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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0333
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Einleitung

Krage war auch er vor seiner Berufung nach Gottorf bereits Hofprediger gewesen: zunächst auf Schloß
Kolding und dann auf Schloß Sonderburg183. In der Besoldungsordnung Herzog Adolfs I. vom Jahr 1586 ist
sein Gehalt mit 227 Mk. angegeben; damit erhielt er ein Viertel des Gehalts des Superintendenten Paul von
Eitzen184. Embs heiratete eine Tochter Tilemanns von Hussen, des ersten evangelischen Bischofs. Er starb
am 28. Februar 1587.
Ob Herzog Friedrich II. in den wenigen Monaten seiner Regierung bis zum Juni 1587 einen eigenen
Hofprediger berufen hat, ließ sich nicht klären. Sein Bruder und Nachfolger Philipp bemühte sich dann, den
Tetenbüller Pfarrer und Propst der Landschaft Eiderstedt Johannes Pistorius für das Amt zu gewinnen. Für
Pistorius’ Berufung dürfte sich vor allem der Superintendent Paul von Eitzen stark gemacht haben185. In
einem Brief an Pistorius vom 3. Oktober 1588 berichtete Eitzen, daß er ihn bei einer Besprechung mit dem
Kanzler Dr. Hieronymus Schulte und dem Amtmann Sivard Rantzau über einen geeigneten Seelsorger und
Hofprediger für den jungen Fürsten wärmstens empfohlen habe. Bei dem Gespräch hatte Eitzen dem
Kanzler auch geraten, mit Pistorius über die Dauer der Bestallung (solche Esching [...] auff ein Jahr, 2 oder
3, ewers gef allem) zu verhandeln und diesem den Erhalt der Pfarrstelle in Tetenbüll zu garantieren (das solch
pastor ampt Ewrer Ehrwerden offen behalten)186.
Eitzens Schreiben vom 3. Oktober wurde Pistorius zusammen mit der Anfrage Herzog Philipps vom
folgenden Tag durch den Staller der Landschaft Eiderstedt Caspar Hoyer überbracht, der, wie die von
Pistorius angelegte Sammlung der „Quattuor centuriae epistolarum“187 zeigt, in einer freundschaftlichen
Verbindung zu dem Tetenbüller Pfarrer stand. Hoyer war es auch, dem Pistorius als erstem, in einem Brief
vom 21. Oktober 1588, seine Bedenken mitteilte, die ihn schließlich zu der Entscheidung geführt hatten,
Herzog Philipp eine Absage zu erteilen: Er sehe, so schrieb Pistorius, die für das Amt erforderlichen dona
ingenii und sodane geschicklichkeit bei sich nicht vorhanden. Auch fürchte er, weil er sein Leben überwiegend
auf Dörfern und zusammen mit Bauern zugebracht habe, daß sein Verhalten nicht den am Gottorfer Hof
geforderten Umgangsformen entspreche. Pistorius’ Haupteinwand aber war sein fortgeschrittenes Al-
ter188.
In gleicher Weise wie an Hoyer schrieb Pistorius einen Tag später, am 22. Oktober 1588, auch an den
Superintendenten Paul von Eitzen189 und am 23. Oktober schließlich an den herzoglichen Kanzler Dr.
Hieronymus Schulte190. In allen drei Briefen riet er den Empfängern, Herzog Philipp an seiner Stelle den in
Tondern tätigen Jakob Fabricius als Hofprediger und Seelsorger zu empfehlen. Dessen Fähigkeiten hob er
in lobenden Worten hervor191. Anfang November erklärte Eitzen in einem Brief seine Zustimmung zu
Pistorius’ Personalvorschlag, äußerte aber Bedenken wegen Fabricius’ jugendlichem Alter192. Anscheinend
konnten Eitzens Bedenken aber zerstreut werden, denn am 14. Januar 1489 erfolgte die Berufung von
Jakob Fabricius d.Ä. zum Gottorfer Hofprediger193. Zwei Jahre später, am 11. Januar 1591, wurde Fabri-
cius’ Bestallung erneuert und sein Gehalt angehoben (nach der Besoldungs- und Gesindeliste von ca. 1590

183 Ebd. 1, S. 222.
184 Andresen / Stephan, Gottorfer Hof- und Staatsver-
waltung 2, S. 10.
185 Eitzen war 1587 zusammen mit Pistorius von Herzog
Friedrich II. die Generalvisitation im Herzogtum Gottorf
übertragen worden (s. oben S. 303f.).
186 Pistorius, Quattuor centuriae epistolarum, ed. Ander-
sen, Nr. 280, S. 242f.
187 Zu der Briefsammlung vgl. die Einleitung ebd., S. V-VIII.
188 Ebd., Nr. 281, S. 244f.: Thodeme so bin ick nu oldt und
bedaget, alse aver de 60 jhare [...], und dewiele ick nu sodans
olders bin, hebbe und johele ick ock daglikes besondere lif liehe

gebrecklicheit und schwackheidt an my, de den ock von dage
tho dage wassen und thonhemen.
189 Ebd., Nr. 282, S. 245f.
190 Ebd., Nr. 283, S. 246-248.
191 Siehe z.B. ebd., Nr. 281, S. 245: ein finer, junger, ivolge-
schickter und stediger Man, florenti aetate, ingenio, pietate,
modestia, eruditione et iudicii dexteritate ac aliis animi et
corporis donis ornatus ac excellens.
192 Ebd., Nr. 285, S. 250.
193 Vgl. Andresen / Stephan, Gottorfer Hof- und Staats-
verwaltung 1, S. 329; Schilling, Paul von Eitzen, S. 52-
54.

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