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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0154
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Die Ordnungen bis zur Teilung der Herzogtümer 1544

Den de Christlike Kercke kan keine Secten vordra-
gen, wowol dat me geschwaren unde gelavet hefft,
men wolde syn ungodtsalige levendt | S 2r [ holden ge-
gen dat hillige gelöffte unde vorbund der Döpe. Son-
der se secht mit Paulo: Nemandt sy my vordretlick.
Ick vorachte de gnade Gades nicht. Den so de recht-
ferdicheit dorch dat gesette kamen scholde, so moste
Christus vorgeves gestorven syn438, welcker my ge-
levet hefft unde hefft sick sulven vor my gegeven.
Werne nu solck ein vordenst der erlösinge nicht ge-
noch ys, de mag eine ander sdken, averst de helle
wert he finden.
De guden lüde vorstan noch sulvest nicht de dinge,
worvan se disputeren. Dan de hader ys nicht darum-
me, efft de Sünne, Maen, Sterne, blocke439 edder an-
der dinge den minschen rechtferdich maken, sonder
allene ys de hader van der rechtferdicheit des gelo-
vens unde van der rechtferdicheit der wercke vor
Gade. Hyr steith de hillige Geist yn dem herten der
gelövigen unde secht mit uthgedruckeden worden
Gades, dat de wercke vor Gade nemandt recht ma-
ken können. Wowol dat se süs gudt syn, so hören se
doch nicht hyr her, alse tho der gerechticheit, sonder
ein yder schal dyth don na synem berope unde dar
upseen, dat he derhalven Gades wort vor sick hebbe.
Den Godt kan nicht liden, dat ein erdichtet Gades
denst vor de gerechticheit angenamen werde. | S 2v |
Wat sündigen den de, so uns leren, dat wy allene
dorch den geloven rechtferdich gemaket wer-
den?440 De wercke können uns yo nicht rechtferdig
maken vor Godt. Dat möthen der Hücheler Con-
scientien, wowol althospade, dar thom lesten beken-
nen. Den so secht Paulus: Nicht uth den wercken
der gerechticheit, de wy gedan, sonder na syner
barmherticheit hefft he uns salich gemaket dorch
dat bad der weddergebordt unde vorniynge des Hil-
ligen Geistes, den he rickliken uthgegaten hefft yn
0 A: Paulii, B: Pauli.
p A: Hillciheit, B: Hillicheit.

438 Gal 2,21.
439 Gemeint ist hier die Anbetung von geschaffenen Wesen
wie Sonne, Mond, Sterne, Steine (vgl. hierzu den Wort-

uns dorch Jesum Christum, unsern saligmaker, dat
wy, rechtferdiget dorch syne Gnade, erven werden
na der höpeninge des Ewigen levendes441. Dith ys
eine rede, dar nemandt an twiveln darff.
Averst van den guden wercken, nicht van der Mön-
nicke Hüchelie, leret Paulus na vörigen wörden
unde secht: Also hyrumme wil ick, dat du de lüde
bevestigest, darmit se sorgfoldich syn, unde dat de,
so Gade gelövet hebben, mit guden wercken den an-
dern vörstaen. Solckes ys erlick unde nütte dem
minschen442. Liss de Epistel tho Tito, daruth wy de
vorgeschreven würde genamen hebben, So werstu
seen, wat Sünte Paulus gude wercke heth yn allen
stenden.
Averst de Secten, so by unsen Geistliken sint, de
kendt he nicht. Unde hefft bevalen, yn den Bann
tho donde, de mit unnödigen dingen ummegingen
unde wolden allikewol van andern lüden derhal-
| S 3r | ven erneret syn. Help Godt, wo vele lüde deit
de Hillige Geist tho dessen tiden yn den Bann mit
dessen wörden Pauli0. Alle de orden des Pawestdoms
ghan nicht allene umme mit unnödigen dingen, son-
der don ock dat yennige, wat ene vorbaden ys unde
dem worde Gades unde Christliken geloven wedder-
strevet. Dartho so vorköpen ock de vorförers ander
lüden, welcker van ene vorföret sint, solcke ere
wercke vor einen Gadesdenst unde gröteste Hil-
licheit15, darvör se upfreten nicht allene de Hüser der
Wedewen443, sonder ock gantze lande der Fürsten.
Averst wat ys ydt nütte, Dat sick einer groter Hil-
licheit berömet und ys doch by Gade yn dem Banne,
Ock beth yn de Depeste helle vordömet? De Hillige
Geist straffet noch hüdiges dages de werlt dorch de
Predekie des Evangelii van der sünde des ungelo-
vens, van der gerechticheit unde van dem gerich-
te444. Averst de Werlt lövet es nicht.

laut der Ordinatio ecclesiastica, Bl. S 4v: sol, luna,
lapides aut trunci).
440 Rom 3,28.
441 Tit 3,5-7.
442 Tit 3,8.
443 Mk 12,40par.
444 Vgl. Joh 16,8-10.

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