Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0334
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Ordnungen des Gottorfer Anteils

betrug es 300 Mk.194). Darüber hinaus erhielt Fabricius den herzoglichen Hof in Schleswig als Wohnsitz, den
bis dahin der Hofmedicus Dr. Thomas Finck innegehabt hatte195.
Got 10. Beauftragung des Propstes Jakob Fabricius mit der Examination und der Ordination der
Kirchendiener sowie der jährlichen Visitation von Nordstrand, 28. Januar 1593 (Text S. 376)
Paul von Eitzen war am 21. Januar 1521 in Hamburg geboren worden und hatte seit 1562 als Superinten-
dent an der Spitze der Gottorfer Kirche gestanden. Anfang der neunziger Jahre häuften sich die Nachrich-
ten über die nachlassenden Kräfte des Superintendenten. Eitzen selbst entschuldigte sich am 17. April 1591
in einem Brief bei Johannes Pistorius, daß er aufgrund der mit seinem Alter von über siebzig Jahren
einhergehenden Schwäche (decimus climactericus cum magna imbecillitate) längere Zeit nicht habe schreiben
können, und äußerte den Wunsch, bald von Jesus Christus ex hac miseria abberufen zu werden196.
Die nachlassenden Kräfte Eitzens veranlaßten dann auch den Gottorfer Herzog Johann Adolf im Ja-
nuar 1593, dem Superintendenten mit dem Hofprediger und Propst der Gottorfer Propstei Jakob Fabricius
einen Stellvertreter an die Seite zu stellen. Fabricius erhielt den Auftrag, für Eitzen die Examination und
Ordination der Kandidaten für ein geistliches Amt zu übernehmen. Außerdem sollte er Eitzen bei der
Visitation der Insel Nordstrand entlasten, die dieser als Propst der Landschaft197 bislang vorgenommen
hatte. Amt und Titel eines Superintendenten behielt Paul von Eitzen aber bis zu seinem Tod.
Jakob Fabricius berichtete in einem Schreiben vom 17. Mai 1593 Johannes Pistorius, der sich 1588 für
seine Berufung zum Gottorfer Hofprediger eingesetzt hatte198, von seiner Beauftragung durch Herzog Jo-
hann Adolf199. Zusammen mit dem Brief sandte er Pistorius eine Kopie des herzoglichen Mandats, das
dieser dann in der Folge in sein Briefbuch eintrug200.
In seinem „Bericht von der Eidesformul“ spricht Jakob Fabricius 1606 davon, daß ihm Anno 1593 [...]
die general Superintendenten arbeit, inspection, ordination und Visitation von Herzog Johann Adolf übertragen
worden sei. Dabei erwähnt er auch eine zusätzliche Instruktion des Herzogs. Diese verpflichtete ihn zur
Wachsamkeit, damit in der lehre, beicht, Ceremonien, Kirchenregiment und gantzem wesende unserer publicir-
ten Kirchenordnung und andern, von unsern Gottseligen Vorjahren und uns gegebenen löblichen Satzungen und
befehligen in allen ihren puncten und articulen, sowol von den Predigern, Kostern, geschwornen und kirchen-
dienern, alß auch unsern befehlighabern und den sämtlichen Zuhörern, wirklich nachgegangen und gelebet wer-
de201. Im Juni 1595 entzog Johann Adolf dem Schleswiger Domkapitel die Vollmacht, als Konsistorium in
Ehesachen zu entscheiden, und übertrug die Aufgabe Fabricius und dem Pfarrer der Domkirche Martin
Pietz202. Mehrfach erhöhte der Herzog Fabricius’ Besoldung. Darüber hinaus bemühte er sich auch, Fa-
bricius die nach dem Tod von Volquard Jonas (Jensen) freigewordene Stelle im Domkapitel zu verschaffen,
was aber mißlang203.
Nach dem Tod Pauls von Eitzen am 25. Februar 1598 trat Fabricius seine Nachfolge an. Als Superin-
tendent war Eitzen der geistliche Stellvertreter des Bischofs von Schleswig gewesen und als solcher auch
vom König und Herzog Johann d.Ä. anerkannt worden. Er hatte dem Domkapitel angehört und hatte aus

194 Vgl. Andresen / Stephan, Gottorfer Hof- und Staats-
verwaltung 2, S. 19.
195 Ebd. 1, S. 329f.
196 Pistorius, Quattuor centuriae epistolarum, ed. Ander-
sen, Nr. 305, S. 263. Vom 23. Juli 1591 datiert dann der
letzte Brief Eitzens, der in Pistorius’ Briefbuch überliefert
ist (ebd., Nr. 308, S. 264).
197 Vgl. Arends, Gejstligheden 3, S. 61.
198 Vgl. oben S. 313.
199 Pistorius, Quattuor centuriae epistolarum, ed. Ander-
sen, Nr. 318, S. 271: de parte laborum reverendi et claris-

simi D. Superintendentis in me translata ob ingravescentem
eius aetatem.
200 Ebd., S. 271f.
201 Vgl. die Edition des Berichts im Anhang zu Feddersen,
Lutherische Konkordie, S. 212.
202 Vgl. Andresen / Stephan, Gottorfer Hof- und Staats-
verwaltung 1, S. 331. Zu Martin Pietz s. Arends, Gejst-
ligheden 2, S. 163.
203 Vgl. Andresen / Stephan, Gottorfer Hof- und Staats-
verwaltung 1, S. 332.

314
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften