
So ist auch dieses dem Brauch der ersten Kir-
chen nit zuwider, dann sie haben nicht allein die
Krancken besucht, mit Worten getröst unnd für sie
gebetten, sondern auch auß den Kirchen, wann das
Nachtmal gehalten worden, das Sacrament deß
Leibs und Bluts Christi zu geniessen uberschickt,
wie zu sehen in Paulino in vita Ambrosii.105 Item in
2. Concilio Toletano, Cap. 2.106q
rGebett, so man underweilen bey den Krancken
sprechen mag.
Ewiger, Barmhertziger Gott unnd Vatter unsers
Herrn Jesu Christi, der du Todt unnd Leben allein
in deiner Hand hast und ohn underlaß für uns, deine
liebe Kinder, also sorgest, daß we- |Niiiv| der Ge-
sundheit noch Kranckheit, noch irgendts etwas Gu-
tes oder Böses uns widerfahren, ja auch kein Haar
von unserm Haupt fallen kan ohn deinen Vätterli-
chen Willen, der du auch alles, was uns in diesem
Leben begegnet, zu unserm Heil und Seligkeit wen-
dest unnd gesprochen hast: Ruffe mich an in der
r-r Aus KO Pfalz-Veldenz 1574, vgl. oben S. 537f.
105 Paulinus, Vita Ambrosii 47.
Noth, so will ich dich erretten, und du solt mich
preisen. Er begeret mein, so will ich ihm auß helffen;
Er kennet meinen Nammen, darumb will ich ihn
schützen; Er rufft mich an, so will ich ihn erhören.
Ich bin bey ihm in der Noth, ich will ihn herauß
reissen und zu Ehren machen; Ich will ihn sättigen
mit langem Leben unnd ihm zeygen mein
Heil.107
Wir bitten dich demütiglich, demnach du uns
mit Leibs schwachheit und mancherley Trübsal
heimsuchest, du wöllest uns auch verleihen die
Gnad deines heiligen Geistes, auff daß wir erstlich
auß solcher Vätterlichen Ruhten von hertzen erken-
nen, wie wir mit unsern manigfaltigen Sünden diese
und noch grössere Straffen wol verdient haben; dar-
nach auch diesen lebendigen Trost steht und vest in
unsern Hertzen fühlen und behalten, daß solche
gnädige Heimsuchung nit ein Zeichen ist deines
Zorns, sonder deiner Vätterlichen Lieb gegen uns.
Sintemal du uns darumb |Niiiiir | züchtigest, auff daß
wir nit mit der Welt verdampt werden, sondern viel-
mehr, daß wir durch Ubung und Mehrung unsers
Glaubens, wahrer Bekehrung, Kindlichen Gehor-
sams unnd Anruffung deiner Gnaden je mehr und
mehr zu dir gezogen unnd auch deinem lieben Sohn
Jesu Christo, als Glider unserm Haupt, im Leiden
hie und volgends in der Herrligkeit gleichförmig
werden; Gib uns derhalben Gedult und Beständig-
keit in wahrem Vertrawen auff dein Barmhertzig-
keit unnd laß uns dieselb erscheinen mit gnädiger
Linderung deß Creutzes, welches uns deine Vätter-
liche Hand auffgelegt hat, wende solches nach dei-
nem gnädigen Willen, zur Ehre deines heiligen
Nammens und unserer Seelen Heil unnd Seligkeit.
Durch deinen Allerliebsten Sohn, unsern Herrn Je-
sum Christum, welcher uns diese Verheissung ge-
than, Wa zwen eins werden under euch auff Erden,
da bin ich mitten under ihnen.108 Und hat uns auff
diese Zusag also gelehret und heissen betten:
Vatter unser etc.r
106 Sic! KO Pfalz-Veldenz 1574 hat richtig: 11. Toletanum
cap. 11; vgl. PL 84,463.
107 Ps 91,14-16.
108 Mt 18,20.
615
So seind auch (wie wir leyder Täglich sehen und er-
fahren) viel roher und grober gottloser Leuth, die in
ihrer Wol- |Niiir| fahrt und Gesundheit beyde, Predig
und Sacrament, gering achten, aber wann sie mit
Kranckheit angegriffen, fühlen Gottes Zorn und
hören die Predig und Straff Göttliches Worts, wer-
den offt deren etliche bekehret, welche deß Trosts
begirig unnd nottürfftig sein, unnd wa diesen die
Gemeinschafft deß Abendmals Christi würde abge-
schlagen, würden sie nach Art unsers Fleischs mit
dem blossen Wort schwerlich mögen gesättiget und
im Glauben gestärckt unnd erhalten werden.
Zu dem so seind wir auch noch nicht alle der voll-
kommen Mann nach dem Maß deß vollkommenen
Alters Christi, sonder viel Kinder und schwache,
welche beydes durchs Wort und Zeichen als mit
Milchspeiß ernehret unnd aufferzogen werden müs-
sen.
So ist auch dieses dem Brauch der ersten Kir-
chen nit zuwider, dann sie haben nicht allein die
Krancken besucht, mit Worten getröst unnd für sie
gebetten, sondern auch auß den Kirchen, wann das
Nachtmal gehalten worden, das Sacrament deß
Leibs und Bluts Christi zu geniessen uberschickt,
wie zu sehen in Paulino in vita Ambrosii.105 Item in
2. Concilio Toletano, Cap. 2.106q
rGebett, so man underweilen bey den Krancken
sprechen mag.
Ewiger, Barmhertziger Gott unnd Vatter unsers
Herrn Jesu Christi, der du Todt unnd Leben allein
in deiner Hand hast und ohn underlaß für uns, deine
liebe Kinder, also sorgest, daß we- |Niiiv| der Ge-
sundheit noch Kranckheit, noch irgendts etwas Gu-
tes oder Böses uns widerfahren, ja auch kein Haar
von unserm Haupt fallen kan ohn deinen Vätterli-
chen Willen, der du auch alles, was uns in diesem
Leben begegnet, zu unserm Heil und Seligkeit wen-
dest unnd gesprochen hast: Ruffe mich an in der
r-r Aus KO Pfalz-Veldenz 1574, vgl. oben S. 537f.
105 Paulinus, Vita Ambrosii 47.
Noth, so will ich dich erretten, und du solt mich
preisen. Er begeret mein, so will ich ihm auß helffen;
Er kennet meinen Nammen, darumb will ich ihn
schützen; Er rufft mich an, so will ich ihn erhören.
Ich bin bey ihm in der Noth, ich will ihn herauß
reissen und zu Ehren machen; Ich will ihn sättigen
mit langem Leben unnd ihm zeygen mein
Heil.107
Wir bitten dich demütiglich, demnach du uns
mit Leibs schwachheit und mancherley Trübsal
heimsuchest, du wöllest uns auch verleihen die
Gnad deines heiligen Geistes, auff daß wir erstlich
auß solcher Vätterlichen Ruhten von hertzen erken-
nen, wie wir mit unsern manigfaltigen Sünden diese
und noch grössere Straffen wol verdient haben; dar-
nach auch diesen lebendigen Trost steht und vest in
unsern Hertzen fühlen und behalten, daß solche
gnädige Heimsuchung nit ein Zeichen ist deines
Zorns, sonder deiner Vätterlichen Lieb gegen uns.
Sintemal du uns darumb |Niiiiir | züchtigest, auff daß
wir nit mit der Welt verdampt werden, sondern viel-
mehr, daß wir durch Ubung und Mehrung unsers
Glaubens, wahrer Bekehrung, Kindlichen Gehor-
sams unnd Anruffung deiner Gnaden je mehr und
mehr zu dir gezogen unnd auch deinem lieben Sohn
Jesu Christo, als Glider unserm Haupt, im Leiden
hie und volgends in der Herrligkeit gleichförmig
werden; Gib uns derhalben Gedult und Beständig-
keit in wahrem Vertrawen auff dein Barmhertzig-
keit unnd laß uns dieselb erscheinen mit gnädiger
Linderung deß Creutzes, welches uns deine Vätter-
liche Hand auffgelegt hat, wende solches nach dei-
nem gnädigen Willen, zur Ehre deines heiligen
Nammens und unserer Seelen Heil unnd Seligkeit.
Durch deinen Allerliebsten Sohn, unsern Herrn Je-
sum Christum, welcher uns diese Verheissung ge-
than, Wa zwen eins werden under euch auff Erden,
da bin ich mitten under ihnen.108 Und hat uns auff
diese Zusag also gelehret und heissen betten:
Vatter unser etc.r
106 Sic! KO Pfalz-Veldenz 1574 hat richtig: 11. Toletanum
cap. 11; vgl. PL 84,463.
107 Ps 91,14-16.
108 Mt 18,20.
615