Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0125
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7. Kirchenordnung 1542

ys211, Welcker nicht allen Frouwen gegeven wert. So
ys ock Godt sulvest by der gebordt unde vorfüllet de
stede der Bademömen, Alse wy lesen Machabeorum
ym andern Boke ym Sövenden Capittel [22]. Thom
lesten, so ys dat ock gewis, Dat Godt yn solcken
nüden helpen wil, so verne he darumme gefordert
unde angeropen wert.
Item solcke Frouwen müten ock weten, Dat de We-
dage der gebordt ein Crütze edder Lident sy, Wel-
cker Godt den Frouwen sulvest upgelecht hefft, Ge-
nesis am drüdden Capitel [16], Unde doch ein solck
Crütze, welcker also baldt yn grote früwde schal
vorwandelt werden, Johannis am XVI. [21], Wo se
denne ock der gebordt halven ynn vare edder nodt
quemen, Dat se gedüldich syn Unde sick Gade, dem
Heren, bevelen mit allen Christen, welcker dat
Crütze dragen müthen. Doch ys nicht nodt, dat men
ene solckes antüge, Idt sy denne var lives unde le-
vendes vorhanden. 11 lv j
Mit der frucht scholen se also ummeghan, dat se de
kinder, so yn moder live dodt syn, Gade bevelen und
des gewisse syn, dat se mit der frucht, de dar dodt
edder noch ungebaren ys, nicht mer edder wider tho
donde hebben, Den allene, dat de Schwanger frouwe
darvan möge erlöset werden. De frucht averst, de
noch levet, doch dem dode nicht with ys umme
swarheit willen der gebordt, wo se nicht gantz unde
gar hervorgekamen unde gebaren sy, so scholen se
doch desulven (wowol dat ydt vorhen gescheen
ys212) nicht düpen, wente ydt macht nichts wedder-
gebaren werden, ydt sy vorhen den gebaren213.
Darumme scholen se solcke kinder Gade bevelen
mit solken edder dergeliken würden: Here Jhesu
Christe, de du ein wolgefall heffst an den kindern,
de tho dy gebracht werden, Unde se gerne thom ewi-
f A: de, B: des.
211 Vgl. IMos 13,16.
212 Zur intra-uterinen Taufe vgl. Susi Ulrich-Bochs-
ler, Zur Stellung der Kinder zwischen Frühmittelalter
und Neuzeit - ein exemplarischer Exkurs, in: Kinder-
welten. Anthropologie - Geschichte - Kulturvergleich,
Köln 2002, S. 188-207, hier: S. 194 f.

gen levende annimpst, de du ock gesegt heffst: Latet
de kinder tho my kamen214, na dynem worde, so
bringe wy vor dy dith kindt alse tho unsem salich-
maker, nicht dat wy ydt up unsen Armen hebben,
Sonder dorch unse ynnige gebeth, dardorch wy ock
van dy förderen, du willest dat kindt annemen unde
dyner erlösinge, so du uns ym galgen des Crützes
erworven, Ewich laten bevalen syn. Amen.
Wo ydt sick denne yo thodröge, dat ein kint also ane
döpe vorstörve, schal men umme des willen an syner
salicheit nicht twiveln, Demna alse geschreven steit:
Latet de kinder tho my kamen. Unde wat gy bidden
werden yn mynen namen etc.21511 2r |
Wen averst ein kind gebaren ys unde hastich216
kranck wert, so schal de Bademöme sampt andern
Godtfrüchtigen fruwen, de darby sint, dat kindt
Gade bevelen mit solcken unde dergeliken würden:
Here Jesu Christe, dit kindt bringe wy vor dy na
dynem worde unde bidden, du willest ydt van uns
annemen, ock Christen syn laten, edder thom alder
körtesten also: Here Jhesu Christe, nym dyth kindt
an. Darup scholen se dat kindt Döpen mit solcken
würden: Ick döpe dy ym namen des Vaders unde
des1 Söns unde des hilligen Geistes217, Amen.
Wo denne vor groter yle dem kinde nen name ge-
geven würde, so mach men eme hernamals densul-
ven geven, schal allene thor kercken gebracht wer-
den, Dat syne döpe yn biwesende der vaddern218
vam Prester Confirmert unde bevestiget werde.
Averst nenerley wiss late wy tho, sodane kindt wed-
derumme tho döpende, Up dat wy nicht wedder alle
schrifften handelen, ydt wer den sake, dat men na
vorhöringe der Vaddern daranne twivelde, efft dat
kindt gedofft were edder nicht. Darvan thovören
gesecht ys219. [ I 2v |
213 Vgl. Joh 4,4-6.
214 Mk 10,14par.
215 Verbindung aus Mk 10,14par und Joh 16,24.
216 Plötzlich.
217 Mt 28,19.
218 Siehe Anm. 148.
219 Siehe oben S. 96.

105
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften