1b. Reformationsbüchlein 1543 - Deutsche Fassung
essenenn genommenn, dy umbsteende zue seer nicht
sat machen kan, sonder eynem yeczlichen ist von
nötenn seyn eygene speys.
[4.] Von der offembarlicher meeß
In der haltung der messe habenn myr nach geffolget
gemeynen prauch evangelischer kyrchenn und mey-
nen von solchem nit ab zu steenn, nicht das do we-
renn uberalk als manch stell als manch ordnung als
dan vormals gescheen ist, wiewol Christenlicher ey-
nikeit nyemermer nye nichts grössers (leider) ent-
gegen gewesenn ist, wanwarumb es ist entlich eyn
Christus, eyn Geist, eyn tauffe, eyn Vatter aller-
meyniklichen, Got. Und synttemal myr alle eynes
protts und eynes kelchs theilhafftig werdenn sol-
lenn22, nach altem herkommen exempel meynen myr
mit nichten, solch misterium ader geheymnus an ey-
nem | 4 r | manichmal zu erholenn ader brauchenn,
sonder das eyne offembarliche gmeyne messe an ey-
nem tag eyner kyrchen ader gemeynenn (wie gros sy
sey) genugsam seyn soll. So aber dy manichfeltikeit
der zungenn dem enkegenn wer (syntemal dy wort
Christi eyner yeklicher nacion yn eygener zungenn
vorgesprochenn sollenn werdenn), ist nicht wider
uns, dy zal der messen nach der zal der zungenn
ader gelegenheit der stellenn zu haltenn und zu rich-
tenn. Wo aber nicht communicantes seyn, lassen
myr keyn eynczeliche messe yn keynerley wege hal-
tenn von wegenn mancher erschreklicher mysbre-
üch, so der Satanas durch seyne dierner uns argly-
stiklichen eyngepyldt hatt, von welcher yn andrer
geschryfft genugsam gehandelt ist worden.
Sonder yn der messe zu vorpringenn (an den got-
losen canonem und etliche heuchlerische gokel-
werk23 ader gesteltnüs) geprauchen myr gewonlicher
gesenge nach der czeytt und gar nichts yn solchen
dingenn, so dy erste kyrche gehalten hat, gewandelt
habenn, alleyn das myr nach der epistel zu zeytten
lassenn singenn etliche Teutsche geseng, zu zeyttenn
k Korrigiert aus: yn allenn ortenn.
22 Vgl. 1Kor 10,14-18.
23 Gaukelei, Blendwerk (nordsiebenbürgisch); SSWb III,
S. 40.
auch etliche gewonlichenn, so nit der geschrifft wi-
der seyn. In stat aber der epistelenn ader evangely
wirt gelesenn zum volk eyn gancz caput des newenn
testaments, darnach wirt gesungen der glaubenn yn
unser czungenn, auch zu czeitenn Lateinisch. Nach
der prefacion mitsampt yrem gesangt lyst man eyn
kurcz gedechtnus des todts des Herrenn und das pa-
ter noster. Darnach keret sych der dyener kegen das
volk und spricht mit heller stymmenn yn Teutscher
czungenn dy wort des testaments aus der schrifft
über dye partikel des brots, so nach der zall der par-
ticipanten bereyt seyn, wanwarumb am andrenn tag
vor dem, so man das abentmal des Herrenn begeen
will, ader am selbenn tag dy communicanten sych
dem dyener eynczeigenn, auf das er wys nach yrer
zall das prott und denn weyn zu vorschaffenn. Nach
der consecracion hebt an der kör zu syngenn: Jesus
Christus24 und der gleichen Teutsche geseng, und
das geschicht also lang, bys das alle communicanten
durch die dyener abgefertigt seynt, welcher eyner,
zur rechten seyttenn des altars steent, das corpus
reycht, und der ander auff der andrer seitenn das
pluet. Wiewol wen wenig communicanten zu tret-
ten, lest man sich auff genügenn mit eynem dyener.
Solche alle dyng mit danksagunge und gebenedey-
ung des volks werdenn vollendet.
[5.] Von den andren cerymonien
Wo aber nach gewonlicher zeit communicantes nicht
vorhanten seyn, so begeet man keyn ampt der mes-
se, sonder yn yre stell zum ersten wirt gesungenn
eyn deutsch psalmus und nach der collecten eyn et-
liche Christliche sequencz ader tract mit eyner lec-
tion eynes capitels aus | 4 v | dem newenn testament
mitsampt dem patrem und pater noster25, nach wel-
chen singkt man suffragia mancherlay anlygenn und
notturfft halbenn, doch gancz und gar ausgelassenn
alle weg und überall der creaturen anruffungenn,
durch welchen dy wolthat Christi mechtiklichen
24 Offenbar Martin Luthers: Jesus Christus, unser Heiland;
Luther, AWA 4, Nr. 6.
25 Das apostolische Glaubensbekenntnis, BSLK, S. 21, und
das Vaterunser; Mt 6,9-13.
