Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0113
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7. Kirchenordnung 1542

doch allene thovorhandeln de dinge, welcker thor
beteringe unde gemenen nütte denstlick syn. |E 2v|
Up den D6rpernk schal geliker wise dat gewöntlike
Evangelion des Sondages geprediget werden eine
halve stunde lanck, de ander helffte schal de Cate-
chismus gelert werden. Wo den yo etlike van Kerck-
heren so ungeschicket weren, dat se sulvest nicht
recht predigen könden, Mögen se uth düdeschen
Postillen118 van worde tho worden eren Carspellü-
den vorlesen so wol de uthdüdinge des Evangelii alse
des Catechismi, beth so lange se ock sulvest Predi-
gen leren, Dartho se sick mit der tidt gewennen
unde beflitigen scholen unde nicht desse nagevin-
ge1 der leve yn eine orsake erer vullheit.119
Averst yn allen unde ytliken Sondagen scholen se ein
stücke eins deels des Catechismi uthdüden unde,
alse thovorn yn den steden darvan gesecht, Dewile
se yn einem stücke stan, scholen se dat gantze deel
den lüden vorholden, Dat ein yeder Buer by sick
reden und naspreken möge. Unde so vaken alse ein
deel des Catechismi uthe ys, scholen se datsulve
dorch eine gewisse unde körte düdinge beschluten,
Alsdenne ym kleinen Catechismo des Luthers ange-
töget120. Darvan se ock nicht wiken edder afftreden
mögen, sonder alle tidt de stücke des Catechismi
eindrechtliken anthofangende unde tho beschluten-

de. Dat scholen se also stedes holden. Darumme,
wan de Catechismus ein mal uthe ys, so scholen se
ene upt nye wedder anfangen. |E 3r|
Na der Predinge willen wy ock, dat de gemene man
dorch de Predigers thom gebede vormanet werden
vor de Avericheit, vor gemene nodtrofft unde vor
dat Evangelion, Dat datsulve synen fryen ganck
unde lop beholden möge, Unde also dat volck uth
gantzem herten und gemöthe spreke ein Vader unse.
Thom lesten so singe men einen düdeschen sanck
edder ock, wo gemene nodtorfft vorhanden, de dü-
desche Letanie121 mit der Collecten.
In den dren groten festen Christi late wy gescheen,
Dat up den avend eines ytliken festes ein verndel
van einer stunde geprediget werde, doch alleyn
ynm den steden unde yn densulvigen festen dre dage
lanck, So lange alse se denne düren. Averst na der
maltidt schal men Predigen vam feste. In den an-
dern festen, alse Nyenyars dach, der Hilligen Dre
Köninge dach [6. Januar], Lichtmissen [2. Februar],
Marien BÖdeschop [25. März], Des Herren Hem-
melvart, Visitationis Marie [2. Juli], Johannis des
DÖpers [24. Juni], Michaelis [29. September], Aller
Hilligen dach [1. November], is genoch des dages
Predige. Ock holde wy beneven den Sondagen nen
ander Feste mer, den vorbenömt syn122. | E 3v |

Van Besonderliken predigen123

Im dage Stephani [26. Dezember] schal me Predigen
van den Diaken edder gemenen kästen denern, dar-
by antheen dat Exempel Laurentii124, darmit den lü-
k A: Dopern, B: Dorpern.
1 A, B: na gevinge.
m A, B: alle yn.

118 Ordinatio ecclesiastica, Bl. C 3v: ex Danicis postillis. Zu
den deutschen Postillen vgl. RGG4 6, Sp. 1514; TRE 30,
Sp. 528-538 (s.v. Schriftlesung); Aland, Hilfsbuch,
S. 187-194; John M. Frymire, The Primacy of the
Postils. Catholics, Protestants, and the dissemination of
ideas in early modern Germany, Leiden 2010 (= Studies
in medieval and Reformation traditions 147), S. 1-156
(zu den Postillen bis 1555), Appendix 1, ebd., S. 454-465:
Postillen nach Jahren ihres ersten Erscheinens geordnet;
Appendix 4, ebd. S. 535-547: Luthers Postillen.

den eine gewisse sorgfoldicheit vor de Armen ynge-
beldet werden.
119 Ordinatio ecclesiastica, Bl. C 4r: Neque charitatis indul-
gentiam in ignaviae occasionem vertant.
120 Gemeint sind die mit „Was ist das?“ eingeleiteten Erläu-
terungen.
121 Siehe oben S. 92 mit Anm. 113.
122 Vgl. den Abschnitt „De festis diebus“ in den Haders-
iebener Artikeln, Nr. 3, S. 64.
123 Ordinatio ecclesiastica, Bl. C 4v: De specialibus praedi-
cationibus.
124 Der Hl. Laurentius, Diakon unter Papst Sixtus II., starb
258 als Märtyrer während der Christenverfolgung unter
Kaiser Valerian. Der Legende nach soll der Kaiser von
ihm den Kirchenschatz gefordert haben; Laurentius ver-
teilte diesen aber unter die Armen. Vgl. LThK3 6,
Sp. 668 f.; RGG4 5, Sp. 119.

93
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften