Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0630
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Pfalz-Veldenz

ners mit deinem heiligen Geist, im Nammen deines
lieben Sohns, unsers Herrn Jesu Christi, erleuchten
unnd ihn mit deiner gewaltigen Hand also leyten
unnd führen, daß er sein befohlen Ampt zu deines
Nammens Ehr unnd aufferbawung aller Glaubigen
in der Kirchen deines Sohns trewlich verrichten
möge, durch denselben deinen allerliebsten Sohn,
Christum Jesum, unsern Herrn unnd Seligmacher,
Amen.
Vatter unser, der du bist im Himmel.
So gehet nun hin unnd weydet mit allem Fleiß und
Trew die Herd Christi, welche er mit seinem thew-
ren Blut erworben und euch als Hirten und Lehrer
durch den heiligen Geist befohlen und zugestellt hat
und sehet wol zu, nicht gezwungen, sonder willig,
nit umb schandtliches Gewinns willen, sonder von
hertzen grundt, nit als die, uber das | Niir | Volck her-
schen, sonder werdet Vorbilder der Herd im Wort,

im Wandel, in der Liebe, im Geist, Glauben unnd
Keuschheit, so werdet ir (wann der Ertzhirt er-
scheinen wird) die unverwelckliche Kron der Ehren
empfahen;104 Der Herr gebe seinen Segen, daß ihr
viel Frucht schaffet zu seinem Lob unnd Preiß, ewe-
rem und der Kirchen Heil und Seligkeit, Amen.
Darauff singt die Gemein den Neuntzehenden
Psalm oder sonst ein Gesang nach Gelegenheit und
wird mit dem gewohnlichen Segen beschlossen.
Item, es soll auch der Superintendens in das Buch
seiner Kirchen, welches er darzu in Bereitschafft ha-
ben soll, auffzeichnen, in welchem Jar, Tag und Mo-
nat und an welchem Orth die Ordination von ihme
geschehen, darzu auch die Nammen, Zunammen,
das Vatterlandt unnd endtlich auch die Kirch, wel-
che einem jeglichen Ordinirten befohlen, in dassel-
big Buch fleißig einschreiben.

[10.] Von Besuchung, Trost und Communion der Krancken.

qEs sollen die Kirchendiener die Krancken unnd Be-
trübten nicht allein mit dem Wort unnd Evangelio
trösten, sonder auch auff ihr Beger unnd Christliche
Bekandtnuß das heilig Sacrament deß Leibs und
Bluts unsers Herren Jesu Christi mittheilen, unan-
gesehen, daß viel heutigs |Niiv | Tags diese Gewonheit
widerfechten unnd verwerffen. Dann es ist je das
Abendmal von dem Herrn Christo selbs darzu ver-
ordnet, daß durch desselbigen Niessung die Blöden,
Zaghafften Gewissen in rechtem Glauben gestärckt
unnd bekräfftiget werden.
Nun seind aber die Krancken in grosser Trübnuß,
Gefahr und Anfechtung deß bösen Feindts sehr ge-
ängstiget, welcher als dann mit Gewalt zusetzet, da-
mit er das arme, Krancke und Betrübte Hertz gar
undertrucken und in Abgrundt der Verzweifflung
stürtzen möge, also daß der Mensch Göttliches
Trosts nimmermehr höher vonnöthen hat, als wann
er mit Kranckheit unnd anderer Widerwertigkeit

heimgesucht wird, Unnd sonderlich in Todtsnöthen,
da er fühlet, daß er vor das Gericht und Urtheil
Gottes erfordert wird. Warumb solt dann dem
Krancken und Schwachen in seiner höchsten Noth
unnd Gefahr, wann ers am allermeisten bedarff und
mit hertzlichem Seufftzen begert, der höchst Trost
im Sacrament, von dem Herrn Christo allen Betrüb-
ten und Ellenden verordnet und verlassen, abge-
schlagen unnd geweygert, wird er nit also in grössere
Anfechtung geführet werden? Dann nach dem der
Versucher nimmermehr feyret, wird er zum wenig-
sten in diese Gedancken gerathen, das heilig Abend-
mal deß Herrn sey ihm nicht eingesetzt, er gehöre
nicht under das Volck, Bund und Verheissung Got-
tes und, so er deß eusserlichen Zeichens beraubt
werde, köndte er noch viel schwerlicher der unsicht-
baren Güter und Gaben theilhafftig werden; also
würde dieses erst das allergröste Creutz und hefftig-
ste Anfechtung sein an statt deß Trosts, so er von
dem Diener begert.

q-q Aus KO Pfalz-Veldenz 1574, vgl. oben S. 530.104 1Pt 5,2-4.

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