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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0048
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Das Herzogthum Preussen.

18) Die bruderschaften und gilden sollen ihre
stiftungen nicht auf die messe, sondern zu unter-
haltung der armen und anderen gottseligen ge-
bräuchen wenden und legen.
19) Die tägliche messe ist ein greuel gottes ;
darum soll sie forthin in keiner kirche und nirgends
gehalten werden.
20) Der zum heiligen nachtmahl gehen will,
der lasse sich den priester, seinen beichtvater,
aus gottes wort berichten und berichte sich auch

selbst, wie er brod und wein nach Christi ein-
setzung in beiderlei gestalt nehmen und ge-
messen soll.
21) Ob jemand meinet, dass er für seine sünde
selbst satisfaction thuen und ohne Christi verdienst
sich salvieren könnte, anathema esto, der sei ver-
maledeiet!
22) Allen pfaffen und mönchen (und) nonnen
ist unverboten, ihren orden zu verlassen und in
den ehestand zu treten.“

2. Artikel der ceremonien und anderer kirchen ordnung. Vom 10. Dezember 1525.
[Nach dem Originaldruck Königsberg. Hans Weinreich 1526. Vgl. oben S. 6.]

Von gots gnaden wir Georg zu Samland, und
Erkardt zu Pomesan, bischofe etc. embieten allen
und jeglichen unserer bischthumben christlichen
gemeinen oder kirchspilen, und dinern derselbigen,
gnade und fride in Christo unserm herrn und
erzhirten.
Lieben brüder, dieweil uns amts halben
gebürt mit sorgen zu wachen und aufzusehen
auf das geistliche regiment und gute ordnung der
kirchen, welchs aber darinne stehet, das gots wort
rechtschaffen und zur besserung geprediget, und
daraus andere äüsserliche kirchen ordnung form-
lich gefurt und gehalten werden. So verhoffen
wir, ihr sollet alle neben uns den fleiss haben,
damit fur allen dingen das theur wort gottis uns
zu diesen zeiten gnediglichen und reichlichen von
gote vorlihen, seinen gang habe und frucht bringe.
Aber dieselbigen äüsserlichen kirchen ordnung,
darin denn durch geiz, gleisnerei und blindheit
vil verkerter weise ein zeitlang eingefurt sein,
nach dem worte gottis in besserung zu stellen,
haben wir von euern wegen, und euch allen zu
gut, auf uns nemen müssen, und hirinne mit rathe
unserer mitbrüdere, der prediger zu Königsberg,
und bewegung aller umstende, nachvolgende ord-
nung begriffen, dieselben dem durchleüchten hoch-
gebornen fürsten und herrn, herrn Albrechten,
marggrafen zu Brandenburg, in Preussen, zu Stetin,
Pomern, der Cassuben und Wenden herzog, burg-
grafen zu Nürmberg, und Pürsten zu Rügen,
unserm gnedigsten herrn samt dem verordenten
ausschus des ganzen fürstenthums, auf dem land-
tag zu Königsberg im December des fünfzehen-
hundersten und fünfundzwenzigsten jares gehalten,
furgetragen. Wie dann auch alsdann solche unsere
ordnung einheliglich, fur gut angesehen, bewilligt
und angenommen ist. Nicht das hiemit so vil
unsere ordnung belanget der christlichen freiheit
zuentgegen einiche not oder gezwang gemacht, und
also den gewissen, wie vormals durch menschen
satzung geschehen, stricke gelegt werden sollen,
sonder alleine das wir hierinne als durch ein
bürgerliche willkörliche ordnung, formlichen und

ordentlichen, auch so vil es möglichen, einerlei
weise handeln und gebahren mögen, angesehen das
solche eüsserliche cerimonien und geberde zum
teil von unserm heiland Christo selbst aufgesetzt,
als nemlichen die heiligen sacrament der tauf und
seines leibs und blutes etc. auch etliche sonst in
der schrift gegründet als ehe, und ehe Scheidung,
darinne dann ane das nimands anders dann nach
dem worte zuhandelen macht hat. Zum theil
aber eines unstreflichen alten herkommens, und
den kindischen schwachen christen, wie dann der
merertheil befunden wirt, zu guter eüsserlichen
anreizung dienstlich und notwendig sein, und der-
halben je nicht mügen gar verachtet und abgethan
werden. Aber doch nicht sollen mit unformlichen
missbrauchen behengt bleiben. Ist derwegen unser
gütlichs begern und christlich vermanung, wöllet
zu ehren dem göttlichen worte und christlicher
einigkeit, in solche gute ordnung gutwilliglichen
und einmütiglich treten, und, wie uns der heilige
Paulus lernet, in allen dingen ordenlich gebaren.
Artikel der ceremonien und anderer
kirchen ordnung.
Erstlichen damit die biblische schrift so vil
bekanter unter dem christen volk werden müge,
und sonderlichen die jenigen, so in künftigen
zeiten prediger werden sollen, bei der heiligen
geschrift aufgezogen werden, soll die ganze biblische
schrift in metten, messe, und vesper ordentlich
capitel weise eingeteilt und gelesen werden an
den orten do man es füglichen thun kann, denn
die anderen mögen nach vormögen hinach greifen,
doch also das man etliche capitel, als von erzelung
der geschlechte, ader volker, oder sonst der-
gleichen im alten testament, so dem volk undienst-
lich , aussen lasse. Auch dieweil solche bücher
noch nicht alle in gut deütsch bracht sein, muss
man die weil in den jenigen, so im druck aus-
gangen sein, sich üben, bissolang die andern auch
gefertiget werden.
Zum andern, dieweil aber solche übung der
 
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