Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0078
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
60

Das Herzogthum Preussen.

wandel erzeigen, domit menniglichen auch die ver-
folger des worts zu spüren, dass sie nicht allein
zuhörer des worts, io vielmehr auch theter erspürt
werden möchten; dann wo einer, wer der auch
were, in sölchen gotteslesterungen und ergerlichen
werken streflich befunden, sölle er von unsern
heubt- und ambtleuten auch bevelchhabenden per-
sonen (dess wir hiemit abermals ihnen zu gemüt
gefurt und dasselbige zu volziehen auferlegt,
auch unsere liebe getreue underthanen von allen
stenden sich treulichen zu hüten, gnediglichen
gewarnet haben wöllen) unweigerlichen in unserer
vorhin derhalben ausgegangener landesordnung
eingeleibter und ausgedruckter peen, gestraft
werden.
Wir sehen auch nicht für ungeraten an,
das in den pfarrkirchen, sönderlichen die etwas
gross, und bei den steten der pfarrer mit wissen
und belieben des heuptmanns oder lehenherrns
und kirchenveter einen tag, zwene, mehr oder
weniger, in der wochen erwele, in welchen tagen
er nicht anders, denn den blossen catechismum
uf das einfeltigiste und schlechteste den armen
einfeltigen, ungeverlichen ein vierthel oder
halbe stunde vortrage, dieselben beten und anders
zum christthumb dienstlich lere, sölche zeit sölle
der pfarrer ankündigen und das volk mit fleiss
darzu vermanen, sie für sich selbst darein kommen,
die kinder und gesinde also viel des zu entbehren
darzuschicken wollten, domit er sie im göttlichen
worte und articeln des christlichen glaubens zu
berichten und im fall, obgleich wenig volks, ja
auch nur zwue personen darein kommen sölten,
so sölle doch der pfarrer sölche zeit nicht ver-
geblichen vorbei gehen lassen, verhofflichen, es
werde das liebe wort gottes ohne frucht nicht
heimkommen.
Die pfarrer söllen in allen kirchen die cere-
monien mit pflegung des ambts gleich halten, wie
sölche ordnungen vergangener jar offentlichen
im druck ausgangen, so iemand die übertreten,
sölle ohne alle gnaden gestrafet werden. Würden
aber sölche abdrücke mangeln, suche ein ietzlicher
pfarrer dieselben bei den geordenten herrn
bischöfen, nichts weniger kein predig thun, taufen
oder sacramenta reichen, es sei dann, sie haben
zum wenigsten einen weissen chorrock an, domit
dannoch hierinnen auch eusserlich ein weltlicher

unterscheid zwischen dem diener des worts, wann
er in seinem ambt ist, und einem andern, der
nicht darzu berufen, zu sehen.
In den steten, dergleichen andern kirch-
spielen, do bei der kirchen viel leute wonen
und der pfarrer die pfarr kinder etwan des sontags
metten, des abends vesper begern würden, ver-
merken thet, sölle der pfarrer die metten und
vesper des sontags und andern christlichen hohen
festen zu halten schuldig sein, und in derselben
metten und vesper etwan eine kurze vermanung
oder lection thun für das gesinde, die sönsten
one das zur kirchen nicht kommen könten. So
aber die stedt sehr volk reich, ist nicht unnücze,
auch alle tage vesper oder metten zu halten, christ-
liche psalmen zu singen und den blossen text der
biblien zu lesen oder catechismum vorzutragen,
wie dann ein ietzlicher treuer seelsorger dem allem
mit rathe seines lehensherren und kirchen veter
gute mass zu halten und zu geben wird wissen.
Dieweil dann uns armen sündern an gottes gnaden
unserer selen heil gelegen und desselben zorn,
dafur er uns alle gnediglichen zu behüten geruhe,
zum höchsten zu förchten und zu meiden, des-
gleichen offenbar ist, auch mit der that teglichen
erspürt, wie ganz erschrecklich alzeit uber die
verechter göttliches gepots und worts seine ernst-
liche rache und strafe ergehen thut, demnach so
wöllen wir hiemit allen und jeden unsern unter-
thanen, wes standes oder würden die sein, solche
oben berürte ordenung gehorsamblichen und unter-
deniglichen zu halten, in dem nicht nachlessig
erscheinen, sönder gentzlichen denselben gemess
zugeleben, endlichen aufgelegt haben.
Wo aber iemands (des wir uns doch in an-
merkung christlicher forcht, liebe und pflicht keines
weges versehen) hierinnen wider wertig ver-
merkt würde, der sölle nach vermöge bei eines
ietzlichen articels ausgedruckter peen unnachlessig
gestraft und sölche one alle gnaden von ihme
genommen werden, verhofflichen ein jeder werde
sich hierinnen aller christlichen gepür und der-
massen halten, domit der strafen nicht vonnöten
sein würdt, daran geschicht ungezweifelt dem lieben
gott ein dank nemendes werk, wöllen wir es
auch doneben in gnaden erkennen. Actum in
unserm umbzug den ersten Februarii nach Christi
geburth M. D. und im XLIII. jar.

b) Rundschreiben zur Vollziehung des vorstehenden Befehls.
[Nach Jacobson, Anhang Nr. XI.

Von gotts gnaden Albrecht, marggraf zu
Brandenburg in Preussen etc. herzog etc.
Edler, lieber, getreuer, wiewol wir in unserm
gehaltenen und zum teil geendetem umbzuge

Vom 8. April 1543.
Vgl. oben S. 21.]
verhofft betten, dass unsere liebe getreue unter-
thanen so wol in stedten als auf dem lande,
in den zehen geboten glauben, gebet
und heiligen sacramenten (welchs der
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften