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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0199
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Gern 4. Einrichtung eines Almosenkastens 1595

Gern 4. Einrichtung eines Almosenkastens in den Kirchen
zur Versorgung der Versehrten der Türkenkriegea 1
1. Oktober 1595

Wir, Christian der vierdte1 2, von Gottes gnaden zu
Dennemarcken, Norwegen, der Wenden und Gotten
Erwehlter König, Und von denselben gnaden, Jo-
hann Adolff, Postulierter und Erwehlter zu Ertz-
und Bischoffen der Stiffte Bremen und Lübeck,
Erbe zu Norwegen, beide Hertzogen zu Schleßwig,
Holstein, Stormarn und der Dittmarschen, Graven
zu Oldenburg und Delmenhorst, Gevettern, Embie-
ten den Ehrwirdigen, Ehrenvesten, Ehrbaren, Wir-
digen und Ehrsamen, Unsern lieben Andechtigen
und getrewen Praelaten, Amptleuten, denen von der
Ritterschafft, Stedten, Communen Und sonst allen
und itzlichen unsern Unterthanen, Geistlich und
Weltlich, in unserm Fürstenthumb Holstein und den
in verleibten Landen Stormarn und Dittmarschen
Unsere gnade und alles gutes zuvor Und fügen gne-
digst euch zu wissen:
Das auff nehest verrückten Jahres gehaltenem
Reichs-Tag zu Regensburg3 von gemeinen Stenden
unter anderm beschlossen und verordent:

a Textvorlage (Druck): RA Kopenhagen, Originale kgl.
ahne breve 1540-1670, A 175-176, Nr. 1595.1/10.

1 Vgl. das bei Lauch, Ein und Dreißig Türcken Predig-
ten, Bl. A 2v ff. erwähnte fürstliche Mandat von 1595,
das zu Gebeten, Predigten und zum Läuten der Glocken
gegen die Türken aufforderte, sowie die zahlreichen aus
Anlaß des Türkenkrieges erlassenen Disziplinarmandate
(Goslar - Sehling, EKO VII,2,2,2, S. 328; Heidelberg
- ebd., XIX,1, S. 869-871). Vgl. Grimmsmann, Krieg
mit dem Wort, S. 27 f. mit Anm. 25.
2 Christian IV., * 1577 als Sohn König Friedrichs II. von
Dänemark (zu diesem s. Kön Nr. 8, Anm. 3) und der
Herzogin Sophie von Mecklenburg. Nach dem Tod des
Vaters (1588) führten als Vormünder zunächst die Mut-
ter (in den Herzogtümern) und Vertreter des Reichsrates
(in Dänemark) die Regierungsgeschäfte. 1593 übernahm
Christian IV. dann selbst die Regierung in den Herzog-
tümern und 1596 auch in Dänemark. Er setzte die lu-
therische Politik seiner Vorgänger fort. Mit großer Ener-

Dieweil von der R6m[ischen] Kay[serlichen] Ma-
yestat, unserm freundtlichen, geliebten Herrn Ohei-
men und aller gnedigsten Herrn4, in itzigem auffge-
drungenen und wehrenden Kriegßwesen wieder den
abgesagten Feindt Christlichen Namens, den Tür-
cken, zum wiederstandt jegen desselben gewaldtsa-
men einfall in Hungern und beschützung der Teudt-
schen Grentzen, unsers geliebten Vaterlandes, ein
ansehenlich Kriegsvolck zu Roß und Fueß im Feldt
gehalten werden muß, Darunter nach gelegenheit
der Kriegßleuffte viel Mannhaffter und dapfferer
ehrlicher Kriegß Leute im streiten sich der massen
löblich erzeigen, Das sie von dem Feindt an ihren
Leiben gefehrlich verletzt und verwundet werden,
Etlichen auch sonsten Leibes schwacheiten zuste-
hen5, Daher inen wegen ihres getrewen verdienens
Christliche hülffe und unterhaltunge, umb so viel
ehe zu genesen und zu bestendiger gesundtheit zu
gelangen, billig wiederfahret.

gie versuchte Christian IV. seine jüngeren Söhne mit
Stiftern in Norddeutschland zu versorgen. 1625 griff er
als Oberst des Niedersächsischen Kreises in den Kampf
gegen die Katholische Liga und den Kaiser ein, unterlag
aber den Truppen Tillys. Mit dem Frieden von Lübeck
1529 konnte er zwar seinen Besitz im Reich sichern,
mußte aber die niedersächsischen Stifter aufgeben. Un-
ter Christian IV., der 1648 starb, verlor Dänemark seine
beherrschende Stellung im Ostseeraum an Schweden.
Vgl. NDB 3, S.234L; BBKL 17, Sp. 236-239; Dansk
Biografisk Leksikon 3, S. 303 ff.; Rasmussen, Däni-
sche Könige, S. 95-97; Sonderjyllands Historie 2,
S. 374-382 und 3, S. 21-26.
3 Der Reichstag hatte vom 2. Juni bis zum 19. August
1594 in Regensburg stattgefunden. In seinem Mittel-
punkt hatten der Krieg gegen die Osmanen und die Fra-
ge der Reichstürkenhilfe gestanden. Vgl. Roberg, Tür-
kenkrieg, passim; Schulze, Reich, S. 92-200.
4 Kaiser Rudolf II.
5 Befallen, s. Grimm, DWb 32, Sp. 848f.

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