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essenenn genommenn, dy umbsteende zue seer nicht
sat machen kan, sonder eynem yeczlichen ist von
nötenn seyn eygene speys.
[4.] Von der offembarlicher meeß
In der haltung der messe habenn myr nach geffolget
gemeynen prauch evangelischer kyrchenn und mey-
nen von solchem nit ab zu steenn, nicht das do we-
renn uberalk als manch stell als manch ordnung als
dan vormals gescheen ist, wiewol Christenlicher ey-
nikeit nyemermer nye nichts grössers (leider) ent-
gegen gewesenn ist, wanwarumb es ist entlich eyn
Christus, eyn Geist, eyn tauffe, eyn Vatter aller-
meyniklichen, Got. Und synttemal myr alle eynes
protts und eynes kelchs theilhafftig werdenn sol-
lenn22, nach altem herkommen exempel meynen myr
mit nichten, solch misterium ader geheymnus an ey-
nem | 4 r | manichmal zu erholenn ader brauchenn,
sonder das eyne offembarliche gmeyne messe an ey-
nem tag eyner kyrchen ader gemeynenn (wie gros sy
sey) genugsam seyn soll. So aber dy manichfeltikeit
der zungenn dem enkegenn wer (syntemal dy wort
Christi eyner yeklicher nacion yn eygener zungenn
vorgesprochenn sollenn werdenn), ist nicht wider
uns, dy zal der messen nach der zal der zungenn
ader gelegenheit der stellenn zu haltenn und zu rich-
tenn. Wo aber nicht communicantes seyn, lassen
myr keyn eynczeliche messe yn keynerley wege hal-
tenn von wegenn mancher erschreklicher mysbre-
üch, so der Satanas durch seyne dierner uns argly-
stiklichen eyngepyldt hatt, von welcher yn andrer
geschryfft genugsam gehandelt ist worden.
Sonder yn der messe zu vorpringenn (an den got-
losen canonem und etliche heuchlerische gokel-
werk23 ader gesteltnüs) geprauchen myr gewonlicher
gesenge nach der czeytt und gar nichts yn solchen
dingenn, so dy erste kyrche gehalten hat, gewandelt
habenn, alleyn das myr nach der epistel zu zeytten
lassenn singenn etliche Teutsche geseng, zu zeyttenn
k Korrigiert aus: yn allenn ortenn.
22 Vgl. 1Kor 10,14-18.
23 Gaukelei, Blendwerk (nordsiebenbürgisch); SSWb III,
S. 40.
auch etliche gewonlichenn, so nit der geschrifft wi-
der seyn. In stat aber der epistelenn ader evangely
wirt gelesenn zum volk eyn gancz caput des newenn
testaments, darnach wirt gesungen der glaubenn yn
unser czungenn, auch zu czeitenn Lateinisch. Nach
der prefacion mitsampt yrem gesangt lyst man eyn
kurcz gedechtnus des todts des Herrenn und das pa-
ter noster. Darnach keret sych der dyener kegen das
volk und spricht mit heller stymmenn yn Teutscher
czungenn dy wort des testaments aus der schrifft
über dye partikel des brots, so nach der zall der par-
ticipanten bereyt seyn, wanwarumb am andrenn tag
vor dem, so man das abentmal des Herrenn begeen
will, ader am selbenn tag dy communicanten sych
dem dyener eynczeigenn, auf das er wys nach yrer
zall das prott und denn weyn zu vorschaffenn. Nach
der consecracion hebt an der kör zu syngenn: Jesus
Christus24 und der gleichen Teutsche geseng, und
das geschicht also lang, bys das alle communicanten
durch die dyener abgefertigt seynt, welcher eyner,
zur rechten seyttenn des altars steent, das corpus
reycht, und der ander auff der andrer seitenn das
pluet. Wiewol wen wenig communicanten zu tret-
ten, lest man sich auff genügenn mit eynem dyener.
Solche alle dyng mit danksagunge und gebenedey-
ung des volks werdenn vollendet.
[5.] Von den andren cerymonien
Wo aber nach gewonlicher zeit communicantes nicht
vorhanten seyn, so begeet man keyn ampt der mes-
se, sonder yn yre stell zum ersten wirt gesungenn
eyn deutsch psalmus und nach der collecten eyn et-
liche Christliche sequencz ader tract mit eyner lec-
tion eynes capitels aus | 4 v | dem newenn testament
mitsampt dem patrem und pater noster25, nach wel-
chen singkt man suffragia mancherlay anlygenn und
notturfft halbenn, doch gancz und gar ausgelassenn
alle weg und überall der creaturen anruffungenn,
durch welchen dy wolthat Christi mechtiklichen
24 Offenbar Martin Luthers: Jesus Christus, unser Heiland;
Luther, AWA 4, Nr. 6.
25 Das apostolische Glaubensbekenntnis, BSLK, S. 21, und
das Vaterunser; Mt 6,9-13.
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