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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0144
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Die Ordnungen bis zur Teilung der Herzogtümer 1544

moth men ock des avendes Latin geven, etliken yt-
like vocabula, etliken ytlike versehe edder spröke,
darynne gude Lere sint365.
De Scholestunde scholen also vorordent werden,
Dat de yungen by dage yn de Scholen ghan unde
ock by dage tho hus. Darumme van Sanct Symonis
unde Jude [28. Oktober] an wente beth up Purifi-
cationis Marie [2. Februar] scholen se erst yn de
Schole ghan umme sÖven unde des avendes na dreen
tho Chore ghan. Averst wowol den de morgen tidt
und avend tidt vorkörtet wert, so schal doch alle
schole ordeninge mit allen Lection und Svingen all
eins bliven, Winter unde Sommer. Welcke schole or-
deninge wy anstellen schir na anwisinge Magister
Philippi Melanchtonis, alse he hefft beschreven yn
der Visitation der Pastorn tho Sachssen366.
Sangstunde
Tho twölven alle werckeldage schal de Cantor allen
yungen, groten unde kleinen, singen leren, nicht al-
lene uth gewanheit, sonder ock mit der tidt kunst-
lick, nicht allene den langen sanck, Sonder ock yn
figurati- |P lr| vis etc. Denne scholen de veerx Pe-
dagogi367, de yn der Kercken singen möthen, umme-
schicht368 na gelegenheit yn der Scholen helpen. Ock
schollen eme helpen alle Scholgesellen, an den Rec-
torn, Wen he wor mit syner Cantarie wil ein Fest
maken yn den7 Kercken, Dat also de kindere yn der
Musica lustigen unde wol geövet werden. Daruth se
ock wackere unde geschickede kinder werden, ander
künste tho lerende, wente de Musica ys eine kunst
von den fryen künsten, De me den kindern van yö-

x A: vor, B: veer.
y A: den, B: der.
365 Vgl. oben S. 107.
366 Vgl. Melanchthons „Unterricht der Visitatoren an die
pfarrherrn im kurfürstenthum zu Sachsen“ in Sehling,
EKO 1, S. 171-174.
367 Zu diesen vier Lehrern s. oben S. 123: veer ander gesellen
[...] De heten Pedagogi). Vgl. auch die textkritische
Anm. w.

get up fyn unde vaste wol leren kan unde dan thom
besten ock wol bruken kan, so wol alse andere kun-
ste. Wen se averst allene geleret wert und nicht an-
der künste darby, so maket se lose gengere369 unde
wilde lüde. Unsen kindern willen wy solcken Miss-
bruck vor hindern unde laten se andere künste ock
leren, Gade tho den Eeren etc.
II.
Im andern Loco370, darynne de kinder sitten, de
negst den ersten edder ringesten sint, schal men de
Grammatica371 na eins yedern Vorstände wol öven
unde se yo wol unde recht schriven leren, dat se sick
wol wennen tho der Ortographien.
Densulvigen schal men Hora prima exponeren Fa-
bulas Esopi beth halff wege tho dren372, Darna ein
weinich se allene laten sitten, |Plv| velichte tho
drinckende etc. Unde balde darna schal men en le-
ren Pedologiam Mosellani373 beth tho veeren, ane
dat men van Sünte Symon Jude [28. Oktober] beth
up Purificationis [2. Februar] solcke tidt unde stun-
de na gelegenheit vorkörten moth, alse tho vorn ge-
secht ys374. Wen se genoch yn der Pedologia geövet
syn, so neme men mit en vör up desse avendtstunde
etlike nüttlike stücke ex Colloquiis Erasmi375. Solcke
Pedologiam edder Colloquia kan men wol mit ene
des andern dages up desse avendtstunde tho repe-
tiren. Wen se averst uthghan des avendes, tho der
Vesper tho singende, so schal men en mitgeven eine
Sententiam Poeticam edder einen andern guden
spröke, daruth se vornufftich unde vorstendich wer-
den edder hövesche erfarenheit leren.

368 Abwechselnd.
369 Müßiggänger.
370 Siehe oben S. 108 mit Anm. 244.
371 Melanchthons lateinische Grammatik, s. Anm. 245.
372 Halb drei.
373 Zu Petrus Mosellanus’ „Paedologia“ vgl. Anm. 246.
374 Siehe oben auf der Seite.
375 Zu Erasmus’ „Colloquia“ vgl. Anm. 247.

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