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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0068
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Das Herzogthum Preussen.

(des wir uns dann mit nichten versehen) wenig
nachgegangen werde, und die meiste klag der
pfarrer, das sie ihre jerliche besoldung nicht be-
kommen mögen, daher flissen sölle. Demnach
wöllen wir abermals allen und jeden unsern heüpt
und amtleüten auch bevelchstragenden personen,
desgleichen den andern, welche eigene collatur und
des zuthun macht haben, bei ernster straf auf-
erlegt haben, den pfarrern das irige one allen
ausflucht, behelf, beschwerung, und auszuck ein-
zubrengen, und wo jemants dasselbig zugeben
weigern thet, das sie disfals an unser stat, und
von unsert wegen, sölche von der herrschaft,
adel oder ihren underthanen aus unser fürstlichen
öbrigkeit auspfenden und zur bezaluug brengen
söllen, wo aber das nachgelassen und veracht,
unser straf gewiss von uns zugewarten, zu dem,
wann ein pfarrer mit guten grund darthun würde,
das der amtman, lehenherr, oder kirchen veter
an einnemung des pfarrers gebürlichen deputats
seümig gewesen, dasselbig, so viel des hinderstellig
ist, samt darauf gegangenen unkosten, dem pfarrer,
one allen verzug und ausflucht, zuerlegen pflichtig
sein sölle. Aber hinwider, söllen sich in allewege
die pfarrer mit einnemung ires decentins oder
furbite, bürgschaft und anders, so die ungehor-
samen darum gepfendet, gestraft oder eingesetzt
werden, genzlichen und gar enthalten und ent-
schlahen, sonder unsere heüpt und amtleut damit
umgehen. Würde sich aber ein pfarrer uber
sölche gnedige günstige verwarnung des under-
stehen und annemen, sol man ihme zu seinem ge-
bürlichen decentin zuhelfen nicht schüldig, sonder
inen sölchs selbst einbrengen lassen. Und ob
unsern heüpt und amtleuten, auch bevelchhabern
hierinnen, als wir uns nicht verhoffen wöllen,
wegerung oder einiger ungehorsam von jemants
von der herschaft, adel und andern begegnen,
söl uns sölchs durch sie angezeigt werden, damit
wir uns gegen demselben ungehorsamen der gebür
zuhalten haben.
Und zu diesem geld einzunemen, wöllen wir
einen jeden lehenherrn neben den kirchvetern,
auf die zeit als man vor den decem geben hat,
verordent haben, davon dem pfarrer auf dem land
zu den vier kirch huben sein unterhaltung, wie
oben gemelt, jerlichen zu überreichen, und das
übrig in den gemeinen kasten legen, zu unter-
haltung des kirchen baus und armer leut, und
söllen dieselben alle jar vor dem amtman oder
lehenherrn samt den pfarrer und eltesten eins
jeden kirchspils rechnung thun. So auch an
denselben orten kein edelman, der durch brand
oder ander noth in armut kommen, also, dass
er sein kinder nicht auszugeben hett, den-
selben sol mit willen der herrschaft oder der
jenigen, so für den kasten raten, ein zimlichs

jerlichen wider von ihn zuheben, furgestreckt
werden.
Und nachdem befunden, das die caplan,
schulmeister, tolken und glöckner, mehr dann an
einem ort den pfarrern zu wider, auch die pfar-
kinder einem pfarrer ungönstig machen, wollen
wir, das hinfuran keine von den jetzt ernenten
personen zum kirchendinst auf genomen werde,
es geschee dann mit wissen und willen des
pfarrers, sie söllen sich auch gegen einem pfarrer
in dem, wes ihr amt und die kirchen belangt,
auch sonsten keinem andern zimlichs und gebür-
lichs gehorsams erzeigen. Gleichfals sölle der
pfarrer sie auch freundlich, leütlich und christlich
halten. Würde nun einer sich in dem gegen dem
pfarrer ungebürlich beweisen und strafwirdig be-
funden, sölle der caplan von den herren prelaten,
der tolk von seiner herrschaft darunter er gesessen,
und der schulmeister von dem lehensherrn, nach
verdienst und gebürlich gestraft, aber der schul-
meister sölle, durch eines jeden kirchspils sonder-
lich zuschus, nach erkentnus und gelegenheit des-
selben unterhalten werden.
Und söllen die pfarrer hierüber das volk mit
andern aufflagen, als beicht, leut, tauf, geld, vier-
zehen pfennig opfer und anderm nicht mehr be-
schweren , herwiderum sol auch kein pfarrer mit
irkeiner anlag, dann mit dem hirten lohn, be-
kümmert werden.
Wo aber kein hirt vorhanden, und die nach-
parn zech weis um hüeten, sol der pfarrer, des-
selben entnommen sein und ihme gleichwol sein, samt
dem gemeinen vihe, von den nachparn gehüt werden.
Die vierzehen pfennig oder zwen schilling
aber, wie jetzt im gebrauch, sol niemants zugeben
schüldig sein, allein die dienstboten, so um einen
genanten jar lohn dienen, welch geld die kirchen-
veter empfahen, und in gemeinen kasten einlegen
söllen, Wo aber der pfarrer sein fünfzig mark
nicht vol hat, sol daselbig geld den pfarrern uber-
antwort werden, zu besserer ihrer unterhaltung
und aufwartung ihres amts.
Item, wo die kirchen ihre kue, schaf und
binen bei den pauren haben, söllen der kirchen
die nützung davon, auch dieselben küe, schaf
und binen mit nichten durch der pauern her-
schaft, oder die paurn selbst entzogen werden,
sondern in allwegen bei der kirchen bleiben.
Desgleichen, wo jemants von der herschaft, adel,
oder denen in steten sölche binen von der kirchen
zu sich gezogen, die söllen der kirch wider um
zugeordent oder zugewandt werden.
Wir wöllen auch, wo jemants geld oder gelds
wertli aus den kirchen gelihen und angenommen,
dieselbig schult sol er der kirchen ufs erste er-
legen, oder noch landes gewonheit jerlichen, bis
 
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