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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0082
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Das Herzogthum Preussen.

menschlichen ceremonien gnugsam bei uns durch
gottes wort underweiset, hören und wissen das
die werk, welche an ihnen selbs adiaphora, das
ist mittelding, heissen, als sölche eusserliche weise
und geberde, die nicht in gottes wort geboten,
ader verboten sind, mügen nach gelegenheit ge-
halten oder nachgelassen werden. Dann Christen
söllen nicht heiligkeit ader sünde in sölchen
eüsserlichen dingen suchen oder machen, und
wissen, das sie auch nicht nötig sind zur selig-
keit, und gleich wie unsere widersacher gröblich
irren, die das freie (welche ohne fahr des ge-
wissens nach gelassen wird) mit geboten zwingen
oder nötig machen wöllen; also irren auch die rotten-
geister nichts weniger, die eben dasselbige, das zu
brauchen frei ist, verdamlich oder schedlich machen.
So lassen wir nun die widersacher und rottengeister
auf beiden seiten, zur linken und zur rechten,
faren, wie sie wöllen, wir bleiben, vermittelst
göttlicher hülf In via regia, auf der rechten mittel-
bane, darin gottes wort nichts abe ader zugethan
wird, nachdem gott spricht, ihr söllet nichts dar-
zuthun, dass ich euch gebiete, und sölt auch nichts
davon thun etc. Derhalben wöllen wir durch
götliche gnade in der freiheit, damit uns Christus
befreihet hat, bestehen, und uns durch heüchler
ader falsche brüder weder hierzu binden oder
davon bringen lassen. Wie auch der apostel
S. Paulus sölchen falschen brüdern nicht hat eine
stunde weichen wöllen, auf das die warheit des
heiligen evangelii nicht allein bei den Galathern,
sondern auch bei uns und allen christen be-
stünde etc. Weil sölche lere von ceremonien
unter den christen rein bleibt, und dis licht
scheinet, werden keine stricke des gewissens aus
diesen oder andern dergleichen ordnungen ge-
macht etc.
Was aber die stieftung oder einsetzung des
testaments ader abendmahls unsers herren Christi
betriefft, kan und mag keins weges etwas hierin
von jemands geendert werden, sondern sol und
mus alles aus seinem götlichen bevehl gehen und
allein durch sein eigene wort gehandelt oder ge-
halten werden, darumb soll auch das heuptstück
vom wesen und rechten brauch des sacraments
zu seiner zeit von der canzel vleissig getrieben
werden, sönst das andere alle, als ceremonien,
geseng, kleidung und dergleichen ist weit unter
gottes wort, den glauben und sacrament zusetzen,
wie auch Christus ein herr uber den sabath und
grösser denn der tempel ist. So müssen wir
christen sölcher menschlichen ordnung und cere-
monien herren auch sein, das sie uns nicht uber
das heupt als artikel des glaubens wachsen,
sonder uns underworfen sein und dienen müssen,
wenn, wo, wie und wie lang wir sie uns nützlich
und dienlich erkennen, denn auch der sabath

wie der herre spricht, umb menschen willen,
und nicht der mensch umb des sabats willen ge-
macht ist etc.
Form und weise, so in der mess ader
imabendmal unsers herrn Christi sol
gehalten werden.
Des Sontags.
Zum anfang, an stadt des introits, singt man
der deüdschen psalmen einen, wie auch bishere
alhie im fürstenthumb geschehen ist, nemlich: Es
wolt uns got gnedig sein. Erbarm dich mein, o
herre got. Aus tiefer noth. Ach gott vom himel
sich darein. Wer got nicht mit uns diese zeit.
Es spricht der unweisen mund wol etc. und der-
gleichen psalmen, umb einander abzuwechseln.
In festen aber als Ostern, Pfingsten, Wei-
nachten singe man die eigene introit deütsch oder
lateinisch nach gelegenheit des orts, umb ubung
willen, der jugend, sondern zu Königsberg von
wegen des neu gestiften particulars und der andern
schulen.
Das Kirieleyson nur dreimal lauts der vorigen
ordenung. Der priester aber in gewöhnlichem
alten ader vorigen kirchen kleide, wie es auch
zu Königsberg bisher gehalten ist worden, singt
mit grosser reverenz das Gloria in excelsis deudsch,
Ehre sei got in den höhisten, der chor singt Et
in terra, deudsch oder lateinisch, nach gelegen-
heit als oben vormeldet.
Darauf singt der priester, zum volk gekeret,
Der herr sei mit euch.
Die collecten ader gemeinen gebet söllen
gegen dem altar klar deudsch mit gewönlichem
accent und nach ordenung der zeit, wie bishere
in übung, gelesen werden.
Darauf sol die epistel, wo es die menge des
volks, als zu Königsberg und zu steten fordert,
von der catheder ader predigstuel, sonst aber wo
die kirchen klein und des volks wenig, für den
altar gegen dem volk wol laute, verstentlich und
deudsch gelesen und one accent pronuncirt werden,
damit die wort so viel bass von den umbstendern
vernomen werden.
Zur epistel aber wird zu Königsberg ein
ganz ader halb capitel aus dem Neuen testament
in S. Paulo anzufahen, durch alle episteln der
aposteln und Acta apostolorum gelesen aus ur-
sachen, die von ceremonien hernach verzeichent.
In andern steten und dörfern behelt und
lieset man die epistel, so auf den Sontag von
alters gelesen ist worden, wie sie in den postillen
verzeichent. Und dis hat auch sein ursach. In
hohen festen aber lieset man die verordenten
darzu nach altem brauch.
 
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