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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0058
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40

Das Herzogthum Preussen.

Von den zinsern der gaistlichen lehen,
gillen und brüderschaften.
Dweil die jenigen, so ihre guter an die gaist-
liche leben, gillen und bruderschaften vor der zeit
gewandt und gegeben, der mainung, das es an
die ehre gots solt gekert sein worden, getan
haben. So ist es doch bisher an die ort, do
gottes ere wenig gesucht, gewandt. Derbalben
wollen wir hierauf ernstlich gepoten und be-
volen haben, dass solche zinser, sie sein an liegen-
den grunden oder andern, nochmals an die rechte
ere gottes, das ist armen und durftigen mitgeteilt,
in den casten gelegt und mit willen und wissen
des leben hern an demselben ort, do die lehne,
gillen und bruderschaften gelegen, ausgeteilt
werden.
Wo aber die zinser und guter sich so hoch
erstrecken würden und an denselben orten der armen
nit so vil, mag man solchs an andere ort nach unser
als der oberherschaft erkenntnis ausgeteilt werden.
Wir wollen auch, das die besitzer derselben
lehen mit gewalt davon nicht gedrungen werden,
und wo eins teils davon mit gewalt entsetzt, die
alt und nicht arbeiten möchten, dieselben (damit
si aus christlicher lieb ir leben lang iren enthalt
haben mögen) wider einzusetzen. Es wer dan
sach, das sie nit bestetigte lehen gehabt, dan die
zinser der lehen, so nit auf ligenden grunden sein,
sollen dem lehenhern pleiben.
Und so etliche zinser do der besitzer des
lehens noch vorhanden, hinfuro abgelöst würden,
soll der besitzer die heübtsumma der ablösung
nicht entpfahen, sonder die vorsteher des gemeinen
castens, die als dan demselbigen besitzer, jerlichen
zu seinen lebtagen, so vil zins als ihn zugeben
zugehört, überreichen sollen.
Es sollen auch die austendische schulden zu
den lehen, gillen und brüderschaften, so wol aufm
land als in steten widerum entricht und bezalt.
werden. Es wer dann sach, das etlichen aufm
land, den ihre güter im krieg vorhert und vor-
brandt oder sonst im annut kemen, von der ober-
keit oder herrschaft, damit sie die wüsten güter
destatlicher widerum erbauen möchten, ein noch-
lassung beschehen. Derselb oder dieselben, wie
sie anders in solchem vormügen sein, sollen das
uberig bezalen. Wo sie aber so unvermögende,
und man es doch one das armen leüten über-
reichen sol, das man ihn solchs gar oder eins
teils nach der herrschaft erkenntnis bleiben lasse.
Wo aber derjenig, der den zins heben sol,
es sei aufm land oder in steten, gleich so wol
mit armut als der schuldner beladen, das als dann
dardurch ein messigung und einsehen beschehe.
Diejenigen aber, die an ihren gütern unvor-
brand und unvorhert, dieselben sollen ihr jerliche

zinser wie volgt neben den hinderstelligen geben.
Als nemlich dieweil bedacht, das solche zinser
bisher zu hohe und unchristlich ersteigert, das
man hinfuro zu Königsberg von dem hundert vier
mark zins und ein mark, mit fünf und zwenzigen
auf dem land aber von hundert fünf mark, und
die mark zins mit zwenzigen vorzinsen und ab-
lösen soll.
Wo aber geldzins von geld gegeben wer
worden, derselbig geldzins oder wücher, es sei
aufm lande oder in stetten, sol zu abkurzüng der
heübtsuma gerechnet werden. Und so jemand
geld auf zins nemen und den zins zu rechter zeit,
seiner vorwilligung nach, nicht thet geben, mit
denselben soll es wie volgt gehalten werden. So
der zinsgeber des unvermögens were sein zins zu-
rechter jarzal und termin nicht zugeben, sol mit
demselben christlicher lieb nach drei jarlang mit-
leiden getregen werden. Doch das er jerlich auf
den rechten termin den zins zu geben dreimal
ermant werde. Und wo er darüber den zins nicht
bezalet, sol nach verscheinung derselben drei jar
sein erbe verkauft und dem vorkaufer oder zins-
heber sein geld on allen rechtsgang, auf einem
haufen, und das uberig dem Zinsmann gegeben
und überreicht werde.
So aber widerkeufige zins auf ligenden gründen,
und erbgütern vor aufrichtung diser gemeiner
ordnung erkauft worden, die selben sollen lauts
und vermögen der vorschreibungen brief und
sigel, so darüber ausgangen, bezalt werden. Es
wolt dann iemants vom lande oder in stetten ein
christlich brüderlich mitleiden mit seinem zinsman
oder schuldner haben und sich mit abkürzung der
summa des zins, desgleichn der ablösung der
heübsumma, wie in obgemelden artikeln begriffen,
halten und erzeigen.
Dweil wir auch für billich achten, wo der
zinsman an seinen gütern, darauf der zins steht,
schaden, darzu er nicht ursach gegeben, neme
und erlitte, das der zinsheber auch ein ringerung
nachlass, wollen wir, wo sich diser vahl begebe,
das der kaufer oder zinsheber nach wirden und
tax der güter, so vil er der geneust, den schaden
neben dem besitzer leiden und tragen sol.
[Jetzt folgen die Abschnitte: Von widerkeuf-
tigen zinsern uf heusern. Von erbgeld. Von
verbrannten, die erbgeld und zins nennen. Von
grundzinser. Diese Abschnitte bieten kein kirch-
liches Interesse und werden nicht abgedruckt.]
Von zauberei und bockheiligen.
Nachdem zauberei in unserem land und
sonderlich das bockheiligen auf samland an etlichen
orten gemein ist, wollen wir allen unsern amt-
leuten, auch denen vom adel, den rethen und
 
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