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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0076
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Das Herzogthum Preussen.

sambt den kindern und hausgesinde, so viel des
von hause zuentberen, und das wort gottes alters
halben begreifen können, alle sontage und hohe
feste, in welchen man das wort gottes zu predigen
pfleget, gegen kirchen gehen, reiten oder fahren,
und das ambt mit sambt der predigt abwarten,
sich auch davon kein wetter oder ursachen, dann
ehehafte noth, die zuerweisen, abhalten lassen. Do
aber einer von unsern heupt- und ambtleuten,
auch bevehlchhabern, nichts minder der herr-
schaft, ritterschaft und adel, hierinnen seumig und
unsers bevehlchs, auch christlichen vermanungen
verechtlich befunden, der oder die söllen, der
kirchen zum besten, auf anhalten der kirchen veter
zum ersten mal eine vierdung ablegen. Wann er
oder die zum andern mal strafwürdig befunden, sölle
die strafe umb einen vierdung erhöhet sein. Zum
dritten mal aber eine mark geben. So nun von
iemands sölche strafen verechtlichen angemerket
würde, und über die dritten straf, dannoch von
kirchen ohne ursachen bleiben, dem oder denen
wöllen wir die gebürenden und harte leibes
strafen aufzulegen uns vorbehalten haben, ver-
hofflichen, es wird sich ein ietzlicher von unsern
heupt- und ambtleuten, auch befehlhabern, des-
gleichen der herrschaft, ritterschaft und adel, also
in diesen stücken halten, darob die strafen nach-
bleiben mögen, auch sie ihrem stand und ambt
nach dem armen manne mit guten exempeln
besserlich vorgehen, des gott bei ihnen und den
ihrigen ein vergelter sein wird. Wo dann ein
burger, paur und andere gemeine insessen unseres
fürstenthumbs Preussen am kirchgang ohne ee-
haften ursachen lessig sein würde, und nicht der-
gestalt, wie von unsern heupt- und ambtleuten,
auch bevelchhabenden personen, und der herr-
schaft, ritterschaft und adel gegen kirchen zu-
kommen, gesatzt und geordenet gehen, so sölle der
verbrechende alsbald zum erstenmal einen groschen
der kirchen zu gut erlegen, zum andern mal zwene,
zum dritten mal fünf groschen. Würde über
diese drei strafen irgents einer nichts minder in
seinem bösen sinn beharrende sich nicht bessern,
fur sich selbst gegen kirchen nicht kommen, sein
weib, kinder und hausgesinde dohin nicht schicken,
so sölle einer oder mehr stöcke, nach gelegenheit,
auf dem kirchhof oder in der kirchen mit einem
halseisen, bei einer ietzlichen kirchen gesetzt und
aufgericht werden, an welchen man sölche ver-
echter göttliches und unsers gebots zu strafen.
Im fall die straf auch nicht angesehen, wöllen
wir uns nachfolgendes, die harten leibsstrafen
vorzunehmen, hiemit auch vorbehalten haben,
gnediger zuversicht, ein ieder frommer christ,
sich selbst zu seiner seelen heil, dieses und
anderer stück halben also schicken werde, dass
sölcher strafen nicht nöthig, gott umb gnad bitten

und sein leben bessern, uf dass die göttliche
straf von uns armen sündern abgewendet.
Damit dannocht auf die leute, welche in ein
iedes kirchspiel gewidmet und also viel besser
fleissiger und notturftiger zu sehen, wollen wir in
einer iglichen kirchen eine bank zugerichtet
werde an den ort, da man fast die ganze kirche
sehen kan, uf derselben bank söllen aus einem
ieglichen dorfe einer sizzen, der sölle auf alle
seine nachbarn und nachbarinnen gut acht geben,
ob sie gegen kirchen kommen oder nicht, und
wo iemands aussen blieben, der sölle alsbald die
person, welche zum aufsehen geordnet, so bei der
kirchen ein heuptmann, kemerer oder schreiber,
der einem, wann der nicht aldo, dem edelmann,
so bei der kirchen, kirchenvetern und pfarrherrn
angezeigt werden, die darnach denselben mann
oder frauen vor sich zu bescheiden und die ur-
sachen seines aussenbleibens anzuhören. Do nun
die ehehafte ursachen dargethan, darf es weiters
nichts fragens; weren aber nicht ursachen vor-
handen, die beides der heuptmann, kirchenveter
und pfarrer sembtlichen fur genugsam erkennen
nicht können, sölle die oben ermelte straf, der
verbrechende gehören wem er wölle, unvorzüg-
lichen ihren vortgang haben. Der erste aufseher
sölle in jetzlichem dorfe sein der schultheiss oder
eldeste, und sölle das ambt drei wochen haben,
nach verscheinung der dreier wochen sölle es sein
negster nachpar sein, und also durch das ganze
dorf von haus zu haus umgehen. Wo aber der
aufseher, an dem die zeche ist, krank würde oder
sönsten ehehafte ursachen, dass er seines ambts
mit dem aufsehen nicht abwarten könte, het, sölle
es sein negster nachpar, dem es der schultheiss,
rathmann oder eldeste im dorf anzuzeigen, fur
ihnen thun, doch sobald er wieder aufkommen
oder aber die ursachen der ehehaften abgeschnitten,
sölle er unweigerlichen diesem seinem ambt gleich
andern gnug thun. Uf diese geordnete aufseher
aber, nichts minder unsere heupt- und ambt leute,
auch herrschaft, ritterschaft und adel, söllen der
pfarrer und kirchen veter sehen, und welcher also
von ihnen zur kirchen nicht kömbt, ist es unserer
heupt- oder ambt leute einer, uns, aber von der
herrrschaft, ritterschaft und adel einer, alsbald
unsern heupt- und ambtleuten bei ihren eiden
und pflichten anzuzeigen, domit allerseits die ge-
bührende strafe nicht nachbleibe. Dann wo
iemand sein ambt dergestalt, wie es sich eigent,
nicht treulich und vleissig ausrichten würde, der
sölle mit ernst am leib gestraft werden, dann wir
wöllen in dem allem nichts verlasset wissen. Dass
nun menniglichen zum kirchgang geursacht, so
erinnern, vermahnen, bevehlen und zum überflus
bitten wir gnediglichen alle unsere getreue under-
thane von heupt- und ambtleuten, die von der
 
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