Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0051
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Artikel der ceremonien und anderer kirchen ordnung von 1525.

33

Christi, sagende, nim hin und iss, das ist der
leib, der fur dich gegeben ist, darnach des
gleichen den kelch sprechende, nim hin und trink,
das ist das blut das fur dich vergossen ist.
Under solchem communicirn sol das volk mit
dem chor singen das deütsch lied Jesus Christus
unser heilaut, und nach der communication got
sei gelobet etc.
Darnach sol der priester mit einer deütschen
collecten, und gewonlichem segen oder benediction
beschliessen, wie oben zur metten vorzeichent ist.
In sonderheit von der communion.
Item am sontag und feirtag von wegen der
communicanten ein ganz messe, wie oben vor-
zeichent, zu halten. Aber am werkentag, so nicht
communicanten furhanden, mag man sie singen
bis auf die prefation, welche aber samt den worten
der benediction des brots und weins sol aussen
bleiben, und alleine das vater unser gesungen
werden, darauf pax domini etc. und ane mittel mit
dem segen beschlossen, denn die letzte collect richt
sich gewonlichen auf das empfangen sacrament.
Item an feiertagen sol der diner alhir nach
der metten, oder in anderen flecken sonst zu-
gelegnet zeit, der jenigen, so das hochwirdige
sacrament zuentpfahen gedenken, warten, sie kürz-
lich underrichten, und widerum samtlichen und
sonderlichen nach gelegenheit hören etc. Wie
denn hier von am ende ain form gestelt wirt.
Item es sal niemand kommen, das heilig
sacrament zuentpfahen, er habe sich dann zuvor
am feiertag, wie jetzt angezeigt, oder am werken-
tage, sonst zu bequemer zeit, dem diener erzeigt,
denn dis hochwirdig sacrament nicht in gemeine
under den haufen zu werfen oder geben ist, wie
das wort oder predig, sondern allein den jenigen,
so sich als christen beweisen und merken lassen.
Derhalben sollen die communicanten zuvor
ihren hunger und durst auch glauben anzeigen.
Item man sol das volk in den predigen wol
warnen und underrichten, das die jenigen, so in
offenen lastern ligen, on alle besserung, sich als
die unchristen dieses sacraments enthalten, der-
halben auch die communicanten ein eigen stelle
und ort nahent bei dem altar haben sollen, damit
sie von der ganzen gemeine besichtiget werden,
und sich nimand eindringen müge, denn so sich
vorhin erzeigt haben und zugelassen sein.
Und hiemit mag mit guter bescheidenheit
widerum der weg zur rechten christlichen excommu-
nication mit der der zeit bereit werden, doch das
hirinne nichts furgenommen werde ane vor-
gehende warnung, und das die gemeine mit dem
diener das urteil felle.
Item es seint etliche personen, die nicht
Sehling, Kirchenordnungen. IV.

alleine das götlich wort fliehen, sonder auch ver-
spotten und lestern, begern dennach gewaltig das
sacrament von den dienern, wollen aber nicht
einiche rechenschaft geben ihres glaubens oder
besserung, diesen sol man die fahr ihrer seien
seligkeit, und das sie dis sacrament zum verdamnis
genissen, anzeigen, und sie freündlichen mit gottis
wort unterweissen, wil es nicht an ihnen helfen,
ist ihnen das sacrament nicht zureichen.
Item es kommen alhier zu Königsberg und
an etlichen andern orten zu grosen festen die
undeütschen mit haufen, auch mit jungem gesinde,
begern alle des sacraments und dringen sich ein,
diesen muss man einen tolken bestellen, der auf
solche fest ihnen zuvor, in ihrer zungen, guten
fleisigen bericht thu, auch darnach widerum von
ihnen bericht neme, das man wisse, was sie suchen
und glauben.
Von gefessen des sacraments.
Im Thumb, dergleichen in der Altenstadt,
alhier zu Königsberg, bedarf man in ygliche
pfarre drei kleine kelch, zwene für die kranken,
von wegen etlicher unreinen und vorlippender
kranken, und den dritten kelch am sontag fur
die communicanten.
Item in einer yglichen genanten pfarkirchen
einen grossen kelch zu einem stauf1) oder andert-
halben auf grosse fest zur mennige des volks zu
brauchen, als auf ostern, pfingsten etc. Doch
zuvor hütten, das solche kelch nicht zu weit-
schweifig sein, daraus man denn nicht wol ane
vorgiessung und vorehrung trinken oder gissen kan.
Item ein grosse silbern oder ander kandel
die man neben dem kelch auf solche fest zu-
brauchen hett, welch gefesse man billich sonst zu
nichts anders brauchen solt, darnach mag man sich
auch wol an anderen orten, wo vil volks ist, richten.
Item das sacrament nicht einzusperren, sondern,
bei den kranken zubenediciren, also das der
diener brot und wein mit ihm neme, damit der
kranke die heilsamen wort anhöre.
Hiebei hat man den pfarrern im synodo ein
wenig weiter zusagen, wie ihnen auch die ganze
andere ordenung muss durch solche visitation ver-
kündiget und ercleret werden.
Vom tauf.
Die tauf sol gescheen in der kirchen wie
vor, alleine in lauterem wasser, darzu im gewon-
lichen taufstein erhalten, welchs mag verneuet
werden, so oft es von nöten ist, und bedarf
nicht der osterlichen alten ceremonien, auch keines
öls oder cresems, und sol in alwege in deütscher
bekanter zungen geschehen, mit den gewonlichen
1) Stauf = Becher ohne Fuss.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften