Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0629
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
11. Kirchenordnung Lützelstein 1605

befohlen, Gänß oder Küh zu hüten, sonder die Ge-
mein, so unser Heyland Christus Jesus durch sein
thewres, unschuldiges Blut erworben hat, das wir
die weyden sollen mit reynem Wort Gottes, auch
wachen und zusehen, daß nit |Miiiir| Wölff unnd
Rotten unnder die armen Schäfflein einreissen. Dar-
umb nennet ers ein köstlich Werck, auch für unsere
Person sollen wir züchtig und ehrlich leben, unser
Hauß, Weib, Kinder und Gesinde Christlich halten
und aufferziehen und also ein Form sein der Ge-
mein, nicht allein mit gesunder, reyner Lehr, sonder
auch mit gutem Exempel vorleuchten.
Begere derhalben von euch, vor dem Angesicht
Gottes und unsers Herrn Jesu Christi und dieser
gantzen Christlichen Versammlung zu hören unnd
zu wissen, ob ihr auch versprechen wolt, dieses also
stähtig und fest zu halten.
Darauff antwort der Ordinandus:
Er erkenne wol, daß es schwer Ampt seye; Die-
weil er aber darzu beruffen und sich auff das Gebett
der Kirchen unnd gnädige Hilff deß gütigen Gottes
gäntzlich verlasse, verheisse er alles zu thun, was in
seinem Vermögen.
Dann soll der Ordinator die gantze Gemein ermah-
nen zum Gebett und mit heller Stimm vorsprechen,
wie volgt:
O Allmechtiger, Gütiger Gott, Himmlischer |Miiiiv|
Vatter, als dein geliebter Sohn, unser Herr Christus
Jesus, zu deiner Gerechten in das Himmlische We-
sen erhöhet, hat er als bald angefangen, uns hie auff
Erden zu geben Apostel, Evangelisten, Propheten,
Hirten und Lehrer, seine Erwöhlten, damit in ihm
zu versammlen und zu erbawen unnd durch seine
liebe Aposteln befohlen, bey allen seinen Gemeinden
zu wöhlen und zu setzen, die sein Evangelium und
Sacramenta getrewlich außspenden und alle Seel-
sorg und Hirtendienst versehen unnd verrichten.
Wir bitten dich durch denselbigen unsern Ertzhir-
ten und Bischoff unserer Seelen,103 deinen lieben
Sohn, du wöllest diesen, so von deiner Gemein zu
solchem Dienst erwöhlet seind, deinen heiligen Geist
103 1Pt 2,25.

mittheilen, der sie allezeit erleuchte, führe und
stärcke, damit sie diesen deinen so hohen und heili-
gen Dienst mit rechtem Verstandt und Eyffer allzeit
fruchtbarlich verrichten und suchen, die noch von
im abgeführet sein, erbawen und bessern alle, die zu
im gebracht und in seiner Gemein noch halten, hier-
zu bewahre sie vor allen eygenen Fällen und Erger-
nussen, vor allem falschen Verleumbden unnd Ver-
kleinerungen, auch vor allem gewaltigen Hindernuß
ihres Diensts, auff daß sie dir und deiner lieben Kir-
chen in allem trewlich, |Nir| bestendig, geflissen und
seliglich dienen, damit dein Namme immer mehr ge-
heiliget unnd dein Reich allenthalben erweittert und
herrlich werde, durch denselben deinen lieben Sohn,
unsern Herrn und Erlöser Jesum Christum, Amen.
Nach dem Gebett soll der Ordinator sampt den an-
dern Dienern, so auß den nechsten Pfarrhen darzu
beruffen worden, dem Ordinando fein ordentlich
nacheinander die Händ aufflegen und also sprechen:
Dieweil wir im heiligen Geist versammlet, Gott un-
sern Himmlischen Vatter durch Jesum Christum,
unsern Herrn und Heyland, uber dich angeruffen
und gebetten und deßhalb nicht zweiffeln, er werde
uns laut seiner Göttlichen Zusagung gnädiglich
erhört und gewehrt haben, Demnach so ordne, con-
firmire und bestättige ich dich auß göttlichem Be-
felch und Ordnung zu einem Diener und Seelsorger
dieser Gemeind, hie zugegen, mit ernstlichem Be-
felch, daß du solcher ehrlich unnd ohn alle Erger-
nuß, mit höchstem Fleiß und Trewen fürstehen wöl-
lest, wie du dann vor dem Gerichtstul unsers Herrn
Jesu Christi an jenem Tag Redt und Antwort geben
must dem rechten Richter, Im Nammen deß Vat-
ters und deß Sohns und deß heiligen Geistes, Amen.
|Niv|
Kniet nachmals nider und bettet also:
O Herr Gott, himmlischer Vatter, der du allein tüch-
tige Diener der Kirchen machest und sendest und
ihnen Krafft und Macht verleihest, Wir bitten dich
demütiglich, du wöllest das Hertz dieses deines Die-

613
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften