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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0074
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56

Das Herzogthum Preussen.

schleifen, welche bues oder straf der obrigkeit
in erkenntnus heimgestalt.
Würde dann weder gut noch arges, weder
glimpf noch straf an den ehelichen, so von ein-
ander gelofen, und nicht widerumb zuhauf sich
brengen wölten lassen, die sol man für die bischof
oder ihre official weisen, das sie zu tisch und
bette von einander gescheiden werden, doch beide
ferner nicht freien noch sich freien lassen, sonder
also bleiben, bis sie die not widerumb zu hauf
treibt, woe nicht, und eines oder beide in ehe-
bruch gefallen, söllen on alle gnad, wie sich zu
rechte eigent und gebueret gestraft werden.
Uneheliche leut, so beieinander offentlich
wonen, söllen mit nichten gelitten werden, sonder
von allen und jeden herrschaften, heubt und
amptleuten, auch in den stetten durch die bürger-
meister und eltesten (weil sie unpflichtig, und
sich nicht treuen lassen) von stund an statlich
von einander getrieben werden. So sie dann
nicht von einander wollten, ihnen ernstlich ge-
bieten, aus dem fürstenthumb und land zuziehen.
So sie dann widerkommen, oder anderstwo
in diesem fürstenthumb und landen betreten, das
andermal ermanen, und, wie vor, weg heissen
ziehen. Ob sie dann das drittmal noch un-
gehorsam befunden, alsdan söl man sie in ge-
fengnus legen, und etlich tag also jedes sönder-
lich liegen lassen, darnach eins zu diesem thor,

das ander zu dem andern thor hinaus weisen,
also das keins von dem andern wisse, damit fur-
komen, das sie sich nicht dermassen anderstwo
unehelich zuhauffen verfuegen, so vil müglich.
Letzlichen söllen auch diejenigen, so ehe-
brecherei anrichten und stiften, rathen und helfen,
haus, herberge und underschleifung darzu ver-
leihen, wissentlich und fursetzlich, nichts weniger
eben mit gleicher straf als die ehebrecher selbst
gestraft werden.
Alhie söllen auch die pfarrer und prediger
das ihre thun, damit das volk lerne got fürchten
und sich fur sölchen übel hüten, dardurch schwer-
lich wider got, wider sich selber, sein eigen oder
eines andern ehegat, und wider ein ganze freund-
schaft wird gebrochen und gesündiget, aufs aller-
schedlichst und schendlichst, darumb auch ein
ganz gemein einer stat oder ganz land manichmal
gestraft und geplagt wird, allermeist aber an den
ehebrecher selber die straf nicht nachbleibet,
stehe lang oder kurz an.
Von den unvorsichtigen eltern, so bisweilen
ire kinder im bet erstecken oder erdrücken. Ein
ander fall des todschlags. Ordnung der kleidung.
[Prelaten und herrschaft. Der prelaten und herr-
schaften frauen. Die vom adel u. s. w.] Die
folgenden artikel sind rein polizeilicher Natur,
darunter das Verbot der Zauberei und der Bock-
heiligung.

9. Verordnung gegen abergläubische Missbräuche. 24. November 1541.
[Nach dem Originaldruck. Vgl. oben S. 20.]

Von gottes gnaden wir Albrecht, marggraf zu
Brandenburg, in Preüssen, zu Stettin, Pommern,
der cassuben und wenden herzog, burggrave zu
Nürmberg und fürst zu Rügen. Nachdem an uns
fur glaubwirdig gelangt, als sölten an etzlichen
örtern unsers fürstenthumbs noch allerlei irthumb
und miszbreüch, sönderlich mit opferung der
wichsenen bilder in menschlicher gestalt, auch
sönst anderer unvornümftiger thier, nichts minder
wichsene krenze, welche die breüth, wann sie zur
treühung gehen, und etwan andere personen fur
ihre krankheit und minderwertigkeit zur kirchen
bringen und opfern, auch andere dergleiche ab-
göttische miszbreüche üben und treiben söllen.
Und wiewol, als wir daneben bericht, die pfarrer
und kirchendiener ihres höchstes vleisses in ihren
predigen wider sölche abgötterei und miszbreüche
streiten und widerfechten, auch die leut davon
abzustehen leren und ermanen, welchs doch alles
(wie an uns gelangt) nicht helfen. Derwegen uns,
als der christlichen obrigkeit, mit gutem, reifem
rhat hierin notwendige einsehung zuhaben ge-
büren wil, bevelen demnach ernstlich allen und

jeden pfarrern, predigern und kirchendienern, das
ihr an eurem vorgerümbten höchsten vleis und
ernst gar nichts wollet erwinden lassen, sonder
fur und fur wider dieselbige gotlestrige abgötterei
und schendliche miszbreüch prediget, und das un-
vorstendige volk davon mit glimpflichen guten
erbarn und heilsamen grüntlichen berichten der
heiligen schrift, das sölchs ganz abgötterisch und
stracks wieder die zehen, sonderlich aber das erste
gebot sei. Derhalben uns dasselbe mit nichten
zuleiden, wir wolten uns dann solcher abgötterei
(dafur uns der almechtige gnediglichen behüete) auch
theilhaftig machen, unterweiset, auch nicht ge-
stadtet und zulasset, mit sölchem anhang und ge-
treulicher warnung, woe hinfurt jemand gefunden
oder darüber betroffen, nemlich, der sölche
wichsene bilder, krenz oder licht, es sei was es
wölle, zum treuen oder sonst in die kirchen
bringen oder aufopfern würde, das darauf etzliche
gotfürchtige und getreue leut söllen bestelt werden,
die sölchs nicht gestadten, sönder weren, auch im
fal unsern amptsvorwaltenden personen pflichtig
sein söllen, unangezeigt nicht zulassen, welche
 
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