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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0070
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52

Das Herzogthum Preussen.

halben die tafeln zu erhaltung der kirchen, pfarr-
heüser, gebeüden und eines tolkens, wie von alters !
herkomen, verordent und gehalten werden, mit
erinnerung und guter vermanung, itzo durch die
herren bischof, und hernach durch die pfarrer,
das sie sölche beu, als ihr gemeine notdurftige
heuser, deren sie oder ihre nachkomen mit
nichten entberen können oder mögen, zuerhalden
schuldig.
Zu dem wöllen und ordenen wir, das alle
pfarrer und diener des götlichen worts durch alle
obrigkeit und unsere amtleüte, hohes oder nider
standes, wie die namen haben, und in unserm
herzogthum preüssen wonen söllen, vor aller ge-
walt und unrecht nicht allein geschützt und be-
schirmet, sonder auch von menniglich geehret und
gefördert, auch das kein pfarrer durch seine
obrigkeit, oder unser amtleüt zu etwas anders,
dann zu dem dienst des worts und volks mit
beuelich gedrungen oder beladen werden.
Es soll auch kein pfarrer one grosse ursache
und ane seinen guten willen verpflicht sein,
eelicher treüung oder der taufe halben seinen
pfarkindern nachzuziehen, sonder es söllen sölche
eeliche treüung, und die taufe in der kirchen,
die hierzu geordent, gehandelt werden. Wue
aber ursachen vorfallen, dardurch sölchs anders
gesucht und gebeten, darinne sol sich ein itzlicher
pfarrer der gebür halten.
Es sol auch eine jede kirche mit vorstendigen
getreuen kirchen vetern vorsehen werden, die
allenthalben in der kirchen sachen vleissig sein,
und das kirchen gerethe, so nicht notdurftig, nicht
verderben lassen, sunder zu nutz der kirchen
oder armut verkaufen.
Nachdem auch unsere prelaten und prediger,
als fürer des wort gots, etliche besondere artikel
den eüsserlichen gotsdienst belangende, so auch
in der schrift gegründt, ausgehen werden lassen,
wöllen wir derhalben von euch allen und jeden,
in sonderheit unseren underthanen hohes oder
nider stands ernstlich begert haben, die selbige
mit ehrerbietung, wie an im selbs billich, christ-
lich anzunemen und nicht zuverachten, sonder
derselben undertheniglichen in allen puncten und
artikeln, wie die mit unterscheid und nach ge-
legenheit der örter begriffen, halten. Wo aber
jemants dagegen, des wir uns in keinen weg vor-
sehen, freuenlich oder mutwillig handeln würd,
gegen denen oder die, so sölchs ubertreten, wöllen
wir uns mit ernster straf, die wir uns auch alweg
hiermit vorbehalten, beweisen.
Item, die kirchen ceremonien, söllen in
unserm herzogthum allenthalben gleichförmig ge-
halten werden, laut der gedruckten ordnung.

Von der visitation.
Nachdem christliche ordenunge, so wol von
pfarrern als pfarkindern, one aufseher nicht wol
bestendig erhalten werden können, in anmerkung,
das der teüfel keinem werk feinder, dann, do
das wort gottes, christlich ehre, und lere eintrechtig
getrieben und gehört, auch wo sölche aufsehung
nicht beschicht, alle unchristliche übung, durch
denselben gepflanzet, und allerlei irthum ein-
gewürkt wirdet, sölchem aber zuvorkommen, wöllen
wir, neben dem, das es christlich und notwendig,
das fur allen dingen, die herrn bischofe, alle jar
jerlichen, oder je zum wenigsten uber das ander
jar vleissig visitiren.
Wo sie aber eigner person aus krankheit
ihres leibes nicht umziehen könten, das sie
frome, verstendige, erbare, bescheidene, gutherzige
personen an ihre stat zur visitation verordnen,
welche auf die kirchen widmen und kirchen ge-
beüden, das die in wesentlichem bau erhalten,
vleissig sehen, desgleichen die pfarrer von wegen
der lahr und die pfarkinder im glauben, beten,
sacramenten, christlichen ceremonien, und wie sie
im christenthum geschickt sein, eigentlich er-
kündigen, daneben die gebrechen derselben in der
güte verhören, strafen, lernen, underrichten, und
die hendel ordentlicher gebürlicher weis ent-
scheiden. Wie das alles schickerlich nach not-
durft zufragen und zuerkündigen, auch wes mer
nötig in der visitation zu handelen, wöllen wir
der bescheidenheit eines itzlichen bischofs hiemit
anheims gesetzt haben, ungezweifelt sie als christ-
liche prelaten, sich hierin ihrem amt nach christ-
lich vleissig und unvorweislich halten werden.
Aber mit dem unkosten und unterhaltung der
visitation sölle es, wie sölchs allenthalben unsern
amtleuten in allen kirchspilen zuhalten bevelch
auferlegt, bleiben.
Von herbergen.
Uns is auch nicht zuentgegen, wo die kirch-
spilen also nahe an unsern heüsern gelegen, und
die herren bischofe in der pfarrer, schultzen
heusern oder krügen zu verhör und verrichtung
des volks oder fürfallender gebrechen keine be-
quemickeit haben könten, das ihnen alsdann unser
haus für ihre personen darzu gegönt werde, wann
sie aber ihre lager in den pfarren, schultzen
heüsern oder krügen haben möchten, söllen sie
der orth ihre sachen, das sie umb so viel schleü-
niger vortgehen, da man auch bei der hand, die
kirchen gebeüde, pfarhöfe und wes dem anhengig,
besichtigen, und alle gebrechen in gegenwertig-
keit des volks so viel statlicher hinzulegen, für-
nemen. Wir wöllen auch in alle wege, unserer
 
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